Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 112
gekehrt werden die zentralen Probleme, die noch, und das sage ich wirklich mit Befürchtungen, schlimme Auswirkungen haben können. Zu den harmloseren gehört noch die Verkehrsproblematik, besonders durch die Verlängerung der Fan-Meile bis zur Oper verschärft, die einen Verkehrsinfarkt geradezu vorprogrammiert.
Betreffend die betrunkenen Fans auf der Fan-Meile,
meine Damen und Herren, rufen Sie sich in Erinnerung, allein aus dem letzten
Jahr, was im Bereich Hooligans in verschiedenen Städten Europas vorgegangen ist
und was sich abgespielt hat, leider auch in einigen Fällen bei uns in
Österreich. Dann stellen Sie sich ein Aufeinandertreffen der Fans von zwei
Mannschaften bei uns in der Innenstadt, in unmittelbarer Nähe zu Auslagen, zu
Geschäften und so weiter vor, die als besonders gewalttätig bekannt sind. (GR
Karlheinz Hora: Wo sind beim Happel-Stadion Auslagen?) Die Befürchtungen der
Kaufleute sind mehr als berechtigt! (GR Kurt Wagner: Schauen Sie sich keine
Nachrichten an?) Ich sehe nicht, wie man gewaltbereite Hooligans davon abhalten
könnte, hier wirklich schweren Schaden anzurichten (GR Kurt Wagner: Sie schauen
sich keine Nachrichten an!), vor allem deswegen, weil die Vorraussetzungen,
Herr Kollege, zur Bewältigung dieser Probleme fehlen! Fragen Sie Ihre
Polizisten! Es fehlt elementare Grundausstattung! Wir haben nicht einmal genug
Helme für diese Polizisten, geschweige denn ausreichend Schilder,
Arrestantenwagen, nicht einmal genug Rettungswägen! Und da glauben und
behaupten Sie, wir sind darauf vorbereitet! Wir sind es nicht und es wird
höchste Zeit, dass entsprechende Maßnahmen getroffen werden! (GR Karlheinz
Hora: Sie waren in der Regierung!) - Was ist, Herr Kollege? (GR Karlheinz Hora:
Sie waren damals in der Regierung, als diese Politik beschlossen wurde!) Wir
waren in der Regierung vor mittlerweile langer Zeit. Herr Kollege, Sie sind
seit zwei Jahren in der Regierung! Sie tun nichts! Sie tun überhaupt nichts,
außer jetzt zu jammern und groß zu reden! (Beifall bei der FPÖ. - GR Karlheinz
Hora: Kollege Jung, Sie halten sich sehr heraus!)
Sie halten sich sehr heraus! Sie heben die Hände. Sie
wollen nur kassieren! Wien soll kassieren, Wien kann keine Investitionen in dem
Bereich tätigen. Wir müssen etwas tun und jetzt haben Sie einen Bundeskanzler!
Ich weiß, der ist lieber im Ausland. Er fährt in ganz Europa herum, statt sich
um die Probleme hier zu kümmern! (GR Karlheinz Hora: Seit wir bei der EU sind,
ist es unbedingt notwendig, in Europa herumzufahren!) In Österreich gibt er nur
Nachhilfestunden, sonst tut er nichts! Das ist die Realität, Herr Kollege!
Jetzt kommen wir noch zu einem anderen wesentlichen
Bereich, für den ich auch noch die Zeit nützen möchte, um ihn anzusprechen. Das
ist die Frage des Jugendschutzes. Auch hier nur drei Hauptprobleme, die
angesprochen werden sollten: das Komatrinken, das Glücksspiel und wiederum die
Jugendkriminalität, die ich vorhin ohnehin schon erwähnt habe.
Komatrinken: Leider ein ebenfalls explodierendes
Problem bei unseren Jugendlichen, das wahrscheinlich sehr verschiedene Gründe
hat, begonnen von Perspektivlosigkeit in manchen Bereichen, fehlenden Ideen in
manchen Bereichen, auch Idealen, auch Schuld des Elternhauses, aber auch Schuld
der gesamten Gesellschaft. Die Schuld der Gesellschaft liegt vor allem darin,
wenn man Alkoholgenuss zu leicht macht, wenn man die Alkopops sozusagen am
Silbertablett serviert. Es war bis vor Kurzem für jeden Jugendlichen ganz
einfach, in jedem Geschäft Alkopops einzukaufen. Das wurde jetzt zumindest in
den großen Handelsketten erschwert. Hier merkt man von Zeit zu Zeit die
Kontrolle und merkt gewisse Erfolge. Wo das Problem noch offen ist, sind die
Lokale und teilweise auch die Tankstellen. Hier gilt es ganz entschieden, etwas
zu unternehmen! Wenn Sie heute Zigaretten kaufen wollen, dann müssen Sie sich
am Automaten sozusagen ausweisen, Karte hinein. Bei den Alkopops fragt in
vielen Lokalen kein Mensch, aber überhaupt kein Mensch, danach! Die
Vorarlberger Landesregierung hat sich dazu entschlossen, Jugendliche als
Testkäufer einzusetzen und das wird, davon bin ich überzeugt, Wirkung zeigen.
Denn beim zweiten oder dritten Mal wird sich jemand überlegen, ob er an
betrunkene Jugendliche noch Alkohol ausschenkt. Aber hier bei uns heißt es
halt, wo kein Kläger, da kein Richter! Es wird Zeit, Frau Stadträtin, dass auch
hier in Wien Überlegungen in diese Richtung angestellt werden!
Dann zum nächsten Punkt, zum Glücksspiel, ein Problem
nicht nur von Jugendlichen, sondern auch von Erwachsenen. „Spielsucht ist“, wie
Sie einmal gesagt haben, „ein Teil des Lebens.“, aber ein unglücklicher Teil
des Lebens. Spielsucht ist wie das Rauchen ein Suchtverhalten, das von den
Betroffenen daher nur sehr beschränkt kontrolliert werden kann. Gegen Raucher,
ich habe es schon gesagt, wird gegenwärtig massiv vorgegangen und kontrolliert.
Die Zigaretten am Automaten waren ein Beispiel. Jugendliche, die spielsüchtig
sind und in ein Kasino gehen, werden nicht gezwungen, sich einer
Alterskontrolle zu unterziehen. Sie können dort ihre Sucht - in
Anführungszeichen - ausleben. Sehen Sie sich einmal an, wie viele dieser spielsüchtigen
Jugendlichen sich gerade in der Gegend von solchen Automatencasinos, auch im
Prater, einem Vorzeigeprojekt von Ihnen, dass Sie so gerne ansprechen, Frau
Stadträtin, herumtreiben! Die Nikotinsucht gefährdet die Konsumenten in erster
Linie selbst, die Spielsucht zerstört aber Existenzen und gefährdet ganze
Familien! Hier ist es unsere Aufgabe, etwas dagegen zu tun!
Als dieses Thema vor ziemlich genau einem Jahr hier angesprochen wurde,
entdeckte die SPÖ plötzlich, dass die Casinos Austria und die Novomatic zwar
über viel Geld für Inserate und Reklame verfügen, aber nicht wahlberechtigt
sind und daher hat der Herr Bürgermeister plötzlich, als es im Fernsehen
thematisiert wurde, versprochen, eine Kommission werde eingesetzt, die das
entsprechende Gesetz novellieren und verschärfen solle, vielleicht, hat er dann
sogar auf Nachfrage hinzugesetzt, so weit zu gehen, wie es die Forderung des
Landes Oberösterreich verlange, nämlich das Kleine Glücksspiel ganz zu
verbieten. Soweit das Versprechen des Herrn Bürgermeisters. Das war vermutlich
nur ein Versprechen
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