Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 112
und nicht mehr! Eines der vielen des Herrn Bgm Häupl! Die erste Einschränkung war, es war auf einmal keine Rede mehr von einer Kommission, es war eine Arbeitsgruppe aus Experten, die eingesetzt werden sollte. Wir haben nur Glück, dass der Herr Horngacher jetzt vermutlich nicht mehr als Experte eingesetzt werden kann. Vorher war er ja im Glücksspielbeirat der Stadt Wien drinnen. Jetzt ist er dafür nicht mehr verfügbar. Das Ganze ist jetzt anscheinend abgestellt.
Was haben wir in der Zwischenzeit davon gehört? Der
Herr Bürgermeister hat zweimal dazu Stellung genommen: Einmal hat er vor dem
Sommer eine gesetzliche Regelung versprochen, dann für den Herbst. Mittlerweile
liegt der Schnee, und das Ganze scheint Schnee von gestern zu sein. So schaut
es aus um Versprechungen und Zusagen eines Wiener Bürgermeisters. Was gelten
die? Die gelten nichts! Er hofft auf das Vergessen in der Bevölkerung.
Sein Versprechen gilt genauso wenig wie die
Versprechen Ihres Kanzlers zu Studiengebühren und zum Eurofighter, zur Befragung
der Bevölkerung in der EU. Es gilt genauso wenig wie die Versprechen Ihres
Bezirksvorstehers Lacina, keine Moschee im Bezirk zuzulassen. Es gilt genauso
wenig wie die Versprechen Ihres Bezirksvorstehers Braun zur Punker-Schutzhütte,
die jetzt doch errichtet wird. Das Wort aller dieser SP-Granden gilt überhaupt
nichts mehr, und Sie hoffen nur darauf, dass es die Wähler bis zum nächsten
Wahltag vergessen haben, meine Damen und Herren in der SPÖ! (Beifall bei der
FPÖ.)
Als letztes Mal die Moschee-Demonstration war, haben
Sie laut gerufen und den Vorwurf erhoben, die Demonstranten dort wären alles
Freiheitliche gewesen. So viele Freiheitliche, wie die, die dort auf die Straße
gingen, haben wir in dem Bezirk nicht - haben wir noch nicht, meine Damen und Herren!
(GR Ernst Nevrivy: Gott sei Dank! - Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das
waren Ihre Wähler. Aber ich kann Ihnen auch das sagen: Es waren Ihre Wähler!
Fragen Sie einmal den GR Valentin - er war dort, hat
gehört, was die Leute gerufen haben: „Der nächste Wahltag kommt bestimmt!"
Merken Sie sich das, meine Damen und Herren von der SPÖ! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau GRin Jerusalem. Ich erteile es ihr.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus):
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Die geplante Schulreform, die Gesamtschulreform, ist
gescheitert. Die beiden Koalitionsparteien waren nicht dazu in der Lage, diese Gesamtschulreform
auf die Schienen zu stellen. Schuld daran ist in erster Linie die ÖVP, die ja
mittlerweile auch dazu übergegangen ist, den Finanzminister die Schulpolitik
machen zu lassen, einen Finanzminister, der ... Jetzt weiß ich nicht
genau, ob ich „dumme Briefe" sagen darf. Bekomme ich einen Ordnungsruf,
wenn ich das sage? (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Nein!)
Man darf, glaube ich, schon sagen, es war ein sehr
dummer Brief, den der Finanzminister da geschrieben hat und der zum Glück eine
intelligente Antwort von der unabhängigen Lehrergewerkschaft bekommen hat. Das
war seine erste Großtat; mittlerweile ist er dazu übergegangen, an Schulen
Pressekonferenzen abzuhalten. Das ist ja überhaupt der Gipfelpunkt! Da muss man
selbstverständlich die Aufforderung an die ÖVP richten, mit diesem Unsinn
aufzuhören. Die ÖVP und die SPÖ sind ohnehin parteipolitisch heftig an allen
Schulen tätig, aber dass jetzt Minister dort ihre Pressekonferenzen abhalten,
ist etwas, was man nicht durchgehen lassen kann. - So viel zur ÖVP. (Beifall
bei den GRÜNEN.) Ich glaube, das genügt auch schon.
Ich würde jetzt eigentlich ganz gerne Folgendes tun:
Weil wir uns ja mittlerweile in einem sehr kleinen, intimen Kreis befinden,
könnte man kleine Zetterl austeilen, und jeder und jede schreibt einmal drauf,
was sie oder er für das größte, drängendste Problem im Wiener
Pflichtschulbereich hält. (GR Mag Wolfgang Jung: Einstürzende Bauten?) Dann
könnten wir uns darüber unterhalten, was so die Einzelnen finden.
Ich möchte Ihnen gerne verraten, was ich für das
drängendste und größte Problem halte. Das ist im Grunde genommen das
Armutsproblem, nämlich die Tatsache, dass Kinder aus Familien, in denen die
Eltern ein sehr geringes Einkommen haben und auch über eine geringe Bildung
verfügen, in unserem Schulsystem so schwer benachteiligt sind. Ich glaube,
etliche von Ihnen würden durchaus mit mir gemeinsam dasselbe auf diesen kleinen
Zetterln stehen haben. Das ist die große Herausforderung der Wiener
Schulpolitik, das ist das große Problem! Das Problem heißt Armut, und das
Problem heißt geringer Bildungsgrad bereits bei den Eltern.
Jetzt könnte man in einem nächsten Schritt darüber
nachdenken: Was tut man dagegen? Und vor allem, wer tut etwas dagegen? Wir
könnten dann noch einmal Zetterl austeilen und die Antwort auf die Frage
draufschreiben: Ist Wien personell gut aufgestellt, um dieses wesentliche und
gravierende Problem zu bekämpfen oder gar zu beseitigen? - Da braucht man nur
„Ja" oder „Nein" draufzuschreiben.
Ich möchte Ihnen auch diesbezüglich sagen, was ich
mir denke. StRin Laska und Präsidentin Brandsteidl sind sicher schätzenswerte,
kompetente Menschen in verschiedenen Bereichen. Trotzdem möchte ich sagen, dass
ich nicht der Meinung bin, dass das die zu hundert Prozent richtigen Personen
sind, um dieses erste und wesentliche Problem der Benachteiligung von Kindern
aus sozial schwachen Familien tatsächlich zu lösen. Ich würde also auf mein
Zetterl Nein draufschreiben.
Die SPÖ würde Ja draufschreiben, das ist mir schon
klar! Das ist ja auch legitim, und man kann darüber unterschiedlicher Ansicht
sein. Nur: Der Otto Glöckel der modernen SPÖ ist meiner Meinung nach nicht in
Sicht, und das ist ein Problem, denn wenn eine Stadt nicht dazu in der Lage
ist, das wesentliche Problem herauszudestillieren, zu benennen und zu sagen,
was man dagegen unternehmen soll, dann ist sie auf dem Holzweg.
Das Letzte, was ich von der Frau
Präsidentin gehört habe - und ich hoffe, sie befindet sich noch hier mit uns
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