Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 112
nach Stammersdorf zum Saufen, oder so? - So könnte ich mir das vorstellen. Es wäre also wahrscheinlich noch viel schlimmer, als es bis jetzt ist.
Ich schlage jetzt in eine andere Kerbe und komme eher
von der Maschekseite: Ich möchte erinnern an den Klimaschutzbericht, der am
Sonntag im Fernsehen präsentiert wurde. Es wurden erschreckende Fakten und
Szenarien geschildert, wie klimamäßig in absehbarer Zeit die ganze Welt
verändert wird. Es stimmt mich traurig, dass dieses Thema dann immer nur ein
paar Tage medial verbraten wird. Es wird dann für das nächste halbe Jahr quasi
in der Schublade versteckt, es wird schnell vergessen, weil es ja nicht wehtut,
denn wir Österreicher und Österreicherinnen und gerade wir Wiener und
Wienerinnen sind ja nicht Tsunami-gefährdet. Wir haben ja dazwischen unsere Alpen,
und Schnee gibt es heuer auch genug, also vergessen wir es ganz schnell wieder,
bis in einem halben Jahr, wenn das Thema wieder ein paar Tage lang medial
verbraten wird.
Ich möchte aber darauf hinweisen, dass im Zuge der
Vorstellung dieses Klimaschutzberichtes die gesamte Welt aufgerufen wurde zu
handeln - zu handeln eben, und nicht nur schönzureden! Da spreche ich Frau Kato
an mit ihrer Darstellung, dass 70 Prozent des Feinstaubs ja eingeführt
werden. Da stelle ich mir eine „Feinstaubschlepperbande" vor, die
Österreich oder eben Wien bedroht. – Es gilt also schon zu handeln und nicht
nur schönzureden und die Schuld jedes Mal jemand anderem zuzuschieben.
Jedes Kind weiß es mittlerweile, dass die Verursacher
- Herr Maresch hat das ohnedies gesagt - des Klimawandels der
LKW-Schwertransport und der Individualverkehr sind, nur Herr Gerstl und die
SPÖ-Stadtregierung wissen es anscheinend nicht. (GR Kurth-Bodo Blind: Die
Kühe!) Die Kühe auch. Und daran sind wieder die Männer schuld, weil sie so viel
Fleisch essen. Ja, wir wissen es! (Neuerlicher Zwischenruf von GR Kurth-Bodo
Blind.)
Herr Lasar, Sie hätten wirklich die längste Redezeit
im Dreinquatschen! Wirklich wahr! Das ist ein ständiges Dreingequatsche von
Ihnen, ... (Ruf bei den GRÜNEN: Das ist der Blind! – Ruf bei der FPÖ: Der
Herr Lasar ist ja gar nicht ...!) - Ach ja, das ist der Blind! Um Gottes
willen, Entschuldigung!
Was macht Wien, um klimaschutzmäßig Maßnahmen zu
treffen? Oder: Was macht Wien nicht, um klimaschutzmäßig Maßnahmen zu treffen? -
Der öffentliche Verkehr wird weiterhin ständig in die Erde vergraben, es wird
Platz gemacht für den Individualverkehr. (GR Kurth-Bodo Blind: Haben Sie was
gegen U-Bahnen?) Was andere Städte schon hinter sich haben, macht Wien
verkehrspolitisch jetzt: Es wird der öffentliche Verkehr unter die Erde
vergraben, und es wird Platz gemacht für den Individualverkehr.
Andere Städte Europas sind schon so weit, dass sie
davon abgehen, und haben schon längst die Renaissance der Straßenbahn erkannt,
um den Individualverkehr damit zu verdrängen. Wir sind hintennach! U-Bahn-Bau
ja, aber wir sind 30 Jahre zu spät, meine Damen und Herren von der
Verkehrspolitik! 30 Jahre zu spät haben wir angefangen! Jetzt fangen wir
an damit, um Platz zu machen für den Individualverkehr. Herr Valentin - wo ist
er jetzt? – hat gesagt, dass die Straßenbahn bei uns nicht reduziert wird. Da
frage ich Sie: Was ist mit dem 21er, wenn die U2 eröffnet wird? Was passiert
mit dem 64er, wenn die U1 verlängert wird? Und was ist mit dem 8er passiert,
Herr Valentin? Ist das etwa keine Straßenbahnreduzierung? - Nur zur Erinnerung!
(GR Kurth-Bodo Blind: Was ist mit der Stadtbahn geworden, wie die U-Bahn
gekommen ist?)
Was für Maßnahmen werden verkehrspolitisch noch
gesetzt? Wie schaut es mit der City-Maut aus, etwas, was in vielen Städten gang
und gäbe ist? - Unsere Verkehrspolitiker und Verkehrspolitikerinnen wehren sich
mit Händen und Füßen gegen eine City-Maut. Warum wehren sie sich? (GR Karlheinz
Hora: Ich erkläre es Ihnen noch einmal!) - Weil sie Angst haben,
WählerInnenstimmen zu verlieren! So einfach ist die Antwort, Herr Hora. Niemand
in der Stadtregierung traut sich, wirklich effektive Maßnahmen zu setzen, um
den Individualverkehr zurückzudrängen. So schaut es verkehrspolitisch in dieser
Stadt aus!
Was ist die Folge davon? - In den verkehrspolitischen
Entscheidungsprozessen dieser Stadt dominieren kurzfristige Effekte gegenüber
der Beachtung längerfristiger Erfordernisse. Kurz zusammengefasst: Jeder
amtsführende Stadtrat möchte sich ein Denkmal setzen, so wie damals Herr
Bürgermeister Gratz. Ich kann mir heute schon vorstellen, wie bei der
U1-Verlängerung nach Rothneusiedl alle dastehen werden, das Bandl
durchschneiden werden und sich feiern lassen werden. (GR Karlheinz Hora:
Inklusive der Grünen Fraktion!) Und meine Phantasie geht dann noch so weit,
dass der Herr Bürgermeister und der Herr Stadtrat und Herr GR Hora und Herr GR
Valentin, wenn es nicht im Fernsehen so blöd ausschauen würde, sich vielleicht
auch noch auf die Brust trommeln, um sich damit ein Denkmal zu setzen. - Aber
das ist menschlich, und es hat natürlich mit den Urinstinkten zu tun. Aber in
der Politik sollten die Urinstinkte hintanstehen, denn wir sind in dieser
Funktion, als Politiker, für die Bevölkerung, für die Menschen da, und nicht
für uns selbst. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Es ist auf jeden Fall Zeit, meine Damen und
Herren ... – „meine Herren", muss ich eigentlich sagen, denn eine
Dame macht bei Ihnen keine Verkehrspolitik. Es reden immer nur die Männer,
egal, ob es jetzt blöd ist, was meistens der Fall ist (GR Franz Ekkamp: Schsch!
Schsch!), also kann ich auch ein bisschen blöd reden. Wir haben uns vorhin
gerade draußen darüber unterhalten, dass wir Frauen eigentlich, weil wir eben
sozial so erzogen sind, eher immer im Hintergrund sind und uns eigentlich nicht
wirklich trauen, blöd zu reden, und darum müssen wir immer gescheite Reden
halten.
Jetzt zu etwas anderem. Ich gehe jetzt zu meinem eigentlichen Antrag
über. - Meinen Antrag habe ich jetzt vergessen! Claudia, kann mir jemand meinen
Antrag bringen, bitte? - Und zwar: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, und
ich denke, mein heutiger Antrag
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular