Gemeinderat,
28. Sitzung vom 10.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 23
nur die Milch der Wiener Molkerei, aber nicht die
Tirolmilch bekommen konnte?
Glauben Sie, dass es gescheit ist, wenn es wieder nur
eine Sorte Käse gibt? Glauben Sie, dass es gescheit wäre, das Angebot wieder zu
verringern? Meine Damen und Herren von der Freiheitlichen Partei! Sie versuchen,
den Leuten vorzumachen, dass dann alles besser wäre. Ich sage Ihnen aber, dass
dann eindeutig nicht mehr der Wohlstand erzielbar wäre, den wir in den
vergangenen Jahren gehabt haben! Es würde einen Rückschritt geben!
Ich gebe Ihnen aber hinsichtlich gewisser Aspekte in
der Europäischen Union recht. So bin ich zum Beispiel vollkommen Ihrer Meinung,
dass es viele Beamte in der Europäischen Kommission gibt, bei denen wir ganz
genau darauf achten müssen, dass sie den Willen vollziehen, den wir als Nationalstaaten
haben. Darauf müssen wir achten, das ist wirklich notwendig, das habe ich mir
schon öfters gedacht.
Ich meine, man sollte auch die Verträge, die mit den
Beamten der Europäischen Union abgeschlossen werden, einmal einer Änderung
unterziehen. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob es wirklich besonders klug
ist, dass die Beamten der Europäischen Union Verträge bis zu ihrer
Pensionierung haben! Ich meine, dass es wahrscheinlich klüger wäre, wenn die
Beamten, wie in anderen europäischen oder internationalen Organisationen,
Verträge hätten, die auf einige Jahre beschränkt sind und bei denen unter
Umständen eine Verlängerungsmöglichkeit besteht. Ich halte es aber wirklich
nicht für sehr klug, hier unbefristete Verträge auszustellen. Insofern bin ich
mit Ihnen einer Meinung: Wir müssen uns die Bürokratie in Brüssel wirklich ganz
konkret anschauen! Ich lehne es aber ab, wenn man sagt, dass wir dieses
Reformwerk für unser Land nicht nutzbar machen sollen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Worum geht es in diesem
Reformvertrag? – Sie haben gesagt,
dass es in der Europäischen Union keine Demokratie gibt. Ich glaube, dass es
auch ganz wichtig ist, die Menschen darüber zu informieren beziehungsweise
aufzuklären, wer denn der Europäische Rat ist. Das klingt für viele so
abstrakt, die Leute können sich darunter oft nichts vorstellen. Viele glauben,
dass es sich dabei um einige Beamte handelt, die in Brüssel sitzen und
entscheiden. – Das stimmt nicht, meine Damen und Herren, und Sie von der
Freiheitlichen Partei wissen das ganz genau! Sie wollen es aber den Menschen
nicht sagen, denn auch Ihre Vertreter sind zuletzt noch in der Regierung
gesessen und haben Beschlüsse im Rahmen des Europäischen Rates gefasst! Konkret
besteht der Europäische Rat nämlich aus den Ministern der jeweiligen
Regierungen, und Sie können nicht sagen, dass die Minister der jeweiligen
Regierungen nicht demokratisch legitimiert wären! Wenn Sie sagen, dass Sie da
diktatorische Elemente orten, dann sagen Sie bewusst die Unwahrheit! (GR
Mag Harald STEFAN: Eine Regierung kann doch keine Verfassungsänderung
beschließen! Erklären Sie mir das! Das können Sie nicht erklären!) Sie sollten
wirklich einen Ordnungsruf bekommen, weil Sie hier mit Begriffen arbeiten, die
nicht zutreffen! (GR Mag Harald STEFAN: Das ist im Reformvertrag
vorgesehen! Im Reformvertrag steht, dass der Europäische Rat, also die
Regierung, eine Verfassungsänderung beschließen kann, und das ist
undemokratisch!)
Sie können nicht sagen, dass die Vertreter der
nationalen Regierungen nicht demokratisch legitimiert sind! Und diese Vertreter
der nationalen Regierungen treffen die Entscheidungen. (StR Johann Herzog:
Wollen Sie das in Österreich auch einführen?)
Meine Damen und Herren! (Weitere lebhafte Zwischenrufe
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster
(unterbrechend): Lassen Sie den Redner in seiner Rede fortfahren!
GR Mag Wolfgang Gerstl (fortsetzend):
Der Europäische Rat soll nunmehr durch einen Präsidenten gestärkt werden, der
auf zweieinhalb Jahre gewählt werden soll. Hinzu kommt auch eine Stärkung des
Parlamentes. Und auch die Kommission wird stärker kontrolliert. Das Parlament
wird in Zukunft den Kommissionspräsidenten wählen, und die Wahl des
Kommissionspräsidenten durch das Europäische Parlament, meine Damen und Herren,
ist doch wohl eine demokratische Legitimierung! Damit ist er ja wohl eindeutig
demokratisch legitimiert! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Wenn Österreich im
Europäischen Parlament in Zukunft um einen Sitz mehr bekommt, dann ist das doch
auch ein Vorteil für Österreich! Es ist zweifellos ein Vorteil für Österreich,
wenn wir in Zukunft 19 Abgeordnete statt 18 Abgeordnete haben!
Meine Damen und Herren! Auch die Tatsache, dass das
Parlament mehr Mitwirkungsrechte bekommt, ist ein Vorteil in Bezug auf die
demokratische Legitimierung. Warum wollen Sie nicht, meine sehr geehrten
Kollegen von der Freiheitlichen Partei, dass das Europäische Parlament mehr
Mitwirkungsrechte bekommt? Auch das ist doch ein Vorteil!
Wenn uns nun das Recht eingeräumt wird, dass jetzt
auch ein europäisches Volksbegehren initiiert werden kann und damit
Gesetzesinitiativen auch von den BürgerInnen Europas ausgehen können, dann ist
das ebenfalls ein Vorteil, auch wenn wir da oder dort vielleicht noch etwas
verbessern können. Ich meine aber, dass das notwendig ist und dass wir auch in
dieser Hinsicht Vorteile haben. Sie werden doch wohl nicht sagen, dass Sie das
nicht wollen! Das sollten sie eigentlich auch unterstützen!
Meine Damen und Herren! Wenn in diesem Vertrag nun
erstmals auch soziale Ziele, Werte und Rechte im Primärrecht verankert werden,
dann wird das wohl auch in Ihrem Interesse sein! Damit sind wir im Rahmen der
Europäischen Union bereits ein Stück weiter als in der österreichischen
Verfassung, denn in dieser ist noch nichts über soziale Werte verankert! In
diesem Bereich ist uns die Europäische Union nun bereits ein Stück voraus: Sie
geht ein Stück vor uns, und wir holen das nach!
Meine Damen und Herren! Wenn Sie
sagen, dass es
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