Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 117
uns wohl auch klar. Ich persönlich halte es, weil Sie eine persönliche Bemerkung dazu gemacht haben, auch für genauso unverständlich wie Sie, dass man in einem Land, in dem man lebt, nicht dessen Sprache erlernt. Aber Erwachsene kann man wohl nicht dazu zwingen. Sie werden selbst wissen müssen, was sie tun.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
3. Zusatzfrage wird von GR Mag Jung gestellt. - Ich bitte darum.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Herr Bürgermeister!
Es ist sehr erfreulich, dass die GRÜNEN jetzt langsam
erkennen, dass sich die fehlenden Sprachkenntnisse aus dem Migrantenbereich
negativ auf die Ergebnisse der PISA-Studie auswirken. Dabei ist es an sich
logisch. Wenn ich einen Lehrer nicht verstehe, kann ich dem Unterricht nicht
folgen. Wenn ich dem Unterricht nicht folgen kann, langweile ich mich, sitze
zumindest herum und behindere damit auch die anderen am Lernen.
Unsere Forderung ist daher eindeutig: Zuerst Deutsch
lernen, Überprüfung, dann in die Schule, um hier keine Behinderung im
Unterricht durchzuführen. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Ihre
Presseaussendungen kennen wir schon!) - Ja, richtig! Vielleicht lernen Sie es
langsam! Die GRÜNEN haben auch begonnen zu lernen, Frau Stadträtin!
Ihre Stadträtin sagt heute im „Standard" auf
eben diese Frage mangelnder Deutschkenntnisse: „Es gibt auch Österreicher, die
Analphabeten sind." - Das ist gar keine Frage, das Problem ist zweifellos
vorhanden. Aber das ist halt zum Beispiel nicht das Problem der Volksschüler
(VBgmin Grete Laska: O ja!), denn die, die in die Volksschule kommen, sind alle
Analphabeten (VBgmin Grete Laska: Analphabeten sind alle Volksschüler?), bevor
sie hineinkommen (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Danke für die Definition!),
aber sie verstehen zumindest den Lehrer und können etwas dazulernen, Frau
Stadträtin!
Die Damen dürfen sich ruhig nachher aufregen, ich
führe jetzt meine Ausfertigungen weiter. Die Frau Ministerin Schmied sagt
neuerdings, zuerst wäre Unterricht in der Muttersprache wichtig und dann
Deutsch.
Meine Frage geht dahin: Wird Wien das umsetzen und
wird es das finanzieren? (VBgmin Grete Laska: Das ist schon längst umgesetzt!)
Und wenn ja, in welchen Sprachen? Oder werden wir dort ein UNO-Dolmetscherkollegium
bekommen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Herr
Gemeinderat!
Es dürfte Ihnen da in Ihrem Eifer, den Sie bei diesem
Thema an den Tag legen, etwas entgangen sein. Das findet in Wien alles längst
statt, was hier angekündigt wurde. Eine der besten Schulen Wiens, die
International School, ist zum Beispiel in englischer Sprache. Aber es gibt auch
eine sehr traditionsreiche Schule, die Sie möglicherweise kennen, die in
tschechischer Sprache unterrichtet. So könnte ich Ihnen jetzt viele Beispiele
bis zum Lycée Français erläutern.
Es ist sehr gut, wenn die jungen Leute möglichst
viele Sprachen und möglichst viele Sprachkompetenzen erwerben, denn es ist
zweifelsohne ein Vorteil in dem Wettbewerb, in dem sie künftig stehen werden.
Aber es steht für mich auf der anderen Seite genauso außer Frage, dass Deutsch
die Unterrichtssprache ist, die es in Österreich und natürlich auch in Wien
gibt und dass daher die Kenntnis der deutschen Sprache eine ganz wichtige
Voraussetzung ist, um hier im Land am Arbeitsmarkt, aber auch im ganz normalen
Leben bestehen zu können.
Sie können ganz sicher sein, dass ich, wenn ich
beispielsweise in Italien leben würde, ganz schnell Italienisch lernen würde.
Ich habe aus eigener Erfahrung, aus einem Aufenthalt in Südamerika, gelernt,
wenn man dort nicht ganz schnell Spanisch kann, helfen einem die
Englischkenntnisse nichts, weil dort bekommt man nämlich nichts zu essen, wenn
man etwas in Englisch bestellt, sondern nur dann, wenn man Spanisch spricht.
Also ich denke, es ist auch eine Frage der Lebenserfahrung, aber natürlich auch
des Hinweisens darauf.
Also selbstverständlich, zusammenfassend gesagt, bin
ich der Auffassung, dass die Vermittlung der Deutschkenntnisse im
Sprachunterricht eine ganz zentrale und wesentliche Rolle spielt. Das hat mit
der Frage von Bildungsqualität oder muttersprachlichem Unterricht überhaupt
nichts zu tun.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die
vierte und letzte Zusatzfrage zu dieser Frage wird von GRin Jerusalem gestellt.
- Ich bitte darum.
GRin Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Herr Bürgermeister!
Es wird im Jänner angeblich doch noch dazu kommen, dass
Wien das neue Modell vorstellen wird, die neue Variante der Mittelschule auf
Grund des letzten Gesetzes, das im Parlament verabschiedet wurde. Das wird auch
Geld kosten. In der Steiermark hat das dazu geführt, dass Lhptm Voves eigene
Mittel zur Verfügung stellen musste, weil die Unterrichtsministerin gesagt hat,
es gibt kein Geld, es ist keines da, also entweder kommen Landesmittel oder es
gibt den ganzen Versuch nicht.
Wie sieht das jetzt in Wien aus? Auch dieses Modell
wird zwangsweise Geld kosten. Wird Wien eigene Mittel zur Verfügung stellen?
Oder werden Sie eventuell in einem nächsten Finanzausgleich doch wieder den
Lehrer-Schüler-Schlüssel so verändern wollen, dass Wien eben mehr Mittel
bekommt?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Frau Gemeinderätin!
Das eine schließt das andere nicht aus. Ich meine,
jeder hat seinen Stil und jeder wählt die Ausdrucksweise, die ihm halt passt.
Ich bin gelegentlich auch nicht zimperlich und daher werde ich keinen anderen
Landeshauptmann kritisieren. Aber Sie können ganz sicher davon ausgehen, wenn
diese Ausarbeitung des Modells auf der Basis der Arbeitsgruppe fertig ist,
werden wir wissen, was es kostet. Das wird auf jeden Fall stattfinden, auch für
den Fall, dass es die Stadt Geld kostet. Es findet statt und da wird es keine
Eruptionen oder sonst etwas geben.
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