Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 117
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine
Damen und Herren!
Jetzt haben wir ja ein weniger emotionales oder
emotionalisierendes Thema. Wir diskutieren heute über zwei sehr wichtige
Punkte, Verträge und Verordnungen. Gestatten Sie, dass das natürlich auch dazu
führen wird - und das werden wahrscheinlich alle Fraktionen so machen -, dass
die Verkehrspolitik an sich und die Planungspolitik in Wien ein bisschen
beleuchtet werden sollen und beleuchtet werden können.
Fangen wir mit den Parkometergebühren an. Am Schluss
meiner Ausführungen werden wir einen Abänderungsantrag einbringen, der sich
gegen die Höhe der neuen Gebühren richtet, und ich werde dann erläutern, warum
das so sein sollte.
Die Gebühren sind, wie Sie sich erinnern können, um
50 Prozent ab 1. September erhöht worden - vollkommen
unverständlicherweise! (GR Karlheinz Hora: Herbert, nach 22 Jahren!) Auch
nach 22 Jahren sind 50 Prozent unverständlich. Denn es lag ja bei
niemandem, weder bei der Opposition noch bei irgendjemand anderem; ihr hättet
es durch eine vernünftige Gebührenpolitik, wenn es so gewesen wäre, jederzeit
in der Hand gehabt, die Gebühren zu erhöhen, zu senken oder anzupassen.
Die 50 Prozent auf einmal sind tatsächlich ein
herber Schlag ins Gesicht der Bevölkerung, da die Haushalte netto sowieso immer
weniger zur Verfügung haben. Ich gehe dann auch gleich darauf ein, was die
Stadt Wien hier mehr einnehmen wird.
Es sind bei der Einführung dieser neuen Parkgebühren
und Parkscheine Mängel passiert - das wissen wir alle -, etwa beim Umtausch.
Selbstverständlich war es ein gravierender Fehler, vor allem im Hinblick
darauf, dass die Parkzeiten in den meisten bisher schon
parkraumbewirtschafteten Bezirken von 20 Uhr auf 22 Uhr erhöht wurden,
dass man nicht bereits ab September 2-Stunden-Parkscheine eingeführt hat.
Das hat natürlich dazu geführt - und ich zitiere eine
Überschrift im „Kurier" vom Mittwoch dieser Woche -: „Das Jagdfieber der
Parksheriffs". Man könnte sich dem fast anschließen. Hier steht eindeutig
drin - und der Leiter der zuständigen Magistratsdienststelle, Ernst Wagner, hat
das selbst gesagt -, dass die Hauptzeit der Parksheriffs in Wien bei der
Kontrolle derzeit zwischen 20 Uhr und 22 Uhr liegt, weil sich die
Leute in vorhergehenden Zeiten durchaus, sagen wir einmal, gesetzeskonform
verhalten, die Parkscheine ordnungsgemäß oder besser als voriges Jahr oder vor
zwei Jahren ausgefüllt haben und nicht eine Strafe von 21 EUR zahlen
wollen.
Nur: Auch bei bestem Willen geht das zwischen
20 Uhr und 22 Uhr nicht, weil sehr viele aus den Bundesländern
kommen. Es kommen auch sehr viele ausländische Gäste, die das noch immer nicht
wissen. Das ist aber kein Vorwurf an diese Leute, sondern eher ein Vorwurf an
die Stadt Wien, weil man diese Ausdehnung der Parkzeiten nicht rechtzeitig und
nicht ausgiebig bekannt gemacht hat. Deshalb sind hier - und das wird auch
genau so geschrieben - parkende Lenker willkommene Strafopfer.
Das ist jetzt so; ich werde mir bei der
Europameisterschaft 2008 anschauen - das habe ich letztes Mal schon gesagt -,
ob wir da genauso rigoros vorgehen werden. Dann wird nämlich das Image der
Stadt Wien als freundliche, lebenswerte Stadt schon einen kleinen Knacks
bekommen, meine Damen und Herren!
Das heißt, die zeitlichen Prioritäten der
Parksheriffs sind jetzt in diese Richtung ausgerichtet: Ich strafe und
kontrolliere genau zu dem Zeitpunkt, zu dem sehr viele, die mit dem Auto in die
Stadt kommen - sei es zu Kulturveranstaltungen, zu privaten Veranstaltungen
oder zu gesellschaftlichen Veranstaltungen -, gar nicht die Möglichkeit haben,
hier einen Parkschein zu kaufen.
Eine kleine Verbesserung stellt der von uns schon vor
zwei Monaten beantragte 2-Stunden-Parkschein dar. Es ist eine kleine
Verbesserung, weil man sich jetzt zumindest nicht alle eineinhalb Stunden in
Regen, Eis und Schnee auf die Straße begeben muss, um seinen Parkschein zu
ändern, das Auto zu verstellen, sondern man kann vielleicht das Abendessen oder
die gesellschaftliche Veranstaltung so besuchen, dass es sich in zwei Stunden
gerade ausgeht.
Meine Damen und Herren! Die Frau Vizebürgermeister
und Stadträtin für Finanzen hat hier gesagt, in der Regel sollten die aktuellen
Einnahmen die Höhe des Vorjahres - gemeint sind die Parkgebühren und die
Strafen, die Pickerl - zumindest erreichen, wenn nicht sogar überschreiten.
Ich kann die Frau Finanzstadträtin beruhigen: Sie
werden sie nicht nur überschreiten, sie werden sie ab nächstem Jahr sogar
ordentlich überschreiten! Wenn man sich nämlich die Zahlen aus der Zeit
zwischen 2001 und 2007 anschaut, dann war der Anteil der Strafen an den
Gesamteinnahmen - also Kurzparkscheine, Parkpickerl - immer zwischen
38 und 42 Prozent, also im Schnitt bei 40 Prozent. Egal, ob Sie
mehr oder weniger eingenommen haben, es sind immer - und wenn man es weiter
zurückverfolgt, ist es ähnlich - 40 Prozent der Einnahmen aus den Strafen.
Das kann man für heuer schon ganz leicht hochrechnen.
Das heißt, die Stadt wird heuer zirka 80 Millionen an Gebühren und Strafen
einnehmen; das ist unter einem zusammengefasst. Und hochgerechnet auf 2008 und
die Folgejahre - ich habe es mir nur für 2008 berechnen lassen - heißt das:
Wenn der Anteil der Strafen mit 40 Prozent gleich bleibt, was anzunehmen
ist, weil das bereits seit sechs Jahren so ist und auch schon früher so war,
dann wird die Stadt nächstes Jahr zirka 115 Millionen EUR aus
Parkgebühren, Strafen und Pickerln einnehmen. Das ist immerhin eine sehr schöne
Steigerung um fast 40 Millionen gegenüber diesem Jahr.
Die Frau Stadträtin hat also sehr recht, indem sie sagt,
es soll sich erhöhen: Es erhöht sich massiv! Das ist eine Belastung für die
Wienerinnen und Wiener sowie für unsere Gäste, und es ist an sich nicht
einzusehen, daher werden wir in unserem Abänderungsantrag fordern, dass die Gebühren
gleich bleiben. Selbstverständlich werden wir aber dem Artikel 1, der
Einführung des 2-Stunden-Parkscheines, der ja an sich unsere Idee war - ich bin
sehr erfreut, dass nicht nur die Farbe, sondern auch der
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