Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 117
Jugendwohlfahrt/Jugendpsychiatrie laufen bereits seit geraumer Zeit Bemühungen, diese zu optimieren. So wurde in den sozialpädagogischen Wohngemeinschaften der MAG ELF ein Liaisondienst durch den Psychosozialen Dienst, den PSD, eingeführt.
Weiters wird das Kinderpsychiatrische Krankenhaus am
Rosenhügel gerade umgebaut und mit Betten erweitert. Die sozialarbeiterische
Betreuung im Krankenhaus Rosenhügel wird nach Fertigstellung des Umbaus
jedenfalls gewährleistet sein. Richtwert für die sozialarbeiterische
Ausstattung sind die entsprechenden Planungsrichtlinien des Österreichischen
Bundesinstituts für Gesundheitswesen.
Unzweifelhaft merke ich hier an, dass die
Vorortbehandlung, also die Behandlung außerhalb der kinderpsychiatrischen
Spitäler, zweifelsohne einer dringenden Ergänzung bedarf, denn gerade diese
Feldarbeit scheint mir von ganz besonders wichtiger Bedeutung zu sein. Auch in
Kenntnis dessen, dass es in Wien zehnmal so viele derartige Institutionen und
Einrichtungen gibt als in anderen Bundesländern, scheint es mir doch wichtig zu
sein, auch diese Gelegenheit hier zu nutzen und darauf hinzuweisen, dass wir
dem für die Zukunft besonderes Augenmerk zuwenden werden.
Zu 15: Wien-weit gibt es sowohl auf regionaler als
auch auf zentraler Ebene regelmäßige Vernetzungstreffen und einen regen
Austausch aller mit Jugendschutzagenden betrauten Einrichtungen und
Institutionen. Die Wiener Jugendwohlfahrt und die Wiener Polizei, als zwei mit
dem Jugendschutz befasste Dienststellen, pflegen seit jeher eine hervorragende
Kommunikation und Zusammenarbeit, die sich auch im gegenständlichen Fall
bewährt hat.
Zur Frage 18 darf ich Sie informieren, dass die
MAG ELF bereits jährlich einen Jugendbericht herausgibt und dieser daher
nicht gefordert werden muss.
Zur letzten Frage, Frage 17: Die MA 11 hat
ein eigenes Fortbildungszentrum und bietet ihren MitarbeiterInnen ein sehr
umfangreiches und bedarfsgerechtes Fortbildungsangebot an. Fortbildung ist für
die MitarbeiterInnen der Jugendwohlfahrt verpflichtend anzunehmen. Ebenso
gehört Supervision zum Standard der MAG ELF.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, erlauben Sie
mir ein sehr persönliches Schlusswort. Dieser Fall ist ganz unbestreitbar ein
höchst bedauerlicher. Es ist zu einer Misshandlung eines Kindes gekommen. Das
ist grundsätzlich, ohne Abstriche und ohne Wenn und Aber, zutiefst zu bedauern,
so wie mit Sicherheit auch jene Fälle, die in der letzten Zeit bekannt wurden
und die wesentlich tragischer geendet haben, etwa in Niederösterreich oder in
Tirol, zutiefst zu bedauern sind. Selbstverständlich kann, muss und wird dies auch
Anlass sein, um immer wieder die eigene Arbeit zu hinterfragen, zu überprüfen,
darüber nachzudenken, wie man dies vermeiden hätte können.
Im gegenständlichen Fall bin ich zutiefst davon
überzeugt, dass in der Sache kein gravierender Fehler gemacht wurde, dass aber
mit Sicherheit auch festzustellen ist, dass jener Weg der Mittelaufstockung für
das nächste Jahr und die Aufstockung der Dienstposten, um der steigenden Arbeit
der Kolleginnen und Kollegen, die in diesem Bereich tätig sind, entsprechend
Rechnung zu tragen, unabdingbar notwendig ist. Ob über das bisherige Ausmaß
hinausgegangen werden soll, wird sicherlich weiterer Gespräche, weiterer
Überlegungen und weiterer Analysen bedürfen.
Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich würde
Sie eindringlich bitten, dass Sie bei aller berechtigten, unberechtigten,
jedenfalls politischen Kritik an der Frage des Systems, an diesem Fall nicht
sehr politisieren, nicht aus dem Elend eines Kindes versuchen, auch noch
politisches Kapital zu schlagen! Wir werden alles daran setzen, dass Kinder in
dieser Stadt besser leben können als in den meisten Städten der ganzen Welt.
Aber das werden wir nur dann schaffen, wenn wir nicht aus einem Nichtskandal
einen Skandal machen und dann hier mit der nötigen menschlichen Sensibilität
politische Diskussionen führen! - Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Sehr
geehrter Herr Bürgermeister!
Ich bedanke mich für die Beantwortung der Dringlichen
Anfrage und eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der
Diskussion maximal 180 Minuten beträgt.
Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen
Anfrage hat sich Frau GRin Praniess-Kastner zum Wort gemeldet. Ich erteile es
ihr, wobei ich bemerke, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist.
GRin Karin Praniess-Kastner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr
geehrte Frau Stadträtin!
Vielen Dank, Herr Bürgermeister, dass Sie in Ihrer
Anfragebeantwortung den Willen kundgetan haben, darüber zu reden, was die
Personalaufstockung betrifft, denn diese halten wir für äußerst notwendig!
(Beifall bei der ÖVP.)
Im Falle Wien stellen wir fest, dass es zu
unterschiedlichen Kompetenzen im Bereich des Jugendschutzes kommt, die bei der
Jugendwohlfahrt scheinbar zu Schwierigkeiten führen. Neben den
Magistratsabteilungen 10 und 11, was ich als bekannt voraussetze, ist auch
der Fonds Soziales Wien für die Erfüllung der Aufgaben in der Jugendwohlfahrt
zuständig.
Meine Damen und Herren, wir sind der Überzeugung, die
Wiener Jugendwohlfahrt braucht mehr Personal. Vernachlässigung von Kindern und
Kindesmisshandlungen sind oft die Folge aus einem Mix von Not und
Überforderung. Vätern und Müttern muss mit Unterstützung, Beratung und
Mitbetreuung geholfen werden. Hier hat die MA 11, das Amt für Jugend und
Familie, einerseits die Unterstützung von den Familien zu gewährleisten und
andererseits die Wiederherstellung und die Absicherung des Kindeswohls zu
gewährleisten. Wir als PolitikerInnen der Stadtregierung müssen die dazu
notwendigen Rahmenbedingungen sicherstellen.
Die
Bevölkerung, das wurde schon angesprochen, ist hinsichtlich
Kindesmisshandlungen hochsensibel geworden. Heute werden ungleich mehr Fälle
genannt, die zu einem Abklärungsverfahren führen. Die Zahlen sind auch
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