Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 105 von 117
Kampf gegen den ständig wachsenden Moloch Individualverkehr längst verloren haben, erreicht Wien mit einem Anteil des öffentlichen Personennahverkehrs von 35 Prozent einen Spitzenwert im internationalen Verkehrsgeschehen. Dazu kommen wachsende Segmente beim Radverkehr und fußläufig zurückgelegten Wegen verstärkend dazu.
Meine Damen und Herren des Wiener Gemeinderats, im
Vergleich zu allen EU-Hauptstädten hat Wien den höchsten Anteil von sanfter
Mobilität am Modal-Split. Wir sind Europameister, zwar nicht im Fußball, aber
in der wesentlich schwierigeren Disziplin der umwelt- und klimagerechten
Bewältigung des Verkehrsgeschehens. Zwar nur ein inoffizieller Preis, aber
einer, der uns dennoch mit Freude und berechtigtem Stolz erfüllt.
Trotzdem wäre Stillstand hier kontraproduktiv. Daher
war es wichtig, die vierte Ausbaustufe des Wiener U-Bahn-Programms in
Kostenteilung mit der Republik Österreich zum Beschluss zu erheben.
Der neue Verkehrsdienstevertrag wurde heute im ersten
Tagesordnungspunkt bereits ausreichend diskutiert.
Allein die Tatsache, dass wir jetzt im Dezember
16 neue ULF-Garnituren auf Schiene bringen, beweist, wir bemühen uns um
jeden einzelnen Fahrgast in Wien, unbeschadet seines Lebensalters und seiner
Mobilität. Zwei Millionen Fahrgäste täglich bei den Wiener Linien sind der
Stadtverwaltung noch nicht Erfolg genug. Wir werden weiterhin mit
höchstmöglichem Fahrgastqualitätsangebot für alle den Modal-Split weiterhin in
die gewünschte Richtung bringen.
Meine Damen und Herren, die Damen und Herren von der
Volkspartei werden sich jetzt gleich ein bisschen weniger freuen. Lassen Sie
mich einige wenige Sätze zur Klimapolitik des Bundes festhalten, denn mehr sind
sie in Wirklichkeit kaum wert. Österreich emittiert derzeit 25 Millionen Tonnen
Kohlendioxid jährlich. (GR Mag Wolfgang Gerstl: Was macht denn der Herr Wabl?)
- Ich bin gleich bei Ihnen. - 25 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich
wird zu viel emittiert, daher wurde das Kyoto-Ziel meilenweit um
36 Prozent verfehlt. (GR Mag Wolfgang Gerstl: Stimmt das nicht, was der
Herr Bundesminister Faymann sagt?) Unter schwarz-blau-oranger Flagge haben die
Herren Schüssel, Bartenstein, Pröll & Co Maßnahmen statt klimarelevanter
Gase verhindert (GR Mag Wolfgang Gerstl: Tanktourismus!) und unsere Klimabilanz
durch massive Zukäufe von Zertifikaten beschönigt! (GR Mag Wolfgang Gerstl: Ist
das eine Rede nur fürs Protokoll?) Diese Teilnahme an der neuzeitlichen
Ablasskrämerei, und wäre Martin Luther ein Zeitgenosse, dann könnte er keinen
besseren Begriff dafür finden, kostet uns immerhin 1,5 Milliarden EUR
bis 2012. Statt Prof Schleicher, der diese unfreundliche Botschaft
überbringen musste, zu kritisieren, soll Minister Pröll endlich einen
österreichischen Klimaplan erstellen, der sich am erfolgreichen KliP Wien ein
Vorbild nimmt! (Beifall bei der SPÖ. - GR Mag Wolfgang Gerstl: Der Pröll hat
aber nicht den Wabl gebraucht!)
Apropos Bundespolitik: Es liegt eine
Entwurfsnovellierung des Ökostromgesetzes zur Begutachtung vor, die entgegen
dem erklärten Regierungsziel der Stabilisierung des Stromverbrauchs durch mehr
Energieeffizienz keine Anhebung der Dotierung der Energieeffizienzprogramme
enthält und damit der Schwerpunktlegung auf Klimaschutz nicht entspricht. (GR
Mag Wolfgang Gerstl: Das ist doch vollkommen anders!) - Kollege Gerstl, ich
rede frei hier. Ihre Fraktion hat sich verschwiegen! Also ein Rededuell bringt
der Sache nicht wirklich einen Fortschritt! (GR Mag Wolfgang Gerstl: Ihre
Vorleseübung bringt es auch nicht!)
Zur Behebung dieses Mangels, nämlich die
Energieeffizienz Marke Bartenstein nicht zu steigern, schlage ich daher vor,
dass es ein Leitungsausbaugesetz für Nahwärme und Fernwärme geben muss, genauso
wie für die immer wichtiger werdenden Kälteleitungen und zur Sicherstellung einer
fairen Mittelverteilung zwischen Industrie, Gewerbe und Haushaltskunden, ohne
weitere Begünstigung der Industrie, die bei der Novellierung 2006 bereits
sehr gut bedient wurde. Ich stelle daher mit den Kollegen GRin Reischl und GR
Franz Ekkamp einen entsprechenden Beschluss- und Resolutionsantrag:
„Der Wiener Gemeinderat fordert die Österreichische
Bundesregierung auf, sich unverzüglich mit Nachdruck dafür einzusetzen, dass
der vorliegende Entwurf für das österreichische Ökostromgesetz überarbeitet wird
und in einem neuen Entwurf folgende Punkte aufgenommen werden:
Die weitere Steigerung des Stromverbrauchs ist zu
bremsen und eine entsprechende Dotierung für Energieeffizienzprogramme
vorzusehen. Hier sind die Mittel, welche über das Ökostromgesetz den Ländern
bereitgestellt werden, entsprechend zu erhöhen.
Damit entsprechend der Regierungsklausur der
Schwerpunkt auf die kostengünstigen CO2-Reduktionsmaßnahmen gelegt
werden kann, ist zusätzlich zum Ökostromgesetz ein Leitungsausbaugesetz für
Nah- und Fernwärmenetze, das auch Kälteleitungen umfassen sollte, umgehend
vorzulegen.
Nachdem die Überprüfung eines Rückvergütungsmodells
der Ökostromkosten für die Industrie dazu geführt hat, dass bei jeder der fünf
beschriebenen Varianten des Evaluierungstrips der E-Control eine erhebliche
Mehrbelastung der Haushaltskunden das Ergebnis wäre, ist dieser Weg nicht
weiter zu verfolgen. Anstelle einer weiteren Entlastung der Industrie sollte
eine Entlastung für ausgleichszulagenberechtigte Personen durch die Streichung
der Zielpunktepauschale erfolgen. Der Einnahmenverlust kann durch höhere
Zielpunktpauschalen in den Netzebenen 1 bis 5 kompensiert werden.
Die Anhebung der Fördermittel von
17 auf 21 Millionen EUR jährlich führt zu einer
rechnerischen Neubelastung der Stromkonsumenten von mehr als
200 Millionen EUR über die gesamte Förderdauer berechnet. Die
Mittelanhebung unter Beibehaltung der bekannten Probleme, diese sind vor allem
Überhitzung des Marktes, steigende Anlagekosten, steigende durchschnittliche
Produktionskosten für Ökostrom, Abzug von Holz und Nahrungsmitteln aus anderen
Wirtschaftszweigen und die damit einhergehenden Folgeprobleme,
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