Gemeinderat,
30. Sitzung vom 24.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 95
durchaus diskutieren. Jedenfalls müssen aber die Kurtherme Oberlaa und der Monte Laa mit eingebunden werden. Wir können uns hier etwa eine Schleifenlösung vorstellen. Ich bitte daher auch den Herrn Stadtrat und die Wiener Linien, bei der nächsten Verhandlungsrunde mit dem Bund hiefür Gelder freisetzen zu lassen, damit dieses Projekt realisiert werden kann, welches auch ein altes freiheitliches Projekt ist.
Auch die Frage der
Inzersdorfer Schleife möchte ich heute noch einmal kurz angehen: Es kann nicht
sein, dass es dort unter anderem ein riesiges Logistikzentrum gibt und Frachten
zu Tausenden Tonnen dorthin transportiert werden, dass aber, zumindest bis
jetzt, kein Lückenschluss des Straßennetzes ins Auge gefasst wurde. Daher
bringe ich hier noch einmal unsere Forderung, die Inzersdorfer Schleife, also
die indirekte Verbindung zwischen der A23 und der S1, endlich fertigzustellen,
und zwar schon bevor man die U-Bahn dort zu bauen beginnt. Das brächte eine
Entlastung für die Favoritner Bevölkerung, weil dann nicht alle Autos
innerstädtisch über die Tangente fahren müssten, sondern relativ rasch ins
Umland abgeleitet werden könnten.
Ein nächstes Kapitel, zu
dem man einige kritische Anmerkungen machen muss, ist der Hauptbahnhof. Der
Hauptbahnhof ist aus unserer Sicht durchaus fair und gut geplant, wenn man auch
das eine oder andere sicherlich anders machen könnte. Für mich vollkommen
unverständlich ist aber die Art und Weise, wie hier Architektenwettbewerbe
durchgeführt werden. Und noch viel ärger ist, dass der Planungsstadtrat aus der
Jury ausgetreten und einfach nicht mehr hingegangen ist. In Wirklichkeit hat er
erst durch diesen Schritt, der völlig unverständlich ist, Unsicherheit in der
Öffentlichkeit produziert. Herr StR Schicker! Lieber Rudi! Du bist seit Jahren
in der Jury. Du hättest eigentlich wissen müssen, wie die Ausschreibung zustande
gekommen ist! Du hättest wissen müssen, wie gehandelt wurde, denn du bist ja
dort drinnen gesessen!
Unserer Meinung nach ist
die Ausschreibung korrekt verlaufen. Man kann darüber diskutieren, wie es dazu kam,
dass sie korrekt verlaufen ist. Sie ist aber deswegen korrekt verlaufen, weil
die wirtschaftliche Einheit, die eine Voraussetzung für eine EU-weite
Ausschreibung gewesen wäre, nicht notwendig ist. Der Ausschreiber ist die
Immo AG, eine Tochterfirma der ÖBB, die nicht in wirtschaftlicher Einheit
mit den ÖBB steht. Diese Gesellschaft beschäftigt sich inhaltlich
und sachlich eigentlich mit etwas anderem, nämlich mit der Verwertung von
Grundstücken, und ist nicht in den ursächlichen wirtschaftlichen Körper der
ÖBB, sprich: Infrastruktur, Waggonbau et cetera, mit eingebunden. Die Juristen
der ÖBB haben diese Firma extra gegründet, damit man eben nicht EU-weit
ausschreiben muss, das hatte ja einen Sinn. Man kann darüber diskutieren, ob
das sinnvoll ist, es ist aber so.
Daher verstehe ich nicht, lieber Herr Stadtrat, warum
du aus der Jury ausgeschieden bist! Das war doch eine etwas feige Aktion! Wenn
du schon ein paar Jahre in der Jury warst, hättest du auch bis zum Schluss
drinnen sitzen bleiben können! Wenn wirklich festgestellt werden sollte –
was ich nicht glaube –, dass eine größere Ausschreibung notwendig gewesen
wäre, dann wärst du halt zwei Jahre umsonst in einer Jury gesessen! Wir alle
sitzen hie und da in einem Gremium umsonst! Das wäre nicht so tragisch gewesen!
Aber du hast die Unsicherheit durch dein Ausscheiden aus dieser Jury wesentlich
verstärkt!
Meine Damen und Herren! Noch eine Anmerkung zum
Hauptbahnhof: Es wäre durchaus sinnvoll gewesen, die U2-Endstelle, die derzeit
in der Gudrunstraße geplant ist, zumindest in einer ersten Phase bis zum
Keplerplatz weiterzuführen. Auch das ist eine freiheitliche Anregung und
Forderung, die wir seit Jahren stellen.
Lassen Sie mich jetzt zu einem anderen Thema kommen,
nämlich zum Radwegebau und zum so genannten Lückenschlussprogramm der Stadt
Wien. Darunter leiden sehr viele, nämlich die Autofahrer, die Radfahrer, die
Fußgeher und die Bezirke, und all das deswegen, weil sich einige wenige
sozusagen als die „Messiasse“ des Radwegnetzes in Wien sehen, insbesondere der
Radwegkoordinator. Es wurde schon viel, zwar nicht mit unseren Stimmen, aber
mit der Mehrheit der anderen Fraktionen, im Ausschuss beschlossen. Jetzt stellt
sich aber immer mehr heraus, dass dieses Lückenschlussprogramm des Radwegnetzes
nicht optimal ist, und zwar weder für den Verkehr insgesamt noch für die
Radfahrer. Und genau das habe ich immer gesagt: Die Radfahrer würden liebend
gerne dort fahren, wo es am sichersten ist, und nicht dort, wo es ihnen der
Radweg vorschreibt.
Ich gehe jetzt auf einen relativ kurzen, aber sehr
teuren Abschnitt in Meidling ein, der sich in der Arndtstraße zwischen dem
Gaudenzdorfer Gürtel und der Längenfeldgasse befindet. Dort musste saniert
werden, und da hat der Radwegkoordinator natürlich gesagt: Das ist sehr gut,
jetzt bauen wir links und rechts und in der Mitte und über drüber lauter
Radwege. – Das ist natürlich ein vollkommener Schwachsinn, und das stellt
das Kontrollamt auch eindeutig fest. Die Kosten sind explodiert, und dem
Bezirk, der eh schon stark verschuldet ist und im Ranking auf dem dritten Platz
der meistverschuldeten Bezirke in Wien liegt, wurden noch einmal zusätzlich
126 000 EUR aufgedonnert. Der Bezirk kann sich aber überhaupt nicht
wehren, weil bei diesen Radwegen die Bezirke 88 Prozent der Kosten selbst
tragen müssen und gar keinen Einfluss darauf haben, wo die Radwege verlaufen
und wie sie errichtet werden.
Meine Damen und Herren! Zu den Radwegen in der
Arndtstraße muss man sagen: Es ist unglaublich, was sich dort abgespielt hat!
Zwei Magistratsdienststellen, nämlich die MA 28 und die MA 46, haben
offensichtlich vergessen, dass es heute Kommunikationsmöglichkeiten wie
Telefon, SMS, Internet und vielleicht auch noch Briefe gibt. Natürlich hätte
man auch miteinander reden können, das haben sie aber offensichtlich nicht
getan. Jede Magistratsdienststelle hat eigens die Straße und die
Gehsteigbreiten ausgemessen. Die Querschnitte differieren aber bis zu
1,20 m. Das ist wirklich ganz unglaublich!
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