Gemeinderat,
30. Sitzung vom 24.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 95
Entscheidungen wurden auch kommuniziert - in Zukunft nur noch drei psychiatrische Abteilungen im Otto-Wagner-Spital sein werden.
Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau
Dr Pilz! Lassen Sie mich daher hier auch festhalten: Die psychiatrische
Versorgung in Wien im ambulanten Bereich und im stationären Bereich für die
Wienerinnen und Wiener funktioniert gut. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Bereich haben eine hohe
Arbeitsbelastung und leisten Großes.
Es ist wie in allen medizinischen Bereichen, aber ich
sage, auch in allen politischen Bereichen, zumindest nach meiner
Herangehensweise zur Politik und zum Verantwortungtragen, niemals so, dass man
sagen kann: Wir sind jetzt fertig, wir brauchen uns mit einem Thema nicht mehr
zu beschäftigen, es kann keine Verbesserungen und keine Veränderungen mehr
geben. Das ist in der Frauenpolitik nicht so, das ist in der Sozialpolitik
nicht so, das ist aber auch - um jetzt zum medizinischen Bereich zu kommen - in
der Augenheilkunde nicht so, in der Orthopädie nicht so und daher auch
selbstverständlich in der Psychiatrie nicht so.
Was ich aber nicht zulasse und wo ich auch keine
Partnerin bin, nicht jetzt und auch nicht in Zukunft, ist, auf dem Rücken von Patientinnen und
Patienten - die, wie Sie vorhin gesagt haben und wie ich jetzt ausgeführt habe,
ziemlich große Probleme haben, die Krankheiten haben, die
gesellschaftlich nicht hoch anerkannt sind - zu versuchen, einen Skandal
herbeizureden.
Ich bin auch keine Partnerin und werde auch in
Zukunft keine Partnerin sein, wenn Veränderungen, die stattfinden, schlicht und
ergreifend negiert werden. Eine Skandalisierung, eine Verunsicherung der
Patientinnen und Patienten, der Angehörigen und des Personals halte ich nicht
nur für unseriös, sondern in diesem sensiblen Bereich auch für besonders
problematisch.
Frau Kollegin Pilz! Ich weiß schon und glaube schon,
dass Sie mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und mit Angehörigen sprechen.
Glauben Sie nur nicht, dass Sie auf diese Gespräche ein Monopol haben! Das tun
wir alle, und es gibt bei vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, bei vielen
Angehörigen und bei vielen persönlich Betroffenen unterschiedliche Meinungen.
Daher bin ich nicht der Meinung, dass auf die Informationen und Auskünfte - die
einzelnen, die ich bekomme - sozusagen ein Monopolanspruch besteht. Ich würde
mir, wenn Sie an einer seriösen Auseinandersetzung interessiert sind - was ich
aber bezweifle -, auch von Ihnen dasselbe erwarten. (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist so, und da sind wir wieder bei dem Punkt „Weil
nicht sein kann, was nicht sein darf": Sie behaupten zum wiederholten Mal,
dass ich gesagt hätte, es gibt hier ausschließlich anonyme Vorwürfe und man
kann dem allen nicht nachgehen. Sie wissen von mir persönlich, Sie wissen auf
Grund des Ausschusses, den wir ja am 28.12.2007 auf Initiative der Kollegin
Korosec auch hatten, was der Krankenanstaltenverbund überprüft hat: Dass wir
nämlich, und zwar ausnahmslos, allen Vorwürfen, die getätigt worden sind, von
wem auch immer - von Medien, von Politikerinnen und Politikern, von Menschen,
die sich dankenswerterweise bei unserer Hotline, die wir sofort eingerichtet
haben, gemeldet haben -, nachgegangen sind.
Die Themenkreise, die wir hierbei geprüft haben,
umfassen einen breiten Bereich. Sie umfassen die Fragen der psychiatrischen
Intensivbetten - da hat ja die Diskussion begonnen -, der medikamentösen
Ruhigstellung, Fixierungen, Hygiene, Überbelag. Es geht auch um die Fragen: Hat
die Dokumentation hingehauen oder nicht? Wie schaut es mit der Wäscheversorgung
aus? Wie schaut es mit dem Personal aus? Wie ist der bauliche Zustand? Wie
funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Psychosozialen Dienst?
Sie wissen auch, dass es unangemeldete Prüfungen der
MA 15 und der MA 40 gegeben hat. Sie müssen das wissen, weil Sie ja
im Ausschuss waren, und es wurde dort alles berichtet. Es wurde dies absolut
transparent dargestellt, und es ging um diese Vorwürfe, die schwerwiegende
Vorwürfe waren. Es wurde nämlich Ärztinnen und Ärzten und Pflegerinnen und
Pflegern vorgeworfen, dass sie Menschen nicht entsprechend dem
Unterbringungsgesetz unterbringen, dass sie nicht dokumentieren, wenn gegenüber
Menschen freiheitsentziehende Maßnahmen auf Grund des Gesetzes angeordnet
werden. Diese Vorwürfe gegenüber Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben sich
in keinem einzigen Fall erhärtet! Auch das ist die Wahrheit, und auch da würde
ich Sie ersuchen, dies, nachdem ich es Ihnen schon mehrmals gesagt habe, hier
auch zur Kenntnis zu nehmen.
Es ist auch so - und darüber haben wir ebenfalls
schon gesprochen -, dass auf Grund der Prüfungen, sowohl was die
Pflegepersonalbedarfsberechnung als auch was das Vorhandensein von Ärztinnen
und Ärzten betrifft, insbesondere auch ... Das Problem ist immer - Sie
sagen ja, Sie lesen nicht alles vor, sondern eben nur die negativen Schmankerln
-, dass man dann eben nie den gesamten Überblick bekommt. Denn zum Beispiel der
eine Vorwurf, den Sie hier machen und in dem Sie behaupten, auf das, was am
4.10.2007 gesagt wurde, sei nicht reagiert worden, ist schlicht und ergreifend
falsch, weil Frau Kollegin Kalousek gerade diesbezüglich eine ganz klare
Anweisung gegeben hat. Da ging es um die Übernahme der burgenländischen
Patientinnen und Patienten, wobei entschieden wurde, dass nach drei Monaten
evaluiert wird; und die Evaluation hat ergeben, dass in diesen drei Monaten
insgesamt 21 Patientinnen und Patienten aus dem Burgenland da waren und
auch auf Grund dessen die Entscheidung getroffen wurde, 12 zusätzliche
Ärztinnen und Ärzte und 18 zusätzliche Pflegepersonen im OWS anzustellen.
Ich möchte, bevor ich jetzt zur Beantwortung der
einzelnen Fragen komme, noch einmal dringend appellieren: Sie haben in mir eine
Partnerin für Verbesserungen für die Wienerinnen und Wiener - vor allem für die
Wienerinnen und Wiener, die Patientinnen und Patienten in unseren Spitälern
sind - in allen Fragen. Sie haben in mir eine Partnerin, wenn es um das Motto
geht: Das Bessere ist der größte Feind des Guten.
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