Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 75
Meidling, weil ich ja da die besseren Zahlen habe. Abgesehen davon, dass sich bei der Budgetierung der Bezirke, vor allem, was die Schuldentilgung und die Zinsen betrifft, die Leute – ich weiß nicht, wer das macht – immer so verschätzen, das ist wirklich unglaublich. Wenn man nämlich die Rechnungsabschlüsse anschaut und sie mit den Voranschlägen vergleicht, so ist das wirklich gigantisch. Ich habe jetzt die Zahlen von 2007 und 2008. Im Jahr 2007 hat der Bezirk Meidling 317 700 EUR an Zinsen und an der Substanz, also an Darlehen, zurückgezahlt. Und da steht dann drinnen, für 2008 und 2009, also für beide Jahre, wären es 613 000 EUR. Jetzt schaue ich mir das Budget 2008 im Bezirk an. Also 2008 alleine sind es schon 575 000 EUR Schuldenzurückzahlung, und es blieben für das Jahr 2009 mickrige 38 000 EUR über. Das glaubt ja kein Mensch, denn jetzt steht für 2009 und 2010 schon eine unglaubliche Summe drinnen, nämlich 1 100 000 EUR nur an Schuldenrückzahlung – bei Bezirksmitteln von 6 879 900 EUR. Also bitte, ich kann mir nicht vorstellen, wie mein Bezirk und viele andere jemals ihren Schuldendienst hier zurückzahlen können.
Das letzte Mal, wo der Bezirk Meidling eine echte,
eine wirkliche Einnahme hatte, das war 2007, das waren nämlich 53 EUR und
16 Cent. Das war das letzte Mal, wo die Rücklage verzinst worden ist. Das waren
die letzten Einnahmen des Bezirkes Meidling. Aber jetzt werden wir nicht einmal
mehr die 53 EUR kriegen. Wir werden gar nichts mehr kriegen, wir werden
uns blöd zahlen.
Meine Damen und Herren! Jetzt komme ich zu den
einzelnen Aufgaben der Bezirke. Aber zuvor nur noch eine Zahl zu den Schulden.
Zwischen Rechnungsabschluss 2006 und Entwurf 2008, Zinsen und Darlehen, gab es
eine Steigerung in Meidling von 130 Prozent. 130 Prozent! Meine Damen und
Herren, wenn das ein Privater macht, ein Klein- oder Mittelbetrieb, der müsste
eine Insolvenz anmelden, der müsste seriöserweise zu Gericht gehen und sagen,
ich kann leider meine Schulden nicht mehr bezahlen, der müsste seinen Gläubiger
sagen, tut mir leid, ich kann nichts mehr zahlen. Aber wir in den Bezirken
machen halt einfach so weiter.
Meine Damen und Herren! Wenn ich mir jetzt die
Aufgaben anschaue, so gibt es sicher sehr viele wichtige
Dezentralisierungsaufgaben, es ist aber nicht einzusehen, dass die Bezirke
schon ein bisserl ungleich behandelt werden. Da gibt es zum Beispiel Bezirke,
die große Parkanlagen haben, siehe Türkenschanzpark. Der Bezirk kann den Park
überhaupt nicht mehr betreuen, er kann überhaupt nicht seinen Aufgaben und
Pflichten nachkommen. Es muss doch im Interesse der Stadt sein, gewisse Sachen
nicht den Bezirken zu überantworten, sondern selbst zu schauen, dass der halt,
um beim Beispiel Türkenschanzpark zu bleiben, saniert wird, dass der verbessert
wird, verschönert wird. Oder es gibt ein paar Bezirke, die haben Märkte. Auch
in Meidling ist einer. Ja, es muss doch im Interesse der Stadt liegen, die
Nahversorgung aufrechtzuerhalten, und der Markt ist ein typisches
Nahversorgungszentrum in einem Bezirk. Es kann doch nicht sein, dass wir die
Bezirke verhungern lassen. Wir haben den Markt um insgesamt zirka 700 000 EUR
sanieren müssen. 700 000 EUR – das ist auch ein Grund, warum wir so
viele Schulden haben, das kommt auch noch dazu – für den Markt, wo die Hälfte
der Standler in Wirklichkeit gar nicht mehr dort ist und wir uns jetzt bemühen
müssen, damit wir halt gewisse Branchen wieder in den Markt bringen.
Aber das Interessante beim Markt ist, bitte: Da
kriege ich das Geld, und dort gebe ich es wieder aus. Da hat zum Beispiel der
12. Bezirk im Jahr 188 000 EUR Müllgebühren. Also auf der einen
Seite kriegen wir etwas für den Markt, auf der anderen Seite zahlen wir
188 000 EUR Müllgebühr. Oder: 45 000 EUR zahlen wir nur für
die Reinigung des Marktes, aber im ganzen Bezirk, in ganz Meidling, kriegt die
MA 48 150 000 EUR.
Die Relationen stimmen da einfach überhaupt nicht
mehr. Das muss man sich einmal vorstellen, 150 000 EUR budgetiert die
MA 48 für die Straßenreinigung und 45 000 EUR allein für den Markt.
Meine Damen und Herren, es muss Aufgabe des
Zentralbudgets und der Stadt im Interesse ihrer Bürgerinnen und Bürger sein,
die Bezirke, die einen Markt haben oder die eine größere Parkanlage selbst
erhalten müssen, wesentlich besser finanziell zu unterstützen, weil sonst
können die nicht einmal mehr die Schulen machen. Stellen Sie sich vor, in
unserem Bezirk haben wir den Markt, wir haben große Parkanlagen und Schulen.
Das ist ausgesprochen unmöglich, das kann man nicht machen. Es ist fast eine
Strafsteuer, die wir zahlen müssen, weil wir einen Markt haben und die
Nahversorgung aufrechterhalten. Andere Bezirke haben das halt nicht und es
klingt dann gut, wenn man sagt, man hat halt in etwas anderes investiert.
Meidling, Favoriten, wie sie alle heißen, können gar nicht mehr in etwas
anderes investieren, weil sie keine Mittel zur Verfügung haben, meine Damen und
Herren!
Dann gibt es noch die Vorlagen. Es sind kleine
Beträge, aber es ist bezeichnend für die Art und Weise, wie die Stadt mit den
Bezirken umgeht. Da gibt es jetzt zum Beispiel bei uns die Vorlagen bei den
WCs. Da muss der Bezirk wegen der Europameisterschaft - es ist ja gut, dass es
sie gibt - die WC-Anlagen zu horrenden Preisen sanieren. Das ist eine Vorlage.
Wir kriegen es dann nächstes Jahr wieder zurück. Wieso muss der Bezirk die
öffentlichen Toilettenanlagen sanieren? Weil die EM in Wien stattfindet, freuen
sich alle und lassen sich alle feiern, von der Vizebürgermeisterin bis zum
Bürgermeister und Sonstigen - ist ja eh schön - und die WCs, die Häuseln auf
Wienerisch, muss der Bezirk vorfinanzieren. Das wird der 2. Bezirk machen
müssen, das müssen alle Bezirke machen. Wieso kann das die Stadt nicht gleich
dem Bezirk geben?
Oder bei Sturm, eine Fülle von
alten Bäumen zum Beispiel abgebrochen, kaputt, muss niedergeschnitten werden.
Der Bezirk kriegt das Geld wieder zurück aus dem Zentralbudget, allerdings nach
einem bis eineinhalb Jahren. Wieso muss der Bezirk das vorfinanzieren, nur weil
irgendein Orkan, irgendein Sturm gekommen ist,
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