Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 91
vorbringt, zu ziehen hätte
für den Fall, dass die Informationen nicht stimmen, diese Antwort zum Beispiel
hat der Herr Bürgermeister offengelassen, die ist er uns schuldig geblieben.
Ich möchte auch feststellen,
dass die Antworten, wie sie erfolgt sind, alles in allem doch wieder darin
bestehen, die Sache als solche klein zu reden und im Großen und Ganzen zu
sagen, dass eigentlich nichts passiert sei. Ich möchte aber doch feststellen,
dass wir in der letzten Zeit eine Reihe von Missständen im Bereich Wiener
Wohnen debattiert haben und zur Kenntnis nehmen mussten.
Die Zustände der
Hausbetreuungsgesellschaft wurden heute schon angesprochen. Die Vorwürfe der
EU-Kommission, aber auch der Staatsanwaltschaft wegen massiv überhöhter Preise
im Hinblick auf die Grünflächenbetreuung sind auch Thema in der Zwischenzeit.
Wir werden ja noch sehen, in welchem Ausmaß Wiener Wohnen in dem Sinn
verantwortlich ist, falls die Vorwürfe stimmen, ob diese Vorwürfe eben auch bis
zu Wiener Wohnen hineinreichen.
Aber ich möchte, Herr
Bürgermeister, vor allem eines sagen: Ich glaube, erstmals seit vielen Jahren –
zumindest, so viel ich mich erinnern kann – liegt eine sehr, sehr detaillierte
Aufschlüsselung, eine sehr, sehr detaillierte und akribische Zusammenfassung
von Informationen vor, die Absprachen im Bereich von Vergabevorgängen im
Bereich der Gemeinde Wien zu belegen trachten, Absprachen im Bereich eines
Rahmenvertrages, wie gesagt, für Gas- und Wasserinstallationsarbeiten im Ausmaß
von 200 Millionen EUR, und – ohne Vorverurteilungen vornehmen zu
wollen – aus den vorgelegten Materialien, wie sie sich ergeben, ist die
Verwicklung von Bediensteten der Gemeinde Wien zumindest nicht auszuschließen,
um es milde zu formulieren. Das muss man auch mit aller Deutlichkeit sagen.
Ich darf jetzt noch einmal
eingehen auf die Unterlagen, die uns informativ zur Verfügung gestellt wurden,
und darf eben sagen, dass diese Einladungen von Installateuren eines Verbandes
vom 19.2.2007 an die am Vergabeverfahren beteiligten Unternehmen gegangen sind
zwecks Informationsveranstaltung. Interessanterweise – und das zeigt ja auch
schon ein gewisses Unrechtsbewusstsein der betreffenden Personen oder der
einladenden Personen – hat es dann eine Verlegung dieser Info-Veranstaltung
gegeben, und zwar – das wurde schon gesagt – in den Florido-Tower am 5.3.2007,
aber es wurden nur 40 Mitglieder der Innung eingeladen und nicht 800, und
eben nicht alle Mitglieder, die es gab. Das heißt, man hat nur die eingeladen,
die hier in diesen Kreis hineingeholt werden sollten.
An diesem Treffen am
5.3.2007 haben dann in etwa 50 bis 60 Personen teilgenommen, also die
Firmenvertretungen, leitende Angestellte und Ähnliches, und interessanterweise
wurde festgestellt, die Verlegung des Treffens war notwendig, da Wiener Wohnen
von dem Treffen Wind bekommen hätte und daher dieses Treffen für die
bestehenden Kontrahenten so unsicher war und nicht hat stattfinden dürfen.
Selbstverständlich war
Gegenstand der Absprachen, der Gespräche die Bildung von Arbeitsgemeinschaften,
und interessanterweise – und das ist der eigentliche Kern – haben sich erst im
Anschluss an diese Veranstaltung im nochmals kleineren Kreise zirka
15 Personen zusammengefunden, die Gespräche geführt haben. Unter ihnen
eben sämtliche Federführer der neuen Arbeitsgemeinschaften im gegenständlichen
Vergabeverfahren. Die Namen liegen vor. Wir werden sie natürlich nicht
verlesen, weil es ja ein laufendes Verfahren ist.
Natürlich war der Informant
anwesend, und es wurde schon gesagt, dass hier der Versuch gemacht wurde,
Geheimhaltung zu erzwingen durch eine schriftliche Verpflichtung und die
Feststellung einer Verpflichtung zu einer Pönalzahlung. Das zeigt auch schon,
dass hier Dinge vorgenommen wurden, bei denen das Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit
der Vorgangsweise massiv zu bezweifeln ist.
Es wird dann von mehreren
Treffen berichtet, wo der Großteil der Teilnehmer der diversen ARGEs immer
anwesend gewesen ist, und es gibt hier den nachweisbaren, würde ich sagen,
begründeten Verdacht, dass bei diesen Gelegenheiten natürlich doch
Preisabsprachen, Gebiets- und Losaufteilungen der Arbeitsgemeinschaften
Gegenstand der Gespräche gewesen sind.
Der Informant wurde noch mehrmals
eingeladen, seine ablehnende Haltung zu diesen Vorgängen und zu diesen
Absprachen zu überlegen, und wurde auf nicht unerhebliche Konsequenzen im
Nichteintrittsfall hingewiesen. Dabei wurden ihm zum Beispiel als Erstes einmal
die Namen der Firmen genannt, die als Arbeitsgemeinschaftsführer in diesem
Bereich auftreten werden. Man kann daher wohl davon ausgehen, dass man schon
zum damaligen Zeitpunkt gewusst hat – er das also weiterverteilen konnte –, wer
sich hier an der Ausschreibung beteiligt hat und wie sich die
Ausschreibungsbedingungen personenmäßig gestaltet haben. Das kann man
wahrscheinlich daraus schlussfolgern.
Dann hat es, wie ja schon
gesagt, eine Verlegung der Abgabefrist und der Angebotseröffnung auf
unbestimmte Zeit gegeben. Die Angebotsfrist selbst wurde nicht verlängert,
womit man Neuzuzug von Interessenten verhindern konnte.
Es wurde noch ein weiterer Versuch gestartet, den
Informanten umzustimmen und zur Teilnahme zu bewegen. Im Rahmen dessen haben
sie einen entscheidenden Fehler gemacht. Sie haben die Liste aller Firmen, die
am 8.5.2007 ein Angebot abgegeben haben, diesem auch übergeben, mit dem
Ergebnis, dass der Nachweis sozusagen vorliegt und die betreffende verteilende
Person auch festgestellt hat, dass eben ein Bediensteter der Gemeinde Wien
diese Liste zur Verteilung gebracht hat. – Alles unter der Voraussetzung, dass
die Behauptungen stimmen und sich dann auch gerichtlich festlegen lassen
werden.
Auf alle Fälle wurden diesem
Informanten zwei Lose angeboten, wenn er sich anschließt. Hauptzweck der
Vereinbarungen – das wurde unter anderem auch gesagt –, war es, dafür zu
sorgen, dass keine oder nur
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular