Gemeinderat,
35. Sitzung vom 23.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 126
somit mehr als
2,3 Milliarden EUR.
Die nachfragewirksamen Ausgaben
der Stadt haben 2007 mit rund 4 Milliarden EUR ebenfalls einen
Rekordwert erreicht. Deutlich mehr, nämlich ein Drittel der Gesamtausgaben,
wurde damit nachfragewirksam eingesetzt. Nachfragewirksame Ausgaben, werden Sie
jetzt vielleicht sagen, was heißt denn das? Unter diesen Ausgaben versteht man
die klassischen Investitionen: Ausgaben für geringwertige Wirtschaftsgüter,
Instandhaltung, Verbrauchsgüter, Energiekosten, Transportkosten, Mieten, vieles
andere mehr, auch Transferzahlung auslösende Aufwendungen der ausgegliederten
Organisationseinheiten. Einfacher und verständlicher ausgedrückt mit den Worten
unseres Herrn Bürgermeisters: „Alles, vom Bleistift bis zur U-Bahn."
Und der
volkswirtschaftliche Nutzen dieser Ausgaben, sehr geehrte Damen und Herren, ist
wesentlich höher, als der Wert von 4 Milliarden EUR erahnen lässt,
denn diese Nachfrageeffekte sind es auch, die unter anderem die Tendenz des
kontinuierlichen Rückgangs der Arbeitslosigkeit in Wien von 9,3 Prozent
Anfang 2007 auf 7,2 Prozent im Mai 2008 unterstützt haben. Alleine bei den
besonders beschäftigungsintensiven Tätigkeiten im Bau- und Baunebengewerbe
konnte eine Steigerung der Ausgaben um 205 Millionen EUR auf nunmehr
fast 1,8 Milliarden EUR verzeichnet werden.
Wenn ich jetzt die Argumente
der Opposition vorwegnehme, die sagt, vergleichen wir doch mit anderen
Bundesländern, die stehen noch besser da als Wien: Nun, diesem Vergleich stelle
ich mich gerne, wenn wir ihn ernsthaft und seriös und nicht irreführend machen.
Denn, sehr geehrte Damen und Herren, deutlich über 210 000 Menschen,
die nicht in Wien leben, sondern in den Regionen rund um Wien, finden hier in
unserer Stadt einen Arbeitsplatz. Stellt man diese Arbeitsplätze in Rechnung,
so kann man davon ausgehen, dass wir in Wien weit mehr als einem Niveau der
Vollbeschäftigung entsprechen. Und das, sehr geehrte Damen und Herren, soll
auch einmal gesagt werden. Über 210 000 Menschen, die nicht Wiener
und Wienerinnen sind, generieren damit Einkommen und schaffen auch in anderen
Teilen unseres Landes Wertschöpfung. Das ist gut so, sage ich, das
unterstreicht die Anziehungskraft dieser Stadt, aber dieser Umstand muss betont
werden, wenn wir im Zuge der Finanz- und Wirtschaftsdebatte über den Wiener
Arbeitsmarkt sprechen.
Sehr geehrte Damen und
Herren! Ich darf Sie zudem daran erinnern, dass Wien als einziges
österreichisches Bundesland mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds
über eine eigene Einrichtung verfügt, die auf gezielte arbeitsmarktpolitische
Maßnahmen und Weiterbildungsangebote setzt. 2007 wurden dafür insgesamt
56 Millionen EUR zur Verfügung gestellt. Aus diesen Mitteln wurde zum
Beispiel das neu errichtete Beratungszentrum für Beruf und Weiterbildung
finanziert, das Österreich-weit einzigartig in Form eines One-Stop-Shops
umfassende Qualifikation und Weiterbildung an unserem Standort in der
Nordbahnstraße anbietet.
Wir gehen mit dem WAFF
auch ständig neue Wege. Wir wissen, wie wichtig es ist, die Sachgüterproduktion
und produktionsnahe Dienstleistungen zu unterstützen. Es sind immerhin
72 000 Menschen in 3 900 Betrieben, die hier arbeiten;
90 Prozent davon kleine und mittlere. Der WAFF hat hier eine neue
Förderschiene eröffnet, in der gezielt die Qualifikation der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in
diesem Bereich unterstützt wird. Und der WAFF fördert all jene Wiener Betriebe,
die in interkulturelle Kompetenz ihrer Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen investieren, vom Deutschkurs bis zum
kulturübergreifenden Verhandeln und Managen. Das ist wichtig für die
Integrationspolitik in der Stadt, aber zumindest genauso wichtig für die
Erfolge der Wiener Unternehmungen in den neuen Märkten der erweiterten
Europäischen Union. Jeder Experte wird Ihnen bestätigen, dass die
interkulturelle Kompetenz dieser Stadt und ihrer Bewohner und Bewohnerinnen mit
ausschlaggebend für den Erfolg Wiens als Drehscheibe zwischen Ost und West ist.
(Beifall bei der SPÖ)
Hier gibt der Wiener
ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds generell für die Förderschiene
Personalentwicklung 1,35 Millionen EUR aus. Wir setzen also auch hier
an, wo uns die Menschen brauchen: bei den ArbeitnehmerInnen, bei den
Personalisten, bei den Unternehmungen.
Erlauben Sie mir, bevor ich abschließend auf die
Sachbudgets noch ganz kurz eingehe, ein Thema anzusprechen, von dem Sie wissen,
dass es mir und uns allen ein großes Anliegen ist: Gender Budgeting, also die
genaue Analyse des Rechnungsabschlusses, der Finanzpolitik dieser Stadt auf die
Auswirkungen auf die jeweiligen Geschlechter.
Seit 2005 werden alle
200 Budgetansätze der Stadt Wien diesem eingehenden Gender Check
unterzogen und die im Hinblick auf die Gender-Politik relevanten Ansätze in
allen Geschäftbereichen in einem eigenen Kapitel erläutert. Wien, sehr geehrte
Damen und Herren – und das wird viel zu wenig beachtet –, ist damit Benchmark
unter den Großstädten Europas. Wir exportieren, wenn ich so sagen darf, dieses
Know-how unserer Finanzabteilung mittlerweile erfolgreich. So haben etwa die
Gender-Mainstreaming- und Gender-Budgeting-ExpertInnen Wiens die Stadt Paris im
Gender Budgeting geschult und inhaltlich begleitet. Von Prag über Rom bis zur
Republik Südkorea wurden das Wiener Modell und die Wiener ExpertInnen schon
genutzt.
Ein Beispiel für das Gender Budgeting im
Rechnungsabschluss 2007 ist die Verwirklichung des gender-spezifischen Ziels
der Erhöhung der Frauenquote im Segment Forschung und Technologie, eine ganz
wichtige Zukunftsaufgabe, wo wir mit den eigenen Calls „FemPower Vienna"
und mit Projekten wie departure entsprechende Frauenförderung betreiben.
Sie wissen, sehr geehrte Damen und
Herren, das Thema Gesundheit und Soziales ist ein ganz zentraler Punkt in
unserer Finanzpolitik, die Bereitstellung eines dicht geknüpften sozialen
Netzes, die Versorgung aller Wiener und Wienerinnen mit Spitzenmedizin auf höchstem
Niveau. Das entwickelt sich weiter auf Grund der
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