Gemeinderat,
36. Sitzung vom 25.06.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 108
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau
Gemeinderätin!
Selbstverständlich so, wie das in der Stadt üblich
ist, einzubeziehen, nämlich, und daher ist es von mir keine Vermischung, nicht
zwei Themen werden zusammengefasst, die nichts miteinander zu tun haben,
sondern es handelt sich um ein Objekt, wo zwei soziale Einrichtungen mit
unterschiedlichen Zielgruppen untergebracht werden. Da wir in den letzten
Jahren eine sehr starke Erweiterung im Bereich des sozial betreuten Wohnens
gemacht haben, ist es auch so, dass es sinnvoll erscheint, den Sack gemeinsam
zuzumachen und nicht, wenn wir schon wissen, dass wir in ein Objekt auf der
einen Seite den Ganslwirt übersiedeln und dort sozial betreutes Wohnen
errichten, sozusagen zweimal eine Baustelle zu machen, sondern es fertig zu
machen und auf einmal zu planen.
Ich bin der festen Überzeugung, dass hier der Bezirk,
und das weiß ich auch aus vielen Gesprächen, hinter beiden Projekten steht,
dass Anrainerinnen und Anrainer sowohl das Recht haben als auch, dass wir
wissen, dass in nahezu allen Projekten, die in dieser Stadt stattfinden, nicht
jeder sofort die Welle macht. Das ist gar nichts Neues. Die Situation ist aber
eine ganz andere. Ich glaube, der Herr Bezirksvorsteher hat Pint geheißen - ich
war damals noch ein relativ junges Mädchen -, als dort große Demonstrationen
und Gegendemonstrationen waren, weil, wie gesagt, der Niedergang des
Abendlandes mit der Eröffnung des Ganslwirts irgendwie geglaubt wurde. In sehr
kurzer Zeit hat dann auch dieser Herr Bezirksvorsteher, der das zunächst nicht
wollte, die Einrichtung quasi umarmt und war dann, glaube ich, nach ein paar
Jahren selbst der Erfinder des Ganslwirts.
Also bin ich der festen Überzeugung, dass die Stadt
Wien und insbesondere der Fonds Soziales Wien und die Sucht- und
Drogenkoordination mit Anrainerinnen und Anrainern sehr respektvoll, sehr
informativ, sehr transparent, aber auch sehr klar umgehen. Sehr klar umgehen
bedeutet, wir brauchen und wollen in dieser Stadt soziale Einrichtungen und
daher müssen sie auch über die Stadt verteilt sein.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Die
nächste Zusatzfrage, Herr GR Mag Kowarik.
GR Mag Dietbert Kowarik (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Guten Morgen, Frau Stadträtin!
Sie werden sich nicht wundern, ich stelle meine
Zusatzfrage zu einem anderen betreuten Wohnungsprojekt der Stadt Wien, nämlich
zum Wohnprojekt für unterstandslose Erwachsene in der Johnstraße 45. Meine
Frage ergibt sich aus den vom Fonds Soziales Wien organisierten
Anrainergesprächen.
Es ist an und für sich eine gute Einrichtung, dass da
versucht wird, Mediation zu betreiben, sage ich einmal, gemeinsam mit den
Anrainern, mit den Bewohnern. Dort war bei der letzten Sitzung eine große
Diskussion über die nunmehr geplante Evaluierung. Es hat geheißen, nach sechs
Monaten soll das Projekt evaluiert werden, es soll überprüft werden und daraus
sollen dann die Schlüsse gezogen werden.
Meine Frage daher: Welche Institution oder welche
Einrichtung wird diese Evaluierung durchführen? Intern oder extern?
Beziehungsweise wann rechnen Sie mit Ergebnissen? Wann können wir dann wirklich
Schlüsse aus dieser Evaluierung ziehen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Die
Evaluierung wird natürlich vom Fonds Soziales Wien durchgeführt. Inwieweit sich
der Fonds Soziales Wien hier externer Partner bedient, ist eine operative
Frage, die der FSW zu entscheiden hat.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass der FSW über
sehr gute Instrumentarien verfügt, das selbst zu machen. Aber wenn es eine
Entscheidung im operativen Bereich gibt, sich hier Partnern zu bedienen, ist
das für mich auch in Ordnung. Ich mische mich da sicherlich nicht ein.
Ich gehe davon aus, dass die Evaluierung im Herbst
des heurigen Jahres abgeschlossen ist.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Die
nächste Zusatzfrage, Frau GRin Cammerlander.
GRin Heidemarie Cammerlander (Grüner
Klub im Rathaus): Frau Stadträtin!
Sie haben zu Recht gesagt, als der Ganslwirt eröffnet
wurde, war großer Widerstand da, die Anrainer waren dagegen. Das kommt immer
wieder vor. Mittlerweile sind die Anrainer nicht mehr gegen den Ganslwirt.
Was ich aber immer wieder höre, und ich habe es auch
gestern schon gesagt, ist, es werden täglich 700 Spritzen getauscht.
Voriges Jahr waren es noch ungefähr 500, nächstes Jahr sind es vielleicht schon
1 000. Von diesen 700 Menschen gehen 90 Prozent in einen privaten
Raum, um sich ihr, ich nenne es einmal, Medikament zu injizieren. 10 Prozent,
und das sind täglich 70 Menschen, tun dies im öffentlichen Raum, in den
Stiegenhäusern, in den öffentlichen WCs, in den Parkanlagen. Das ist, was die
Anrainer unwahrscheinlich stört, die es absolut nicht verstehen, warum man
diesen Menschen nicht die Möglichkeit bietet, im Ganslwirt unter ärztlicher
Kontrolle mit sozialpädagogischer Betreuung zu konsumieren. Sie lehnen diese
Lösung immer wieder ab.
Meine Frage ist jetzt: Welche Lösungsvorschläge haben
Sie, dass diese Menschen nicht im öffentlichen Raum konsumieren müssen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Sehr
geehrte Frau Gemeinderätin!
Ich nütze die Gelegenheit. Ich
hoffe, Sie gestatten mir, eine falsche Information, die ich Ihnen gestern
gegeben habe, richtigzustellen. Ich habe nämlich gestern gesagt, dass Graz
10 Prozent des Drogenbudgets der Stadt Wien hat. Tatsache ist, ich habe
mit dem Drogenkoordinator von Graz telefoniert, es sind deutlich weniger als
10 Prozent. Die Stadt Graz zahlt selbst nahezu gar nichts im Bereich der
Drogenprävention und Drogenarbeit, sondern ausschließlich das Land Steiermark.
Ich entschuldige mich, dass ich Ihnen gestern hier eine
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