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Gemeinderat, 38. Sitzung vom 30.10.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 77 von 106

 

Daher beantragen wir, dass der gleiche Tarif gültig sein muss. Warum sollten eine Bewohnerin oder ein Bewohner von Wien, wenn er eine Ringrundfahrt machen möchte, 15 EUR zahlen müssen, auch wenn er eine Netzkarte oder eine Wochenkarte hat? Wir meinen, es muss die Möglichkeit geben, dass auch Nichttouristen die Ringlinien benützen können, auch wenn sie nicht mit einem LCD-Player ausgestattet sind, um die Sehenswürdigkeiten anzusehen. In der U-Bahn hat es ja zum Beispiel auch LCD-Player gegeben, als damals dieser Boom war. Hat man da mehr gezahlt? Damals gab es in einer Garnitur LCD-Player mit lauter Werbung, aber da musste man auch nicht mehr zahlen!

 

Wir meinen, es muss die Möglichkeit geben, dass man diese Touristenringrundlinie, die jetzt eingeführt werden soll, zum gleichen Tarif benützen kann! Deshalb beantragen wir in formeller Hinsicht die Zuweisung dieses Antrags an den Finanzausschuss. (Beifall bei den Grünen.)

 

Ich werde jetzt noch einen vierten Antrag stellen. Ich weiß, dass es schon sehr spät ist, aber was soll’s. Die Sonne ist eh schon weg! (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Lass dich nicht stressen, Ingrid!)

 

Mein letzter Antrag betrifft den 13A. Meine Damen und Herren! Manche im Saal werden es nicht wissen: Die Linie 13 war einmal eine Straßenbahn. Anfang der 60er Jahre wurde die Line 13 jedoch auf Busbetrieb umgestellt. Damals war die Zeit halt so: Der Individualverkehr hat geboomt, es gab die große Freiheit. Jeder konnte sich sein eigenes Auto leisten, und darum meinte man wahrscheinlich seitens der damaligen Stadtpolitik, dass es besser sei, die Straßenbahn auf Busbetrieb umzustellen, damit der Individualverkehr besser läuft. Busse können nämlich ausweichen.

 

Jetzt, 50 Jahre später, stellt sich heraus, dass dieser Bus längst bis an seine Kapazitätsgrenze ausgelastet ist. Herr Hora! Ich habe schon vor zwei Jahren mit Ihnen darüber gesprochen: Wie schaut es aus? Machen wir ein rot-grünes Projekt? Sie waren damals gar nicht so abgeneigt, ganz im Gegenteil! Ich habe auch schon mit dem Geschäftsführer der Wiener Linien, Herrn Lichtenegger, gesprochen. Er ist auch nicht abgeneigt. Also woran scheitert’s? Woran scheitert’s, Herr Hora? Am Geld? Wenn man U-Bahn-Verlängerungen um 500 Millionen bauen kann, die die Stadt Wien dazubuttert, warum soll es dann an 200 Millionen scheitern? Damit könnte man einen großen Fahrkomfort in den Bezirken 4, 5, 6, 7, 8, 9 erzielen!

 

Dort haben sich Lokalszenen angesiedelt, und es ist alles sehr dicht. Herr Hora! In diesem 13A ist es schon seit Jahrzehnten so eng, dass nicht einmal mehr irgendetwas hinein passt, und das von der Wiedner Hauptstraße bis zur Alser Straße! Ich habe hier extra auch für die Frau Stadträtin, die einen überfüllten Bus wohl noch nie von innen gesehen hat, ein paar Aufnahmen und gebe ihr die Möglichkeit, die Situation zumindest auf einem Foto zu bewundern! (Die Rednerin zeigt ein Foto.) So schaut es im 13A von Betriebsbeginn bis Betriebsschluss aus! Meine Damen und Herren. Das ist der 13A von innen! Man sieht fast nichts vor lauter Menschen. Ich kann Ihnen das Bild aber durchgeben! (GRin Nurten Yilmaz: Haben Sie Berührungsängste?) Eine Fahrgastzählung würde ergeben, dass sich auf einem Quadratmeter zehn Personen befinden.

 

Und so schaut es aus, wenn der Bus im Stau steht: Dann ist nur mehr ein Bus hinter dem anderen aufgefädelt, und dann sieht man nur mehr Busse. (Die Rednerin zeigt ein weiteres Foto.) Das gibt es bei der Straßenbahn nicht, die hat den so genannten Schienenbonus: Das heißt, der Individualverkehr hat mehr Respekt vor Schienen. Es passiert ganz selten – ich spreche aus Erfahrung –, dass Schienenfahrzeuge vom Individualverkehr behindert werden.

 

Aber ich kann Ihnen auch noch ein paar weitere Begründungen sagen. Der Fahrgastbeirat wünscht sich das ja auch. Dieser wurde nicht umsonst einberufen, und ich meine, man sollte auf diesen Fahrgastbeirat auch hören!

 

Außerdem hat die Straßenbahn auch mehr Sitzplätze und Stehplätze, das Verhältnis beträgt konkret 136 zu 91, das sage ich jetzt für Herrn Hora, weil er ein bisschen ein i-Tüpferl-Reiter ist. Durch die Mehrtürigkeit ist schnelleres Reisen angesagt: Der kleine ULF hat fünf Türen, die Busse haben nur drei Türen.

 

Außerdem habe ich eine Lärmmessung von der TU durchführen lassen, wobei festgestellt wurde, dass der ULF gegenüber dem Bus bedeutend leiser ist. Beim Bus sind es 7 bis 10 dB, und dementsprechend gibt es auch zahlreiche Beschwerden durch die BewohnerInnen entlang des 13A. Es wird immer wieder geklagt, dass er sehr laut ist.

 

Da die Linie 13 ja schon einmal eine Straßenbahnlinie war, kann man auch nicht sagen, dass das nicht machbar ist. Es gibt wunderbare TU-Studien darüber. Schauen Sie sich diese an! Es gäbe wunderbare Alternativlinienführungen und so weiter und so fort! Außerdem bestünden auch Vorteile für die Wiener Linien: Man hätte wieder mehr Durchmesserlinien, die Fahrgäste würden die Linie 13 wieder mehr benützen, daher wäre auch mit Mehreinnahmen zu rechnen. Bitte überdenken Sie das! Diskutieren wir einmal darüber! – Im Hinblick darauf verweise ich diesen Antrag zur Wiedereinführung der Straßenbahnlinie 13 an den Finanzausschuss. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Abschließend möchte ich ganz kurz auf den Vorfall vom Samstag eingehen, nämlich auf dieser Sager eines meiner Kollegen, der das Image der Wiener Linien und natürlich auch das meiner KollegInnen total angeschwärzt hat. – Zunächst möchte ich betonen: Es gibt sehr viele angenehme und nicht etwa braunlastige oder rechtslastige KollegInnen. In diesem Zusammenhang möchte ich einen Denkanstoß geben, denn gerade in Betrieben, die noch zu 100 Prozent der Stadt Wien angehören, werden solche Sager verharmlost oder als Witz abgetan: Herr Ekkamp! Man sollte diesen Vorfall in der Personalkommission oder im Unterausschuss Wiener Stadtwerke diskutieren! Man sollte gerade das Personal, das im öffentlichen Dienst steht, mit Schulungen und Bewusstseinsbildung darauf aufmerksam machen, was

 

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