Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 130
hier in Wien im Zuge der
Auswirkungen dieser weltpolitischen Situation gezeichnet wurden, hätte man
durchaus auch zum Schluss kommen können, dass Wien jetzt zum WWFF ein bisschen
betteln gehen muss und genauso bankrott ist wie Island oder letztendlich die
Lehman Brothers, dass wir das Riesenrad verkaufen müssen und vieles mehr. Und
dieses Szenario auf der einen Seite und auf der anderen Seite hier die zwei
zusätzlichen Investitionen von 670 Millionen EUR zeigen ja schon die
Ernsthaftigkeit der Diskussion. Offensichtlich bringen es einige tatsächlich
nicht fertig anzuerkennen, dass sich Wien auch in Zeiten der wildesten
finanzpolitischen Turbulenzen keine Sorgen zu machen braucht, weil wir eben
immer in der Lage sind, entsprechend zu reagieren, nämlich dann vorsichtig im
Haushalt zu sein, wenn es möglich ist, und dann das entsprechende Geld zu
haben, wenn es notwendig ist und wir in Wien eben nicht dem schnellen Geld
gefolgt sind, sondern hier sehr sorgfältig, nachhaltig und sicher agiert haben.
Aber das ist ja nicht
überall der Fall. Der Kollege Tschirf hat hier auch wieder versucht, die
wirtschaftspolitische Kompetenz der ÖVP ein bisschen hervorzustreichen. Eine
wirtschaftspolitische Kompetenz, die man sich ja durchaus immer wieder in
verschiedensten Bereichen ansieht, denn ich finde es ja besonders pikant, dass
er in diesem Bereich auf die Geschichte der Bank Austria, das Entstehen der
entsprechenden Stiftung eingegangen ist. Also ich glaube, da sind viele im
Haus, Kollege Tschirf, die ganz genau wissen, wer hier welche Vorschläge
gemacht hat. Und wenn man hier den Vorschlägen im Zuge des Jahres 96 gefolgt
wäre, die von der ÖVP zu diesem Zeitpunkt gekommen sind, dann hätten wir diese
Mittel, die jährlich in den Bereich der Wirtschaft, Wissenschaft und
Technologieförderung gehen, mit Sicherheit nicht gehabt. Dann hätten wir diese
nicht so sicherstellen können, sondern dann hätten wir vielleicht das eine oder
andere Problem durchaus gehabt.
Man kann sich das ja auch
anschauen, wie die ÖVP hier agiert. Schauen wir es uns in Niederösterreich an,
wie dort im Bereich der Wohnbauförderungsgelder agiert wurde.
4,4 Milliarden EUR sind hier in Niederösterreich im Jahr 2001
verkauft worden. Sie haben diese 4,4 Milliarden EUR beim Land
veranlagt, heißt es immer so schön. Die Frage ist immer: Wo? Eine Frage, die
ganz interessant ist, der rennen mittlerweile schon sehr viele nach. Ganz genau
weiß man es nicht. Wenn man sich da die Aussagen anschaut: 4,4 Milliarden
Steuergeld der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher, die hier
entsprechend veranlagt wurden, aber eigentlich ist die Frage nicht zu
beantworten, wo sie denn eigentlich sind, denn es hat ja gar nicht das Land
diese Gelder veranlagt, wie man draufgekommen ist und das ist ja durchaus auch
nachzulesen, sondern das Land hat Firmen und Stiftungen in dem Bereich
errichtet, die weder vom Landesrechnungshof noch vom Bundesrechnungshof
entsprechend kontrolliert werden können. Man hat eine eigene Finanzierungs- und
BeteiligungsGesmbH gegründet. Soll auch noch gut sein. Da kommt man aber auch
drauf, die haben das eigentlich auch nicht wirklich veranlagt, sondern in der
einen oder anderen Form nur Geschäftsbesorgungsaufträge erteilt. Tatsache ist,
auf Nachfragen, wo denn dieses Geld jetzt eigentlich ist und wie es sich gerade
in Zeiten dieser schwierigen Situation entwickelt hat -
4,4 Milliarden EUR -, bekommt man wenig Auskünfte. Und durchaus aus
gutem Grund haben ja hier auch SPÖ-Aufsichtsräte ihre Funktionen entsprechend
niedergelegt.
Also wenn hier immer wieder
- und im Vorfeld haben wir es gelesen - gerade auch die stabile Finanzpolitik
dieser Stadt seitens der ÖVP kritisiert wird, dann schauen wir uns an, wie das
bei uns war: Immer wieder lobende Worte seitens des Rechnungshofs, gerade auch
für den Bereich der Fremdmittelfinanzierung. Wien hat aus diesem Bereich
hunderte Millionen Euro zusätzlich lukriert. Also es ist nur ein Zeichen mehr,
meine Damen und Herren! Hören wir auf, die Wienerinnen und Wiener zu
verunsichern. Wir haben einen stabilen Haushalt, wir haben die Spielräume, die
wir in schwierigen Zeiten brauchen, ganz im Gegensatz zu vielen anderen
Bundesländern, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der SPÖ.)
Und weil der Kollege Tschirf hier auch einmal mehr
den Antrag betreffend das Valorisierungsgesetz eingebracht hat, wieder auf
Abschaffung und Aufhebung dieses entsprechenden Gesetzes, eine Zeitungsmeldung:
„Die Erhöhung der Müll-, Kanal und Marktgebühren um über 6 Prozent, ein
Aufnahmestopp beim Personal, eine Zweitwohnsitzabgabe - das sind
Rettungsversuche fürs Budget 2009. Gleichzeitig wächst der Schuldenberg aber
weiter.“ Das ist die derzeitige Budgetsituation einer österreichischen Stadt,
geschildert in der „Kleinen Zeitung“. Es geht um Graz. Auch dort regiert die
ÖVP mit den Grünen. Von Infrastrukturinvestitionen ist keine Rede. Von der
Ankurbelung der Wirtschaft auch nicht. Da geht es, wenn man sich die
Zeitungsmeldungen, letztendlich aber auch die entsprechenden Statements der
dort handelnden Personen vor Augen führt, schlicht und ergreifend ums
Überleben, weil dort ursprünglich ein Kulturstadtrat Nagl am Werk war, der
letztendlich große Schulden mit den Aktivitäten im Bereich der Kulturhauptstadt
zu verantworten hatte und jetzt als Bürgermeister hier durch entsprechende
maßgebliche Erhöhungen das Budget versucht zu retten. In dieser Situation sagt
der Kollege Tschirf den Bürgern, zuerst wegnehmen und dann scheinbar großzügig
wieder zu verteilen, das ist klassische sozialistische Finanzpolitik. Ich
möchte ja gar nicht wissen, was Sie dann zum Budget Ihrer Grazer Stadtkollegen
sagen, die entsprechend erhöhen, die keine Lust haben, in diesen schwierigen
Zeiten zu investieren, die einen Personalaufnahmestopp verhängen müssen und
vieles andere mehr, meine Damen und Herren!
Wir sind hier in Wien stolz auf dieses Budget und vor
allem auch stolz darauf, nicht in so einer Situation zu sein, in der sich
Städte befinden, wo die ÖVP regiert! (Beifall
bei der SPÖ.)
Noch einmal ein paar Worte eben
auch zum
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular