Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 130
die Zahlen ansieht, dann sieht man, Wien reagiert in
einer schwierigen Situation mit außergewöhnlichen Maßnahmen, mit zusätzlichen
Mitteln im Bereich des Sozialen genauso wie im Bereich der öffentlichen
Investitionen und ich kann Sie daher nur ersuchen, diesem Budget auch Ihre
Zustimmung zu geben! (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr
Dr Tschirf gemeldet.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Frau Vorsitzende! Frau Vizebürgermeisterin!
Der Kollege Oxonitsch hat davon gesprochen, was alles
Furchtbares mit der Bank Austria passiert wäre, wenn die ÖVP sich durchgesetzt
hätte. Was ist tatsächlich? Wenn ich mir die Diskussion vom 18.12.1996 in
diesem Haus ansehe, so war es die ÖVP, die klar und deutlich gesagt hat, dass
es schlecht ist, wenn die Bank Austria die CA übernimmt, weil damit der
Haftungsrahmen der Stadt Wien ein größerer wird. Und das ist eines der
Probleme, mit dem wir uns heute, gerade in der Finanzkrise, noch herumzuschlagen
haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächster am Wort ist Herr StR Herzog. Ich erteile
es ihm. Ab jetzt haben wir die 20 Minuten Zeitlimit.
StR Johann Herzog: Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Frau Vorsitzende!
Also dem Kollegen Oxonitsch können wir nicht die
Freude machen und seinem Ersuchen um Zustimmung zum Budget Folge leisten. Wir
werden das nicht machen. Ich bin aber auch der Meinung, wenn ich Ihnen so
zuhöre, Herr Kollege, dass Sie sich noch im Jahr 2020, falls Sie in dieser
Funktion noch da sitzen sollten, für die Untätigkeit der Sozialdemokratischen
Partei in Wien auf die schwarz-blaue Koalition vergangener Jahrzehnte berufen
werden. Das ist ja ein Dauerthema, das sich langsam überholt. (GR Siegi Lindenmayr: Darunter leiden wir
heute noch!) Auf Grund des Zeitablaufs ist das die zweite Regierung, wo
eine rot-schwarze Regierung zusammentritt und die Verhältnisse sind, wie sie
sind, gar keine Frage.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, zum Budget hat
ja der Kollege Schock schon deutlich Stellung genommen. Ich glaube, dass es
klar ist, dass sich im nächsten Jahr die Krise, eine weltweite Krise, auch auf
die Realwirtschaft in Wien auswirken wird und dass da ja das Erfordernis einer
antizyklischen Budgetpolitik höchst notwendig gewesen wäre. Das Wiener Budget
2009 wird dem nicht gerecht. (GR Christian Oxonitsch: Was sind dann
670 Millionen?) Von antizyklisch ist keine Rede. Die Einnahmen steigen
stärker als die Ausgaben und die Feststellung ist zu machen, dass die Stadt
budgetpolitisch falsch reagiert hat. Eine expansive Budgetpolitik hätte es
erfordert, die Investitionen auszuweiten und genau das geschieht nicht. (GR
Christian Oxonitsch: Und was sind dann 670 Millionen?) Ja, sogar die
Wohnbauinvestitionen sind Opfer der Budgetpolitik geworden. Gerade der Hochbau
leidet darunter und hätte ausgeweitet werden sollen. Stattdessen ist das
Investitionsvolumen von Wiener Wohnen um 41 Millionen EUR gekürzt
worden und die Wohnbauförderung als solches wird auch gekürzt.
Ich glaube daher, dass das eine Politik ist - die
Bundesregierung macht jetzt hoffentlich etwas anderes, wenn man richtig hört -,
die sicher nicht das richtige Instrument ist. Was Sie an Zahlen bringen, ist in
dem Sinn schwer überprüfbar. Fest steht, dass es ein Sonderprogramm von
100 Millionen EUR gibt und nicht mehr.
Ich darf Ihnen vorlesen, was in Berlin dazu gesagt
wird. Da gibt es die Investitionsbank Berlin und da sagt deren Präsident auf
die Frage: Wird die Krise die Berliner Wirtschaft retten? „Die frischen Zahlen
lassen eine ganz dramatische Entwicklung erkennen. Es muss unbedingt
realwirtschaftlich reagiert werden und man darf nicht abwarten so wie bei der
Finanzwirtschaft bisher. Es sollte 1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes
locker gemacht werden. Auf Berliner Größenverhältnisse übertragen wäre das ein
Milliardenprogramm.“ Also nicht 100 Millionen oder 200, weil Berlin
doppelt so groß ist wie Wien, sondern ganz, ganz deutlich mehr. Auf die Frage:
„Sehen Sie eine Zurückhaltung der Banken bei den Kreditzusagen?“ sagt er: „Die
Lage ist unverändert dramatisch. Unternehmungen berichten von Finanzierungen,
die vor vier Wochen noch standen und heute nicht mehr." Und das Gleiche,
glaube ich, gilt auch für Wien. Daher, wenn Berlin überlegt, Milliarden
zusätzlich zu investieren, sind die 100 Millionen Wiens sicher nur ein Tropfen
auf dem heißen Stein.
Die Frage vom Herrn Oxonitsch, dass wir nichts
Konkretes vorgeschlagen haben, ist falsch. Er braucht nur zuzuhören. Der
Kollege Schock hat ein Investitionsprogramm vorgeschlagen, das sehr
weitreichend ist und wirklich wirtschaftsbelebende Maßnahmen beinhaltet:
Schulsanierung, Aufstockung der Bezirksbudgets, Beschleunigung des
U-Bahn-Ausbauprogrammes, Investitionsoffensive in den Wiener Spitälern,
Sanierungsoffensive in allen Wohnbaukategorien, Sonderwohnbauprogramm der
Gemeinde, ein Hilfspaket für die Wiener Wirtschaft, ein Haftungspaket des
Wiener Wirtschaftsförderungsfonds für Klein- und Mittelbetriebe, Schaffung
eines Mittelstandsfonds, Verdoppelung der Wiener Wirtschaftsförderung im Jahr
2009 und eine Entlastung der Steuerzahler zur Strompreissenkung durch
Herabsetzung aller Gebühren und durch Erhöhung des Heizkostenzuschusses sowie
eine Reduktion der Mieten, einen Stopp der Vermietung zum Richtwertzins im
Gemeindebau und für das Eingehen auf das alte Versprechen der SPÖ vor der
Gemeinderatswahl, nämlich am Kategoriezins festzuhalten und die Einrechnung der
Betriebskosten in die Wohnbeihilfe, auch wenn Sie der Meinung sind, dass das
nicht viel bringt. Etwas bringt es doch.
Über die Rekordbelastung bei den
Gebühren brauche ich gar nicht weiß Gott wie lang zu reden. Das haben wir in
den letzten Wochen und Monaten beständig diskutiert und da hat sich ja an der
Frage und an den Feststellungen nichts geändert. Ich darf aber die Wassersteuer
herausnehmen. Die Einnahmen aus der Wassersteuer
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