Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 130
dich verständlich - ja? -, und es würde den Reichsten
der Reichen nicht einmal weh tun! (StR
David Ellensohn: Die sind empfindlich!) Ich schwöre Ihnen, wenn ich
100 Millionen EUR habe - ich wäre mit 97 Millionen auch noch
zufrieden. Es ist so: Es würde niemandem weh tun. 3 Prozent für ein
Vermögen ab 1 Million EUR würden niemandem weh tun, und wir hätten
tatsächlich einmal so etwas wie Umverteilung. Nichts ist jetzt notwendiger,
denn ein „Mehr wie bisher" geht nicht, dieses System implodiert.
In diesem Sinne sage ich ganz bewusst - und jetzt
komme ich zu meinem zweiten Antrag, der sich auch als Positionierung der Stadt
Wien an die Bundesregierung richtet -, es geht natürlich auch beim Bankenpaket
nicht so, dass man bis zu 100 Milliarden EUR im Zweifelsfall aus
Steuergeldern beim Bankenrettungspaket bereitstellt und diesbezüglich überhaupt
keine Gegenleistung verlangt. Selbstverständlich muss es volle Transparenz
geben, höchste Sicherheit für die SteuerzahlerInnen, eine angemessene Bezahlung
der öffentlichen Hand. Man kann doch wirklich nicht immer nur die Verluste
sozialisieren und die Gewinne privatisieren! Das kann nicht die Idee eines
Gemeinwesens sein, dass es sinnvoll ist, Einfluss auf die Geschäftspolitik der öffentlichen
Hand zu nehmen.
Damit Sie mich jetzt nicht falsch verstehen: Der
Staat ist nicht immer besser als der Markt. Wenn ich mir überlege, dass der
ehemalige Finanzminister Molterer verantwortlich war für die ÖIAG:
AUA-Desaster, Post-Desaster, Telekom-Desaster - Entschuldigung, ÖVP, habt ihr
absichtlich einen unfähigen Finanzminister hingestellt, der wieder alles kaputt
macht, damit man nachher sagen kann: der Staat kann nichts, und der Markt ist
super!? Das frage ich mich angesichts dieser Performance ja wirklich! Da wäre
es schon sinnvoller - so wie es wir als GRÜNE immer wieder fordern -, ganz klar
zu definieren: Was ist der Anspruch einer staatlichen Wirtschaftspolitik?
Dass man vorher seine eigenen Kriterien definiert -
und da ist die Gewinnmaximierung bei einem Betrieb, wo der Staat sozusagen die
Hand drauf hat, nicht das Wichtigste -, die Sicherstellung der weiteren
Existenz, Arbeitsplätze, eine gescheite Bezahlung für diese Arbeitsplätze, das
ist aus grüner Sicht wichtig, und dass die Menschen auch wieder Geld zum Leben
haben, aber nicht so, wie Grasser und Molterer die verstaatlichen oder damals
noch verstaatlichten Betriebe geführt haben. Ein schlichtes Desaster, und es
hat nur gezeigt: Die ÖVP kann nicht wirtschaften!
Man kann darüber reden, ob es die SPÖ kann. Ich will
mich jetzt nicht näher darüber auslassen, aber in den letzten Jahren - denn
Bundeskanzler Gusenbauer war ja nur ein kurzes Intermezzo, sage ich jetzt
einmal, und wie es wirklich weitergeht mit Faymann und Pröll, werden wir sehen
-, in den letzten 20 Jahren hat es eine tiefschwarze Budget- und
Wirtschaftspolitik gegeben. Das Einzige, was wir gelernt haben, ist: Entweder
hat die ÖVP bewusst die Betriebe, an denen die öffentliche Hand beteiligt war,
an die Wand gefahren, oder sie kann es nicht besser. Beides ist in Wirklichkeit
eine absurde staatliche Einflussnahme.
Was wir uns wünschen, wenn wir davon sprechen, dass
die öffentliche Hand ihre Verantwortung übernehmen muss, sind klare Vorgaben,
die volle Transparenz, eine staatliche Clearing-Stelle zum Beispiel jetzt bei
der Bankenbeteiligung, eine spezielle Kontrolle durch den Rechnungshof,
Kreditnehmerschutz, Managementhaftung, die Ausschöpfung des Mitspracherechts.
Denn das muss man sich vorstellen: Da beteilige ich mich - ich glaube, unlängst
waren es 8 Milliarden EUR - bei der Ersten Bank und sage: Macht
damit, was ihr wollt. Das muss man sich wirklich vorstellen: Um
8 Milliarden EUR könnten wir zum heutigen Börsenkurs Raiffeisen und
Erste Bank gemeinsam kaufen! (GR Mag
Alexander Neuhuber: Das geht ja nicht! Das haben wir schon einmal besprochen!)
Na klar, das geht nicht. Warum geht es denn nicht? -
Weil in Wirklichkeit Leute wie Sie Interesse daran haben, dass es so weitergeht
wie bisher! Das ist das große Problem. (GR
Mag Alexander Neuhuber: Das geht nicht ...!)
Entweder der Ersten Bank, Raiffeisen oder Hypo
Niederösterreich geht es so gut - das kann mir doch keiner erzählen! Und kommen
Sie mir jetzt nicht damit: Wenn ich die Eigenkapitalrechnung stärke, dann kann
ich wieder günstiger Fremdkapital aufnehmen, und so weiter. Denn dass ich sage,
ich nehme über ein paar Jahre 8 Prozent Zinsen in Kauf, weil es mir so gut
geht, das widerspricht wohl wirklich jeglicher kapitalistischen Logik. Blöd
wäre ich, wenn ich mir jetzt einen Kredit zu 8 Prozent aufnehmen würde,
wenn ich das Geld hätte!
Aber angesichts der Osteuropageschäfte von Erste
Bank, Raiffeisen et cetera stehen ja die österreichischen Banken nicht so gut
da. In diesem Zusammenhang: Wer Geld in Anspruch nimmt, der muss akzeptieren,
dass es in dieser Hinsicht auch Einflussmöglichkeiten gibt. Ich hoffe stark,
dass wir uns diesbezüglich durchsetzen.
Ein letzter Punkt vielleicht
noch, weil es muss klare Kriterien geben, das war klar, es muss ein Verbot von
gefährlichen, undurchschaubaren Finanzinstrumenten geben, und es braucht
natürlich auch eine Neuordnung des Systems vermögensbezogener Steuern.
Aber einen Punkt will ich noch
nennen, das sind die Pensionen. Was haben uns denn nicht in den letzten Jahren
Politiker und Politikerinnen der regierenden Fraktionen eingeredet, wie
sinnvoll es wäre, die private Pensionsvorsorge auf Aktien umzustellen. Das
Umlagesystem wurde von den Profiteuren dieser Krise zu Tode geredet, und alle
sollen in Aktien anlegen. Selbst die kleinen Selbstständigen müssen in Aktien
investieren. Nun, das ist super für die Pensionsvorsorge, da freuen wir uns
aber. Wer jetzt lange genug gespart hat, und das Pech gehabt hat, jetzt
angewiesen zu sein auf die Pensionsvorsorge, dem geht es genauso wie den Menschen,
die einen Fremdwährungskredit aufgenommen haben und wo der Tilgungsträger jetzt
gerade ausgelaufen war. Schön haben wir geschaut, dass die Versprechungen
sozusagen, die uns jahrelang gemacht wurden, jetzt
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular