Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 130
nicht mehr eintreffen.
Dabei ist es vollkommen klar, dass Aktienkurse, Investmentzertifikate,
Optionsscheine, was auch immer, nicht vollkommen abgekoppelt von der
Realwirtschaft agieren können. Wenn man realwirtschaftlich auf globaler Ebene
eine Steigerungsrate hat von 2, 3, 4 Prozent, 4 Prozent waren es in
den riesigen Wachstumsmärkten, zum Teil damals ein bisschen drüber, aber im
durchschnittlichen Zeitraum. Warum sollen denn dann die Aktien plötzlich um
20 Prozent jährlich explodieren? Wir haben, wenn man sich die Börsenkurse
der Wiener Börse anschaut, einen unglaublichen Bauch, beginnend mit 2002, im
Vergleich zum realen Wirtschaftswachstum. Ja, diese Lücke wird jetzt
geschlossen.
Was lernen wir daraus? Setzen wir auf das
Umlagesystem, das ist solidarisch. Weil es hat ja auch noch niemand erklären
können, warum ich bei der privaten Pensionsvorsorge – im Umlagesystem heißt es
immer, ungefähr zwei oder drei Leute finanzieren die Pension, in der privaten
Pensionsvorsorge finanziert genau eine Person ihre eigene Pension. Warum das
dann leichter zu finanzieren sein soll, als wenn zwei oder drei Leute eine
Pension finanzieren? Okay, und jeder sieht es jetzt, ja, jeder sieht es jetzt
selbst, dass es nicht geht.
Und in dem Sinne fordern wir auch einen Schluss für
die steuerliche Förderung der zweiten und dritten Pensionssäule und ich hoffe,
dass dieser Antrag, ein Antrag an die Bundesregierung, eine Mehrheit findet.
Und ich komme jetzt noch zu zwei weiteren Punkten in den letzten fünf Minuten,
und mache es auch ganz kurz.
Der erste Punkt wurde von Bezirksvorsteherin Reichard
ja schon angesprochen, es ist die Frage der Dezentralisierung. Ich habe
gehofft, als wir gemeinsam diese Studie des KDZ über Bezirksmittel, Ausgaben
der Bezirke et cetera durchfahren haben lassen und nachher zusammengesessen
sind, dass man relativ flott und kurzfristig – ich habe nicht gerechnet, jetzt
kommt die große Umstellung zu 2009, aber dass zumindest ein Antrag kommt -, bis
man sich auf eine gemeinsame Grundlage geeinigt hat, den Bezirken zumindest 10,
11 Millionen EUR, so wie es das KDZ festgestellt hat, zusätzlich zur
Verfügung stellt. Nichts kommt.
Ich habe mir erspart, jetzt den fünften Antrag zu
stellen, dass die Bezirke mehr Geld zur Finanzierung von Schulen, zur
Finanzierung von Kindergärten, Parkanlagen et cetera, bekommen. Es hat keinen
Sinn, wenn man weiß, Sie stimmen ohnedies nicht zu, aber im Endeffekt muss man
sagen, es ist bedauerlich, dass die Bezirke kaputtgespart werden.
Und der letzte Punkt, der mir auch noch wichtig ist,
weil er ja in den letzten Wochen doch immer wieder auch öffentlich für
Interesse gesorgt hat, das sind die Wiener Stadtwerke. Ich will jetzt überhaupt
nicht darüber diskutieren, ob wir uns in der Pensionsvorsorge der Wiener
Stadtwerke von der Kursentwicklung abkoppeln konnten oder nicht – lassen wir
das beiseite, darüber rede ich gar nicht -, aber was ich vermisse, das ist eine
ganz klare Offenlegung. Eine Offenlegung, wie viele finanzielle Mittel sind in
den sechs verschiedenen Wiener Stadtwerke Fonds geparkt und wie setzen sich
diese Fonds zusammen, welche Papiere sind in diesen Fonds drinnen, weil es mich
interessieren würde, ob da angeblich irgendwelche Anleihen, Staatsanleihen,
Unternehmensanleihen, die lange Zeit als relativ sichere Anleihen gehandelt
wurden, ob diverse Aktien, die schon mit einem größeren Unsicherheitsfaktor
versehen sind, gehandelt werden, oder ob in diesen Fonds auch
unterschiedlichste Derivatgeschäfte, kurzfristige und langfristige, vorgesehen
sind. Das wäre natürlich interessant, ob die Stadt Wien genau dasselbe macht,
was grundsätzlich an der Börse in den letzten Wochen und Monaten kritisiert
wurde. Das würde uns interessieren, und ich würde mich freuen, wenn wir, wenn
auch nicht heute, so doch in den nächsten Tagen und Wochen eine Aufstellung
bekommen, wie schaut es aus mit den Fonds der Wiener Stadtwerke zur
Pensionsvorsorge und auch sonst, mit der Rücklagenbildung.
Ein allerletzter Punkt, weil dann sind die
25 Minuten zur Wirtschaftsförderung um: Wir haben ja schon viel darüber
gesprochen, inwiefern die Stadt Wien wirklich mehr Geld in die Hand nimmt für
konjunkturpolitische Maßnahmen oder nicht. Was letztendlich übrigbleibt, ist,
dass im Bereich der Wirtschaftsförderung tatsächlich knappe
30 Millionen EUR mehr am Haushaltansatz verbucht sind, und diese
30 Millionen EUR sind Mehrausgaben für Darlehen. Okay, das ist gut
und schön, nur diese Mehrausgaben für Darlehen – ich kann mich noch erinnern,
die hat die Stadt Wien einfach immer getätigt, weil da muss man auch noch
unterscheiden, nicht jeder kriegt ein zinsensfreies Darlehen, tilgungsfrei auf 5 Jahre
über 50 Jahre. Diese Optionen, die gibt es für Parkgaragen. Ja, die gibt
es für Parkgaragen und man muss auch tatsächlich sagen, für 1 000
Parkplätze ist die Stadt Wien relativ schnell bereit, rund
20 Millionen EUR an Kredit zu vergeben, was einer Subvention von
knapp 10 Millionen EUR entspricht.
Wozu die anderen finanziellen Darlehensmittel
vorgesehen sind, ist nicht näher aufgeschlüsselt, aber angesichts dessen,
inwiefern die Stadt Wien gegenüber dem Budgetvoranschlag regelmäßig, gerade in
der Gestaltung der Darlehensverteilung, gerade in der Gebarung mit den
Rücklagen, die ursprüngliche Position verändert, könnte es drinnen stehen, oder
könnte es auch nicht drinnen stehen. Konjunkturpolitisch, und das ist das
Bedauerliche, bleibt außer dem 100 Millionen EUR Konjunktur-Paketchen
nichts übrig. Und ich würde mir wünschen, dass die Stadt Wien noch einmal in
sich geht, das Gespräch mit allen Parteien und insbesondere mit uns GRÜNEN
sucht, damit wir es gemeinsam schaffen, die Wirtschaftskrise, die auch vor Wien
nicht Halt machen wird, in den Griff zu kriegen und gemeinsam dagegen zu
arbeiten. Ich danke Ihnen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Dkfm Dr Aichinger. Ich erteile es ihm.
GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Nach der theoretischen Vorlesung
des Herrn
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