Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 48 von 130
Klein- und Mittelbetrieben derzeit der finanzielle Hahn nicht abgedreht wird und ihnen so schnell wie möglich unter die Arme gegriffen wird. Und das ist eine gute Möglichkeit, weil sie auch eine Risikoaufteilung ist. Es ist einfacher, tausenden Unternehmen kleine Kredite zu geben, als wenigen große.
Das wäre, glaube ich, Aufgabe der Gemeinde Wien, der
Finanzstadträtin, dort, wo Sie beteiligt wären, einmal wirklich Einfluss zu
nehmen, dass es hier sozusagen zu besseren, leichteren und schnelleren
Kreditvergaben für die Klein- und Mittelbetriebe kommt.
Und da die Opposition, meine Damen und Herren,
eigentlich immer wieder Vorschläge hat beziehungsweise einbringt, sollten Sie
mit ihr auch das Gespräch führen.
Ich darf daher einen Beschluss- und Resolutionsantrag
mit meinem Kollegen Matthias Tschirf betreffend umfangreiches Wiener
Konjunkturpaket einbringen. Wir wollen das, und wir haben es schon einmal
getan, aber leider ohne Erfolg. Der Beschlussantrag lautet:
„Der Bürgermeister der Stadt Wien wird aufgefordert,
umgehend unter seinem Vorsitz einen Wiener Gipfel Wien-Gespräche im oben
genannten Sinn unter Miteinbeziehung relevanter Experten, der
Interessensvertretung, aber vor allem von ArbeitnehmerInnen aus dem
Wirtschaftsbereich, sowie aller Repräsentanten der im Gemeinderat vertretenen
Parteien, einzuberufen.“ Das heißt, und ich glaube, es wäre auch in diesem Haus
das Gespräch sehr wichtig: „Zweck der Wien-Gespräche soll ein Kassasturz sein
über die aktuelle Finanzlage Wiens sowie die Erörterung der kurz- und
mittelfristigen Entwicklung des Wirtschafts- und Arbeitsmarktstandortes. In
diesem Zusammenhang ist über ein wesentlich weitreichendes Maßnahmenpaket für
die Stabilisierung der Wiener Wirtschaft und der Gemeindefinanzen zu beraten.
Dieses umfangreiche Konjunkturpaket soll ein zusätzliches Volumen von rund 400
bis 500 Millionen EUR umfassen, um konkrete Investitionsinhalte zu
beeinflussen. Auch mögen sich die zuständigen Stellen der Stadt Wien dafür
einsetzen, dass die Haftungen für Kredite an Klein- und Mittelbetriebe im
Rahmen, wie gesagt, der Wiener Kreditenwirtschaftsgesellschaft und der
Kapitalbeteiligungsgesellschaft, entsprechend ausgeweitet werden.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Herr Klubobmann, nehmen Sie das Gespräch an, reden
Sie auch mit der Opposition. Reden wir, auch wir haben gute Vorschläge, auch
die könnte man umsetzen für das Gemeinwohl der Stadt Wien und ihrer
Bewohnerinnen und Bewohner. Ich danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender Dr Wolfgang Ulm: Als
nächster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Ekkamp, bitte schön.
GR Franz Ekkamp
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Frau Vizebürgermeisterin! Herr Vorsitzender!
Geschätzte Damen und Herren!
Es ist ja heute schon viel über die Finanzkrise
gesprochen worden, über die Wirtschaftskrise, über die Auswirkungen, über
zusammengebrochene Banken, und es ist auch davon gesprochen worden, dass
österreichische Institute davon nicht verschont worden sind. Einige werden es
wahrscheinlich mit Wertberichtigungen schaffen, die eine oder andere Bank wird
auf das so genannte 100 Milliarden Bankenpaket, das Wirtschaftspaket der
Bundesregierung, zurückgreifen, und das ist auch gut so, dass wir eben eine
Beruhigung am Geldmarkt, insbesondere wegen der Spareinlagen, erreichen und
erreicht haben und auch dazu, dass die Kreditwirtschaft wieder angekurbelt
wird. Das ist ganz besonders wichtig, nämlich für die Klein- und Mittelbetriebe
und auch für den Privatkonsum.
Die Finanzkrise hat natürlich, das ist heute auch
schon diskutiert worden, die Realwirtschaft erreicht, nicht nur in der
Autobranche, auch andere Sektoren, und Medienberichten zufolge sind ja schon
einige Kündigungen in Form des Frühwarnsystems beim AMS angemeldet worden. Daher, geschätzte Kolleginnen und
Kollegen, in schwierigen Zeiten muss man Kräfte bündeln, Maßnahmen zur
Konjunkturstärkung treffen, um den Betrieben und den Menschen Sicherheit und
Vertrauen zu geben, und das zeigen das Wiener Budget und der Voranschlag, diese
eine Antwort auf die vor uns stehenden schwierigen Zeiten.
Mehr Privat weniger Staat, ist auch heute schon in
Wortmeldungen vorgekommen, eine Doktrin der österreichischen Volkspartei über
Jahre hindurch. Heute bemerkt man natürlich, dass es ein wenig anders gesehen
wird, heute gibt es oft Schweigen im Walde. Anders gedreht oder anders gesagt
natürlich heute im Umgekehrten, es wird die Hand aufgehalten, und die
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler werden zur Kassa gebeten. Forderungen über
Forderungen, mancher, nicht aller, aber mancher Wirtschaftsbosse, sollten wir
seit Tagen zudecken. Das ist auch heute schon angesprochen worden, diese Forderungen,
die der Präsident der Industriellenvereinigung in den Medien gestellt hat, die
fast schon ungeniert und unverschämt scheinen, nämlich die Hilfe vom Staat.
Das ist gleich, der Staat sind die Steuerzahlerinnen
und die Steuerzahler, und da wundert mich schon, warum bringt er das, wenn ihm
der Kapitalismus oder die freie Marktwirtschaft sowieso alles wegnimmt. Das
heißt, diese Fragen wird man schon noch zu diskutieren haben. Ich erinnere aber
schon dabei noch, dass der Staat, wenn es schwierig war, beim Thema
Beschäftigung immer eingesprungen ist, und ich kann mich auch erinnern, wenn es
Kurzarbeit gegeben hat, dass das AMS immer Zuschüsse an die Arbeitnehmer
geleistet hat, damit sie ihre wirtschaftliche Mobilität nicht ganz verlieren.
Natürlich haben sie Einschränkungen gehabt, aber nicht ganz so viele.
Aber das ist auch wieder Geld der
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, und es schenkt niemand, auch nicht die
Industrie, den Menschen etwas, sondern das bezahlen diese mit der
Arbeitslosenversicherung. Das ist auch durchaus vernünftig, weil es die
Kaufkraft der
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