Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 130
ArbeitnehmerInnen doch ein wenig stabiler hält.
Und dieser Vorschlag, der letzte Vorschlag des
Präsidenten der Industriellenvereinigung ist heute schon zwei-, dreimal
kritisiert worden. Diese Konzeptlosigkeit und Unverfrorenheit ist nicht mehr zu
überbieten, wenn er nämlich fordert, dass 75 Prozent der Fixkosten des
Betriebes ganz einfach der Steuerzahler berappen soll. Also, das muss man sich
einmal vorstellen. Die Unternehmen streifen die Gewinne über die Jahre ein, und
wenn es einmal nicht so läuft, dann soll der Steuerzahler wieder herhalten.
Aber, dass man auch den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Geld wegnehmen
will, ein Viertel ihres Einkommens, das ist meines Erachtens schon ein arges
Stück, und solche unqualifizierten Vorschläge sind ohne Wenn und Aber
abzulehnen, meine sehr geehrte Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Auch die Arbeiterkammer und die Gewerkschaften haben
das sehr deutlich dargelegt, dass sie diese Vorgehensweise nicht goutieren. Und
aus der Erfahrung lernt man ja, und Einkommensreduzierungen, geschätzte
Kolleginnen und Kollegen, haben noch kein Unternehmen vor dem Zusperren
gerettet. Ich habe es vorher schon angedeutet, meines Erachtens müssten ja die
Klein- und Mittelbetriebe aufschreien, weil es ja die Kaufkraft der Menschen
schwächt. Weniger Kaufkraft, geringere Nachfrage, heißt auch weniger
Arbeitsplätze.
Und ich hätte mir von diesem Präsidenten der
Industriellenvereinigung eigentlich mehr Kreativität und Verantwortung
gewünscht, ebenso von diesen Managern, die ihre hohen Einkommen rechtfertigen.
Wo ist die Führungsqualität der Manager! Ich habe
hier eine Studie vom Consulting-Unternehmen Cheaping und Topfruits, und die
haben festgestellt, dass die Aufgaben von so manchen Managern meines Erachtens
nicht richtig erfüllt werden, indem 40 Prozent der Arbeitszeit der
Menschen mit Arbeit mit Menschen durch schlechte Kommunikation, durch schlechte
Logistik, vergeudet werden. Hier hätten meines Erachtens diese Menschen immer,
wenn es nicht so läuft, wenn die Gewinne nicht so üppig ausfallen, in den
eigenen Reihen viel zu tun, ein wenig für Ordnung zu sorgen, ordentliche
Konzepte auf die Beine zu stellen und nicht den Menschen de facto das Geld
wegzunehmen.
Zurück zu den Zahlen zu Wien, zu den Zahlen des
Wiener Voranschlages 2009. Sie spiegeln ja die notwendigen Maßnahmen und setzen
Impulse für eine vor uns liegende rezessive Wirtschaftsphase. Und daher heißt
es, Kräfte von Bund und Ländern bündeln, das wurde auch heute schon
angesprochen, und ich verweise noch einmal auf das Konjunkturpaket, verweise
auch auf die Steuerreform, die endlich auf 2009 vorgezogen wurde mit wirklich
einem substanziellen Inhalt, geschätzte Damen und Herren, und das ist eine
wahre Kaufkraftstärkung.
Im Vergleich zu der letzten Steuerreform 2005 ist es
ja wirklich toll gelungen, und da bleibt dem Menschen einiges im Börsel wieder.
Und es war nicht so eine Abspeisung wie 2005, wo man de facto sagen kann, dass
den arbeitenden Menschen nicht viel geblieben ist. Und da muss man auch schon
sagen, da kann man sich nicht loslösen von den damals Regierenden und sagen,
wir waren nie dabei, denn das stimmt ganz einfach nicht. Da trug leider
seinerzeit auch, vielleicht in geschwächter Form, noch unter der Führung von
der ÖVP, auch die FPÖ eine Mitschuld, die ja diese Steuerreform auch
mitbeschlossen hat.
Aber zum Wiener Budget: Es ist ein Budget der Stärke
für den Wirtschaftsstandort Wien und seine Arbeitsplätze. Und wenn jemand
behauptet, das habe ich so mitgeschrieben, wenn behauptet wird, es sei zu
wenig, dann dürften einige Redner, meine sehr verehrten Damen und Herren, einen
wirtschaftspolitischen Tunnelblick haben, und das bedeutet eine sehr
eingeschränkte Sichtweise.
Wenn man nämlich die 573 Millionen Steigerung an
nachfragewirksamen Ausgaben berücksichtigt, dann schafft das Einkommen und
steigert die Massenkaufkraft. Und wenn - und das ist meines Erachtens auch eine
Frage der Gewichtung - es hier kritisiert wird: Nun, das ergibt sich aus den
Mehreinnahmen, natürlich. Aber wenn ich bei den Ausgaben dort gewichte, wo ich
die 573 Millionen einsetze, dann kommt man ganz klar zur Auffassung, dass das
nachfragewirksame Ausgaben sind. Und wenn heute noch gefordert wird, wir haben
in der Stadt Wien noch Rücklagen von zirka 500 Millionen EUR, dann muss man
auch noch einmal hinterfragen, ob die nicht für irgendwelche andere Ausgaben
zweckgebunden sind.
Aber trotzdem sollte man sich den Spielraum für die
Zukunft nicht vertun und man sollte sich finanziell nicht ausziehen, sodass man
blank ist. Denn wenn jetzt irgendeine Notmaßnahme in der Zukunft noch ansteht,
dann kann man, wie auch im privaten Bereich, nur sagen, wenn man nichts mehr
hat, dann kann man nicht mehr reagieren. Und es ist gescheiter, wir haben noch
einen kleinen Rückhalt, damit man auf etwaige Entwicklungen bei Stadt Wien noch
reagieren kann.
Die nachfragewirksamen Ausgaben sind auch schon
aufgezählt worden. Ich sage nur, denken wir nur an das ambitionierte
U-Bahn-Ausbauprogramm Phase 3 und 4 mit zirka 3,3 Milliarden. Das ist
beschäftigungsintensiv für die Bauwirtschaft und auch im Bereich der
Verkehrstechnikindustrie. Und es unterscheidet sich natürlich auch von anderen
Bereichen, zum Beispiel der Bauwirtschaft.
Wenn heute vom Vergleich mit anderen Bundesländern
gesprochen worden ist: Wir haben heute auch schon gehört, dass zum Beispiel in
Niederösterreich die Bauwirtschaft beobachtet wird, aber in Wien wird etwas
getan. Das ist eben der Unterschied.
Und denken wir nur an die Verlängerung
der U1 in Richtung Rothneusiedl oder der U2 nach Aspern und zum Arsenal oder an
das ehrgeizige Straßenbahn-Ausbauprogramm. Ich meine, da kommt schon einiges an
Investitionen zusammen. Und damit steigen wir in den nachfragewirksamen
Ausgaben und erreichen einen absoluten Rekordwert von 4,4 Milliarden EUR,
und das ist ein wahrer budgetärer Kraftakt. Und wir haben es
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