Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 57 von 130
Da fragt man sich schon, meine Damen und Herren: Wo
war da die Kontrolle? Und es hat viele Produkte auf dem Markt gegeben, die
draußen keiner mehr versteht. Wer weiß denn schon, was „Asset Pact Securities“
sind? Letzten Endes wurde das aber vielen empfohlen, und sie haben es
gekauft. – All das sind Auswüchse. Das System an sich ist in Ordnung, und
wir müssen uns bemühen, diese Auswüchse in Zukunft einzudämmen. Ich glaube,
darüber sind wir alle in diesem Haus einer Meinung. (Beifall bei der ÖVP.)
„Starker Staat“ bedeutet ja nicht, dass wir alles jetzt
wieder verstaatlichen müssen. Diesbezüglich haben wir eine etwas
unterschiedliche Auffassung. Der Staat soll eingreifen, wenn es notwendig ist,
aber er soll sich dann auch wieder zurückziehen. Auch dafür gibt es
Gegenbeispiele. Denken Sie daran, wie weit es mit der Verstaatlichten in den
70er Jahren letzten Endes gekommen ist!
Der bessere Wirtschafter ist der Staat, wie im
Eins-zu-eins-Modul schon bewiesen wurde, nicht. Das ist immer nur die
Privatwirtschaft. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Das ist momentan eine
gewagte These!) Das ist überhaupt keine gewagte These! Wieso soll das eine
gewagte These sein? Was war denn in den 70er Jahren mit der Verstaatlichten?
Haben Sie sich die Kurse danach einmal angeschaut? Sie können doch nicht sagen,
Staatdirigismus ist die bessere Wirtschaftsform! Genau das habe ich eingangs
gesagt: Sie freuen sich, dass Sie jetzt endlich einmal gegen den freien Markt
und gegen die Kapitalismus – wie Sie ihn bezeichnen – vom Leder
ziehen können!
Wie war denn die Entwicklung der Betriebe aus der
Verstaatlichten, nachdem sie an die Börse gekommen sind? Haben Sie sich schon
einmal angeschaut, wie sich die VOEST seitdem entwickelt hat? In diesem Punkt
werden wir offensichtlich in der Auffassung nicht zusammenkommen!
Mehr Kontrolle: Ja! Aber den Staat als Allheilmittel,
meine Damen und Herren, wollen wir nicht! (Zwischenruf von GR Dipl-Ing
Martin Margulies.) Aha! Margulies will den Staat als Allheilmittel auch
nicht! Das betrachte ich für mich heute schon als Erfolg! – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zu Wort gemeldet ist
GRin Mag Krotsch. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Nicole Krotsch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Frau Kollegin Puller ist gerade nicht im Raum: Auch
ich wünsche ihr auf jeden Fall gute Besserung!
Betonen möchte ich an dieser Stelle auch, dass wir
dort ausbauen und die Intervalle verdichten, wo es die Menschen brauchen, und
dass unser Engagement in diesem Bereich weit über unsere Stadtaufgabe
hinausgeht.
Sicherheit, Stabilität und Vertrauen sind drei
wichtige Eckpfeiler für funktionierende Beziehungen und das Zusammenleben an
sich. Das hat sich die Stadt Wien auch heuer bei der Erstellung des Wiener
Budgets wieder sehr zu Herzen genommen, insbesondere natürlich auch im Hinblick
auf die viel zitierte Finanzkrise, die ja vor Wien nicht Halt macht.
Es liegt uns heute ein Budget vor, das angesichts der
Auswirkungen der Finanzkrise auf die Realwirtschaft entscheidende Impulse gibt
und Investitionen in die Zukunft tätigt. Jenen, die immer wieder lauthals „Mehr
Privat, weniger Staat!" geschrien haben, sei ins Stammbuch geschrieben: Es
ist ein Gebot der Stunde, dass sich die öffentliche Hand stärker engagiert. Es
werden also alle verfügbaren Kräfte für ein modernes, soziales und
wirtschaftlich starkes Wien mobilisiert werden, denn Nichtstun bringt nichts.
Es ist wichtig, dass wir vorausschauend investieren. Das ist die beste Antwort
in konjunkturell schwierigen Zeiten wie diesen, weil das Arbeitsplätze schafft
und die Kaufkraft steigert.
Kollege Neuhuber! Sie haben zu diesem Konjunkturpaket
gesagt, dass es darin nichts wirklich Konkretes gibt und dass das Ganze nur aus
Überschriften besteht. – Ich
kann Ihnen sehr wohl einige konkrete Projekte nennen, wie zum Beispiel die
Sanierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen im Bereich des KAV und der Wiener
Linien, die Forcierung von thermischen Sanierungen sowie breit angelegte
Maßnahmen zur Hebung der Energieeffizienz in Wien. (Zwischenruf von GR Mag Alexander Neuhuber.) Aber das sind
konkrete Projekte!
Wie gesagt, es gibt extra 100 Millionen EUR
für gezielte Investitionen in die Infrastruktur, in den Klimaschutz, in den
Arbeitsmarkt und in mehr Wirtschafts-, Technologie- und Forschungsförderung.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wien muss
gerade vor dem Hintergrund der internationalen Finanzkrise seine Stärken als
moderner Produktions- und Dienstleistungsstandort zügig weiterentwickeln, und
wie wir heute schon gehört haben, wird diese Entwicklung durch eine Ausweitung
der Wirtschaftsförderung für die Wiener Wirtschaft und ihre Betriebe im Ausmaß
von über 30 Prozent auf insgesamt 214 Millionen EUR
vorangetrieben. (Beifall bei der SPÖ.)
Damit soll der Wiener Wirtschaft von Seiten der
öffentlichen Hand starker Rückhalt gegeben werden. Zugleich wollen wir aber
neue Projekte vorantreiben und auch die wirtschaftliche Dynamik hier mit aller
Kraft erhalten.
Kollege Günther! Mehr denn je sind die Wiener KMU,
die das Rückgrat der Wiener Wirtschaft darstellen, ein Schwerpunkt der Wiener
Wirtschaftspolitik. Besonders erwähnen möchte ich die 80 Millionen Eur für Forschung, Technologie und
Entwicklung. Das sind sozusagen die Zukunftsthemen. Das ist die Zukunft für den
Wirtschaftsstandort Wien. Seit 2004 steigen die Ausgaben für F und E im engeren
Sinn kontinuierlich an. Es ist eine Steigerung um rund 19 Prozent von 64 auf
78 Millionen Eur zu
verzeichnen, und im Voranschlag 2009 wird die Stadt Wien erneut eine Steigerung
in diesem Bereich vornehmen.
Jeder für Forschung und
Technologie aufgewendete Euro ist gut investiert, denn Investitionen in
Forschung
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