Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 130
heute auch beim Budget gehört haben, dass alles super
ist, es gar nichts Besseres gibt und das, was getan wurde, überhaupt am
allerbesten ist. In dieser Evaluierung steht jedoch, wenn auch ganz klein, dass
zum Beispiel Umweltziele wie die Reduzierung von NOX, von Feinstaub
und letztlich – im Hinblick auf den Klimaschutz – des CO2-Ausstoßes
nicht erreicht wurden. Zu dieser Erkenntnis hat man sich immerhin aufgerafft!
Da schau her! Man gibt zu, dass man der Sache nicht Herr geworden ist!
Etwas hat mich die dargestellte Perspektive erstaunt.
Die ganze Welt spricht von Peak Oil, dass die Erdölförderung zurückgehen wird
beziehungsweise de facto schon zurückgeht. Durch den Konjunktureinbruch ist der
Rohölpreis jetzt einmal massiv gesunken, aber er wird wieder steigen, Kollege
Madejski, glauben Sie mir das! Und dann werden wir wirklich die Zeche bezahlen!
Faktum ist aber jedenfalls, dass darauf im Masterplan nicht Rücksicht genommen
wird. Ganz im Gegenteil! Offenbar glaubt man, dass der Verkehr irgendwie weiter
wachsen wird, und zwar vor allem der Pendlerverkehr vom Umland nach Wien
herein.
Jedenfalls können aber der Herr Stadtrat und die
Stadtregierung durchaus stolz darauf sein, dass innerhalb des Gürtels eine,
wenn auch geringe – aber ich will das nicht kleinreden – Reduktion
stattgefunden hat. Letztere führen wir übrigens auf das Parkpickerl zurück.
Außerhalb des Gürtels gab es jedoch einen massiven Anstieg. Warum? – Weil
erstens die Arbeitsplätze natürlich in Wien sind und nicht auf dem Land, und
weil es zweitens schon eine beträchtliche Anzahl von Wienerinnen und Wienern
gibt, die in den Speckgürtel hinaus pendeln. Das beweist, dass der Speckgürtel
Wien natürlich ein Problem macht. Die Jobs verschwinden auch im Hinblick auf
die Kommunalsteuer ins Umland, dort ist oft weniger Qualifikation notwendig als
in Wien, es gibt schlechtere Bezahlung, insgesamt aber mehr Verkehr.
Dem wird durch diesen eigenartigen Kompromiss
zwischen dem Land Wien, dem Land Niederösterreich und dem Bund, der
letztendlich in dieser Außenringautobahn gipfelt, Rechnung getragen. Nicht dass
mir die innere Variante besser gefallen hätte: Aber die Außenvariante führt,
wie man jetzt schon sieht, dazu, dass dort Fachmärkte und große Einkaufszentren
wie das in Gerasdorf entstehen und die Kaufkraft aus Wien abwandert. Oder es stehen
dann irgendwelche Hallen in der Gegend, die keiner benutzt.
Man kann dieser Entwicklung gegensteuern, dafür gibt
es Mittel. Diese stehen aber nicht im Masterplan Verkehr. Andere Städte haben
aber bereits Beispiele geliefert. Es gibt etwa die Möglichkeit, mit der
City-Maut steuernd einzugreifen, um das Geld umzuschichten in den öffentlichen
Verkehr, den auch die weniger Reichen hauptsächlich benutzen. Da kann man
umschichten und eine Umverteilung erreichen, die ganz wichtig ist, und zwar
nicht nur für die Lungen der Menschen, sondern letztendlich auch für deren
Geldbörsen.
Zudem möchte ich sagen, dass die SPÖ wie immer mit
ihrer absoluten Mehrheit sehr zaghaft ist. Es gab hier in der letzten
Legislaturperiode den gemeinsamen Beschluss eines SPÖ-Antrages über die
Einführung des Parkpickerls in Heiligenstadt und in Oberdöbling. Dieser hat
eine Mehrheit gefunden. Konkret wurde die Einführung des Parkpickerls nach der
Evaluation des Parkpickerls rund um die Stadthalle beschlossen. Das ist schon
ein paar Jahre her. Aber man traut sich nicht. Der Herr Stadtrat hat irgendwann
einmal in einem Interview gesagt, dass das nicht mehr in diesem Jahrzehnt
stattfinden wird. – Wir werden ja sehen, ob das so weitergeht!
Faktum ist jedenfalls, dass die SPÖ diesbezüglich
zögerlich ist. Man sagt immer: Wir brauchen die City-Maut nicht, wir haben ja
die Parkraumbewirtschaftung. – Im Hinblick darauf frage ich mich ganz
ernsthaft: Warum wird die Parkraumbewirtschaftung nicht ausgeweitet? Jetzt wird
irgendwann einmal wieder eine Studie fertig sein. Dann wird man vermutlich
sagen: Warten wir noch ein bisserl, vor der Wahl können wir nicht! Aber nach
der Wahl wird man auch nichts tun, sondern man wird sich weiterhin zögerlich
verhalten!
Faktum ist: Der Verkehr außerhalb des Gürtels wächst.
Der PendlerInnenverkehr wächst. Man muss endlich etwas dagegen tun, und es gibt
die Möglichkeit, City-Maut und Parkraumbewirtschaftung einzuführen. Aber bevor
man so etwas macht, muss natürlich massiv in die Verbesserung der Öffis
investiert werden. Daher kann es nicht sein, dass man zulässt, dass durch den
neuen ÖBB-Fahrplan Dinge verschlechtert werden, da kann es nicht sein, dass zum
Beispiel Busse auf der 7er-Bundesstraße oder auf der Brünner Straße, oft auch
Schulbusse, im Stau stehen. Dafür brauchen wir eine eigenen Busspur. Wir
brauchen Verbesserungen für den öffentlichen Verkehr im Umland. Da muss man
endlich einmal mit dem VOR verhandeln, ob man die Kernzone in die erste
Außenzone ausweitet, damit die Menschen nicht bestraft werden, wenn sie mit den
Öffis fahren, sondern günstigere Möglichkeiten haben.
Das geschieht aber nicht, davon steht gar nichts im
Masterplan, sondern man bleibt kryptisch und sagt: Wir werden uns anschauen, ob
vielleicht eine punktuelle Ausweitung möglich ist. Es gibt aber eigentlich
keine konkreten Zahlen. Die einzigen konkreten Zahlen gibt es immer nur dort,
wo Autobahnen gebaut werden sollen. Das steht ohnehin weiter hinten im
Masterplan Verkehr.
Es ist auch ganz interessant, wenn man sich zum
Beispiel mit dem Verkehrsaufkommen beschäftigt: Es hat da zwei
Steuerungsmöglichkeiten gegeben, die eine war eine Verkehrserregerabgabe und
die andere war eine Verkehrsanschlussabgabe. Die Verkehrsanschlussabgabe wurde
mit dem Hinweis mehr oder weniger entsorgt, dass es eh die Verkehrserregerabgabe gibt. Diese gibt es aber
auch nicht!
Öffi-Anschlüsse gelten nach wie
vor nicht als wichtig, wenn man in der grünen Wiese baut. Eine
Verkehrserregerabgabe gibt es auch nicht, wenn man draußen mitten in der grünen
Wiese ein riesiges Einkaufszentrum wie zum Beispiel das mögliche
Einkaufszentrum in Rothneusiedl errichtet. Mein Vorredner, Herr Madejski, ist
ja darauf eingegangen und hat gesagt, dass die A24 nur
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