Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 81 von 130
EU-Förderung bekommen und wirklich nette Dinge ausgearbeitet. In dieser Broschüre der MA 18 wird dann festgehalten, es wurde ein Planungs-Tool entwickelt, das sachübergreifend eine Vernetzung erleichtert et cetera. Aber es wären eigentlich, wird auch festgehalten, vorausschauende Investitionen in bauliche, räumliche oder soziale Infrastruktur notwendig.
Beim Einblick ins Budget habe ich davon aber
überhaupt nichts gesehen, dass man sagt, man geht diesmal anders vor und setzt
hier einen Schwerpunkt. Die demographische Entwicklung wäre so einfach
vorauszusagen wie sonst fast nichts in der Welt, weil wir werden alle älter und
somit weiß man dann in Wien, wo wirklich Stadtteile sein werden, wo die
Menschen bestimmte Bedürfnisse haben werden. Aber da spielt die Stadt keine
aktive Rolle, sondern im letzten Teil dieses Prospekts, was bleibt und wie es
weitergeht, steht dann: „Salto hat Wege aufgezeigt und bestritten, durch die
das demographische Band aktiv gestaltet werden kann. Die zentralen Erfahrungen
und Agenden stehen in Form eines Leitfadens allen Interessierten zur
Verfügung." - Schön und gut, nur ich denke, ohne Investitionen in diesem
Bereich wird es nicht gehen. Ich glaube, das genau ist das Problem, es gibt
gute Grundlagen, es gibt gute Ideen, nur wenn man nicht aktiv Geld in die Hand
nimmt und dann diese Ziele verfolgt, werden diese Ergebnisse in Schubladen
landen, so wie leider bei vielen anderen Dingen im Bereich der Stadtentwicklung
auch.
Das zweite Thema, das ich ansprechen möchte, ist,
neben der aktiveren Rolle der Stadtentwicklung sollte man sich auch vermehrt an
die alten Instrumente, die es schon gibt, nämlich die Gesetze, halten. Es gab
in letzter Zeit doch vermehrt Diskussionen bezüglich des Vergabegesetzes. Da,
denke ich, ist man, sicherlich nicht absichtlich, aber doch, sehr locker mit
diesem Gesetz umgegangen und hat versucht, es zu umgehen oder ist vielleicht
versehentlich hineingeschlittert, beispielsweise bei der Bahnhofs-City oder
doch relativ aktiv im Zusammenhang mit der Calatrava-Brücke, wo man extra ein
Gutachten erstellen hat lassen, um zu zeigen, dass man sich in diesem Fall
nicht an das Bundesvergabegesetz zu halten hat, sondern dass man eine Brücke
als Kunstwerk titulieren kann. Das ist, wie wir alle wissen, nicht so ganz
geglückt, weil sich genau dieser Tatbestand anscheinend gegen die Stadt
gerichtet hat. Wenn nämlich eine Brücke ein Kunstwerk ist, dann muss der
Architekt quasi bei jeder Veränderung befragt werden. Letztlich hat das dann
zum Scheitern der Verhandlungen geführt, weil die Stadt Wien natürlich nicht
bei jeder Belagsverbesserung wieder mit dem Planer in Kontakt treten wollte. Da
sind wirklich einige Pannen passiert.
Über den Riesenradplatz mag ich jetzt gar nicht
sprechen, wo es auch amtlich ist, das Kontrollamt hat festgestellt, das
Bundesvergabegesetz wäre ganz klar anzuwenden gewesen.
Wie gesagt, der zweite Punkt, es gibt den
Wettbewerbsleitfaden der Stadt Wien, es gibt das Vergabegesetz und ich verstehe
nicht, warum es so schwierig ist, diese Regeln zu akzeptieren, sich daran zu
halten und vor allem mit gutem Beispiel voranzugehen.
Dritter und letzter Punkt, ein Spezialthema: Ich habe
einen Beschluss- und Resolutionsantrag vorbereitet, und zwar zum Umgang mit dem
Baukulturerbe der Bauten der Moderne in Wien. Ich weiß, das wird Sie nicht alle
brennend interessieren, aber es gibt vielleicht doch den einen oder anderen,
der sich darunter etwas vorstellen kann. Und zwar geht es da um Bauten, die im
20. Jahrhundert entstanden sind, angefangen von Bauten der
Jahrhundertwende, also beispielsweise die Wohnhäuser von Adolf Loos, Josef
Frank oder Josef Hoffmann, bis hin zum ORF-Zentrum, das Afritsch-Heim in
Hietzing oder die Werksbundsiedlung, das sind bekanntere Beispiele.
Als man im letzten Jahr gesehen hat, wie furchtbar die Sache um die
„Stadt des Kindes" ausgegangen ist, dass eigentlich der Bauträger ARWAG da
relativ brutal Tatsachen geschaffen hat - nachdem man ihm das seitens der Stadt
zugestanden hat -, sehen wir uns nun veranlasst, diesen Antrag einzubringen.
Wir befürchten, dass das kulturelle Erbe in diesem Bereich, also die Baukultur
des 20. Jahrhunderts, für die Stadt verloren geht. Wir glauben, dass man -
vor allem auch derzeit, wo sich auch der Tourismus nicht mehr nur auf Barock
und sonstige eher historische Bauten beschränkt, sondern es sehr wohl auch
einen Tourismus gibt, der sich für Design und für ein bisschen modernere Sachen
interessiert - eine Chance vergeben würde, wenn man diese Bauten zerstört.
Und ich habe deshalb den Beschlussantrag formuliert,
dass die zuständigen Behörden beauftragt werden, gemeinsam mit ExpertInnen ein
Leitbild für den Umgang mit diesen wertvollen Bauwerken zu erstellen und eine
Dokumentation vorzubereiten sowie Umnutzung und Ankaufspartikel zu überlegen
und letztlich natürlich auch budgetäre Mittel zumindest aufzulisten, damit man
weiß, wovon man hier spricht, um wirklich sinnvolle Maßnahmen setzen zu können,
und so weit als möglich zur Verfügung zu stellen.
Ich denke mir, das ist zwar ein kleines Luxusthema, aber
ich glaube, dass in Wahrheit - wir haben es heute ohnedies schon besprochen -,
auch dieser Stadtumbau zum demokratischen Wandel sehr wohl die Konjunktur auch
beleben könnte. Diese Bauten sind sehr sanierungsintensiv, wie wir alle wissen,
und das schafft Arbeitsplätze, das schützt unser kulturelles Erbe und das
bringt auch was für den Tourismus.
Also, ich würde mich sehr freuen, wenn Sie diesen
Antrag unterstützen könnten. Ich denke, die Stadt würde es Ihnen danken.
Dem Budget werden wir, wie Sie schon wissen, nicht
zustimmen, denn auch im Bereich Stadtentwicklung ist es uns zu passiv.
Noch einmal, zusammenfassend: Eine aktivere, mutigere
Stadtplanung, und dann können wir weiterreden. Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Hoch. Ich erteile es ihm. Bitte!
GR Alfred Hoch (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt
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