Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 130
Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Die Budgetdebatte eignet sich ja immer hervorragend,
neben der eigentlichen Debatte um das Zahlenwerk, auch die Politik der
Stadtregierung, in unserem Fall jetzt der Stadtplanung, zu diskutieren. Ich
denke, dass gerade im abgelaufenen Jahr da noch einiges passiert ist, das noch
ausführlicher diskutiert werden sollte.
Wenn ich mit der
Diskussionstour im Süden von Wien beginne, Stichwort Entwicklung Rothneusiedl,
Calatrava, über das Zentrum, Stichwort Donaukanal und Prater-Vorplatz bis in
den Norden der Stadt betreffend fehlende U-Bahn-Anbindung an das kommende
Krankenhaus Nord und den Stillstand beim Flugfeld Aspern betrachte, wird das,
denke ich, eine große und spannende Tour.
Sehr geehrte Damen und Herren, es wäre jetzt ein
Leichtes, aus rein oppositionellem Denken zu sagen, es sei alles schlecht, was
in der Stadtplanung passiert. Das stimmt so sicher nicht. Es ist nur - und das
ist in den letzten Monaten und Jahren bezeichnend gewesen -, dass bei den so
genannten Hotspots der Stadt in Wirklichkeit relativ wenig oder gar nichts
weitergeht. Es wird zwar ununterbrochen versucht, gemeinsam mit den so
genannten Medienkooperationen der Bevölkerung zu suggerieren, dass sich etwas
tut, wenn man aber dann genauer hinschaut, merkt man, wie gesagt, dass sich
wenig bis gar nichts tut.
Sehr geehrte Damen und
Herren, ich beginne einmal mit den Architekturwettbewerben. Wenn für ein
Projekt ein Wettbewerb ausgeschrieben wird - und das ist in Wien nicht immer so
der Fall, wenn ich an Calatrava oder an den Prater-Vorplatz denke -, kommen
meistens bei den Ergebnissen immer dieselben Architekten zum Zug, vor allem bei
den so genannten Prestigeprojekten. Das sind sehr gute Architekten, meistens
mit Europa- und Weltruf, aber es fehlen die Möglichkeiten, dass sich junge
Architekten bewerben können, und dass auch sie eine Chance bekommen, ihre
Kreativität unter Beweis zu stellen.
Es wurden zwar einige Initiativen gestartet, aber
eine für alle befriedigende Beteiligung junger österreichischer Architekten ist
noch in weiter Ferne. Eine befriedigende Situation für alle ist sicher nicht
gegeben. Man müsste wahrscheinlich, um auch den Stellenwert dieser Jungen
erhöhen zu können, eigene Projekte ausschreiben, wo sich nur eine begrenzte
Anzahl von Architekten beteiligen kann, oder man müsste die monetären
Preisgelder so gestalten, dass nicht immer nur die Besten ein Preisgeld,
sondern so wie in Frankreich, auch alle anderen, die sich an einem Wettbewerb
beteiligen, etwas bekommen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
ein Projekt - ich habe das vorhin kurz angesprochen -, bei dem in den letzten
Monaten relativ wenig passiert ist, ist das Flugfeld Aspern. Das Projekt hat
sehr gut begonnen, ich denke, die Arbeiten des Masterplans waren sehr
ambitioniert, nur ist seitdem eigentlich relativ wenig passiert. Es gibt
weiterhin keine Leitbetriebe, die dort angesiedelt werden können, das ist aber
notwendig, um einmal einen Dominoeffekt für die Entwicklung des gesamten
Gebietes zu bewirken.
Es gibt zwar eine Entwicklungsgesellschaft, die
bemüht, aber letztendlich ohne politischen Auftrag agiert. Also ich persönlich
sehe es nicht so kritisch wie Kollegin Gretner, wenn man für die Entwicklung
eines Stadtentwicklungsgebietes eine Gesellschaft beauftragt, aber sie braucht
halt einen politischen Auftrag, und derzeit - das höre ich auch aus dem Mund
eines der beiden großen Grundstücksbesitzer -, fehlt der. Wenn ich mir das
anschaue, es gibt keinen Leitbetrieb, es wird dies zwar immer wieder
suggeriert, es gibt zwar Veranstaltungen beim General Motors-Werk, und da wird
im Nachhinein erzählt, ja, da waren angeblich Interessenten von Firmen
anwesend, die sich dort niederlassen wollen. Auf Nachfrage hört man dann, nun
ja, das dürfen wir nicht sagen. Wenn man dann weiter nachfragt, dann hört man,
nun ja, da war vielleicht ein Betrieb da, der es sich vielleicht überlegen
könnte, sich dort anzusiedeln.
Also, bei diesen Informationsveranstaltungen werden
schon sehr viele Geschichten erzählt, und das ist meiner Meinung nach für die
Entwicklung auch abträglich.
Zum Bildungs-Cluster, glaube ich, kann man überhaupt
schweigen, denn außer einer kleinen Fachschule, ich glaube, es ist die
Fachhochschule für Bildhauerei, interessiert das dort niemanden. Also, es ist
niemandem gelungen, oder es ist der Stadt nicht gelungen, diese Gebiete dort so
zu bewerben, dass es zumindest einen Anflug von Interessenten gibt, oder den
Anflug eines Interesses gibt. Das muss man ehrlich sagen, das ist eindeutig
fehlgeschlagen und das Jahr 2008 ist in dieser Hinsicht sicherlich negativ
für die Entwicklung dieses Gebietes.
Sehr geehrte Damen und
Herren, auch ein Problembereich, den wir auch schon voriges Jahr an dieser
Stelle angesprochen haben, ist die Situation beim Hauptbahnhof. Nachdem sogar
Expertenmeinungen negiert worden sind, dass man eventuell eine zweite
U-Bahn-Anbindung andenkt - diese Meinungen wurden seitens der Stadtregierung
negiert -, ist bis heute unklar, was wirklich beim Endausbau des Hauptbahnhofes
und bei der Fertigstellung des Lainzer Tunnels passiert, und wie man - und wir
nehmen ja an, dass der Hauptbahnhof ein erfolgreiches Projekt werden wird - mit
diesen Passagierzahlen, Passagiermassen, umgehen wird. Also, es wird zwar
diskutiert Cable Liner ja, nein, oder eher ja, keine Frage. Aber das ist ja in
Wirklichkeit kein Konzept, dass da das Interesse oder Privatinteresse eines
privaten Investors im Vordergrund steht und die Stadtentwicklung der Stadt Wien
schaut einfach zu, so auf die Art, „nun lassen wir einmal machen“.
Zweiter
Punkt am Hauptbahnhof ist noch immer die Frage der Größe des Ekazent. Es gibt
außer im Flächenwidmungsplan, wo es nämlich drinnen steht, keine klare Aussage,
wie groß es wirklich sein soll. Im Flächenwidmungsplan sind 20 000 m²
angegeben. Die ÖBB - und das Gespräch mit einem Kollegen von dort bestätigte
das - beharrt weiterhin auf eine deutlich größere
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