Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 130
Integrationspolitik kein Wirtschaftsfaktor werden darf. In weiten Bereichen findet man das ja schon, wo es etwa auch um die Aufrechterhaltung mancher Vereine geht, die davon leben, dass sie sozusagen als Integrations-, Betreuungs- oder Beratungseinrichtung fungieren, sonst ginge das ja gar nicht.
Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist. Ich
glaube und appelliere aber, dass man zunehmend wieder die Beratungs- und
Informationseinrichtungen gut ausgestattet in den öffentlichen Bereich nimmt.
Hier ist es kontrollierbar und hier wissen wir, was mit dem Geld geschieht.
Abgesehen davon kommt es natürlich wesentlich billiger und ist wesentlich
wirtschaftlicher, als wenn ich 100 Vereinsstrukturen von der Ausstattung des
Büros bis hin zur personellen Ausstattung bedienen muss.
Sie sagen, Wien ist eine Einwanderungsstadt und
Österreich ist ein Einwanderungsland. Wenn Sie das so erklären, dann sagen wir Ihnen
aber auch, wenden Sie die Regeln an, die in Einwanderungsländern üblich sind.
Da gibt es nämlich ganz klare Vorgaben für die Zuwanderer. Ich kann Ihnen
sagen, ich weiß nicht, ob Sie es sich wirklich so wünschen, dort liegt viel
mehr Verantwortung bei den Zuwanderern selbst und diese Länder suchen sich ihre
Zuwanderer sehr gezielt aus. Ich glaube, jeder hat irgendwo in seinem
persönlichen Umfeld Menschen, die vielleicht schon vor Generationen oder auch
in letzter Zeit in ein solches Land gegangen sind und keiner kann sagen, er ist
nur mit offenen Armen empfangen worden und musste dort sehr wenig leisten. So
ist das nicht, sondern ganz im Gegenteil, diese Menschen müssen immer sehr viel
leisten.
Es gibt auch in Österreich viele, die sehr viel
geleistet haben, die die Integration gut bewältigt haben, ganz ohne oder mit
sehr wenig öffentlicher Hilfe, sondern weil sie das selbst wollten und weil sie
davon überzeugt waren, hier zu guten österreichischen Staatsbürgern zu werden.
Genau für diese vielen gut integrierten Zuwanderer ist das selbstverständlich.
Ihre Zustimmung zu unserem Konzept ist es auch, was uns beweist, dass wir
richtig liegen.
Der derzeitigen Integrationspolitik und natürlich
damit auch dem Budget, das ein in Zahlen gegossener politische Wille ist,
können wir unsere Zustimmung nicht geben. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau StRin Dr Vana. Ich erteile es ihr.
StRin Dr Monika Vana: Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Zu meiner Vorrednerin, Kollegin Matiasek, ganz kurz:
Wenn Sie da nicht über die Integrationspolitik gesprochen hätten, hätte ich
direkt erfreuliche Ansätze innerhalb der FPÖ geortet, was die Frauenpolitik
betrifft. Das ist übrigens heute schon das zweite Mal, dass Sie sich als
entwicklungsfähig zeigen und sich grünen Ideen annähern, das erste Mal beim
Cross Border Leasing und jetzt in der Frauenpolitik, wo Sie plötzlich über die
Schaffung existenzsichernder Arbeitsplätze, Qualifizierung von Frauen,
Vereinbarkeit von Beruf und Familie und davon, die Frauen nicht auf die
klassische Mütterrolle zu reduzieren, sprechen. (GRin Veronika Matiasek: Das sage ich, seit ich hier bin!) Eigenständige
Frauenpolitik war bisher eigentlich nicht Ihr Thema.
Ich wünsche Ihnen, Frau Kollegin Matiasek, dass Sie
sich in Ihrer eigenen männerdominierten Partei damit bei einigen Parteikollegen
durchsetzen, die von Gender-Wahnsinn reden, oder auch bei Parteikolleginnen wie
Abgeordnete Rosenkranz, die ein Buch mit einer Warnung vor der geschlechtslosen
Gesellschaft, dem geschlechtslosen Wesen herausgebracht hat, wenn man nur
geschlechtssensible Sprache verwendet. Ich wünsche Ihnen damit viel Glück! (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Ich bin nicht sehr optimistisch, aber der Applaus ist
es. (Heiterkeit bei den GRÜNEN.)
Zur Frauenpolitik der SPÖ: Sie ist wieder einmal, wie
in den vergangenen Jahren, gekennzeichnet von viel Lärm um wenig
beziehungsweise viel Lärm um immer das Gleiche. Gutes Marketing, aber wenig
Substanz. Viele Lippenbekenntnisse, große Ankündigungspolitik, aber wenig reale
Umsetzung. Das beginnt beim lächerlich geringen Budget der MA 57. Es
stagniert bei 0,07 Prozent des Gesamtbudgets. Um sich einmal die
Dimensionen vor Augen zu halten, um die es da geht: Diese lächerlichen
8 Millionen EUR Gesamtbudget für Raumpolitik und Koordinierung von
Frauenangelegenheiten entsprechen ungefähr 800 Garagenstellplätzen durch
die Stadt Wien. Also man sieht hier die Prioritätensetzung,
800 Garagenplätze sind der Stadt Wien genauso viel wert oder eigentlich
umgekehrt wie die gesamte Frauenpolitik der Stadt Wien. Mit einem solchen
Budget sind Innovationen oder große Würfe, große Sprünge natürlich nicht
möglich und die bleiben Sie uns auch schuldig.
Wenig Spielraum bietet auch die
hohe Zweckbindung der Mittel der MA 57 für zum Beispiel Frauenhäuser. Sie
wissen, wir kritisieren das jedes Jahr, dass mehr als die Hälfte aller Mittel
den Frauenhäusern zweckgewidmet sind. Wir finden, dass Frauenhäuser, und
überhaupt der Kampf gegen die Gewalt gegen Frauen, kein ausschließlich
frauenpolitisches Anliegen, sondern ein gesamtgesellschaftliches Anliegen ist.
Das sollten wir uns gerade vor dem Beginn der „16 Tage gegen Gewalt gegen
Frauen", die morgen beginnen und bis zum 10. Dezember, dem
Internationalen Tag der Menschenrechte, andauern, vor Augen halten. Bei der
White-Ribbon-Kampagne - etliche Herren von Ihnen tragen heute das White Ribbon,
auch etliche von uns - haben die GRÜNEN es erfolgreich geschafft, dass diese
Kampagne von Männern gegen Männergewalt nicht mehr aus dem ohnedies sehr knapp
bemessenen Budget der MA 57 getragen wird, sondern aus anderen
Mittelzuwendungen erfolgt. Das wünschen wir uns eigentlich im gesamten Gewaltbereich,
insbesondere bei den Frauenhäusern, um hier Gestaltungsspielraum für die
wirklich wichtigen Anliegen der Frauenpolitik zu schaffen, zum Beispiel dem
Kampf gegen die Frauenarbeitslosigkeit, den wir sehr vermissen, weshalb wir
auch das Budget ablehnen, weil der Kampf gegen die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular