Gemeinderat,
39. Sitzung vom 24.11.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 100 von 130
Gleichbehandlung und Gleichstellung von Frauen und
Männern täglich einen Schritt näher zu kommen, herzlichen Dank zu sagen. Denn
nur durch die Arbeit jener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist das möglich.
Danke schön! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu einer tatsächlichen Berichtigung zum Wort gemeldet hat
sich Frau GRin Mag Feldmann. Die Redezeit beträgt drei Minuten.
GRin Mag Barbara Feldmann
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Ja, ich brauche auch nicht viel länger.
Ich werde Ihnen genau sagen, woher ich weiß, dass es
einen Bedarf gibt. Wenn bei den Institutionen privater Einrichtungen nur
9 Prozent der Ansuchenden aufgenommen werden können – sprich, zum Beispiel
Caritas -, diese aber sagen, es werden ihnen so viele Leute von den
Frauenhäusern geschickt, die keinen Platz mehr finden, und gleichzeitig die
Vereine sagen, sie können nicht alle Frauen ins Frauenhaus schicken, weil es
dort keine Plätze gibt, dann ist das, glaube ich, relativ schlüssig.
Sie werden Ihre Taktik ändern müssen. Denn wenn Sie
einfach nur versuchen, von den akuten Problemen abzulenken, indem Sie andere
für blöd verkaufen und sich mit dem Dauer-Mantra „Wir sind so stolz auf
uns!" an die Brust trommeln, wird es auf Dauer nicht funktionieren. Es ist
ja sinnlos, so eine Politik zu betreiben.
Hier jetzt - ich habe meinen Computer mitgebracht,
ich habe es nicht ausgedruckt - von der Statistik Austria als Quelle, um das
einmal auszuräumen: Was die Erwerbstätigenquote betrifft, liegen Sie unter dem
Schnitt von Österreich. Sie sind nicht die Schlechtesten in Österreich, aber
die Zweitschlechtesten nach Kärnten. Das ist der Mikrozensus der Statistik
Austria.
Wenn Sie eine bessere Quelle haben, bitte ich Sie,
sie mir zu übermitteln. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist nunmehr Herr GR Schreuder. -
Bitte.
GR Marco Schreuder
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Über die Integrationspolitik zu reden, dazu komme ich
nicht so oft in diesem Haus. Deswegen freue ich mich sehr darüber, dass ich das
heute machen darf und machen kann.
Ich möchte gleich einmal mit einer kleinen
Überraschung beginnen - auch ich habe nicht damit gerechnet, dass ich das heute
tun muss -: Ich muss Frau Kollegin Matiasek loben. (Oh!-Rufe bei der FPÖ.) Sie haben es heute geschafft - und das ist
für eine freiheitliche Rede ausgesprochen selten -, zur Integrationspolitik
ohne Rassismus, ohne einen rassistischen Unterton zu sprechen. Das passiert
leider sehr selten. Ich hoffe, dass das ein neuer Stil wird, das würde mich
sehr freuen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Warum das so wichtig ist: In der Integrationsdebatte
haben wir in dieser Stadt in Wahrheit bislang ein großes Problem. Das große
Problem, das wir in der Integrationsdebatte haben, ist, dass wir zwischen zwei
Extremen keine wirkliche Diskussion führen können. Das eine Extrem ist der
Rassismus, die Hetze, sind die Parolen, die in dieser Stadt sehr präsent sind;
das andere ist die „In unserer Stadt ist alles super!"-Mentalität. Da kommt
dann sogar die Mercer-Studie in der Integrationsdebatte vor.
Das ist das, was es so schwierig macht, wirklich die
großen Diskussionen zu führen, die wir brauchen. Die großen Diskussionen, die wir
brauchen, sind - diskutieren wir da einmal grundsätzlich -: Was ist sozusagen
das, was wir in dieser Stadt brauchen, was genereller Grundsatz ist? Wo muss
man sich anpassen - sagen wir es einmal genau so: Wo muss man sich anpassen?
Was ist Demokratie? Was ist Chancengleichheit für Frauen? Ja, das sind Themen,
über die man diskutieren sollte.
Gleichzeitig sollten wir auch darüber diskutieren,
welche kulturelle Freiheit wir einzelnen Menschen geben. Geben wir den Menschen
religiöse Freiheit? Geben wir ihnen kulturelle Freiheit? Können Menschen sich
frei entfalten in dem, was sie sind, in ihrer Identität? Diese Diskussion
findet erstaunlicherweise, obwohl dies die Grundfrage der Integrationspolitik
ist, in diesem Haus eigentlich nie statt. Das bedauere ich sehr, denn das sind
eigentlich wirklich die Sachen, über die wir diskutieren sollten.
Also: Sollte es tatsächlich der Vergangenheit
angehören - ich bezweifle ja, dass es das tut -, dass Rassismus und Hetze im
Wahlkampf benützt werden, sodass man eine ehrliche, offene Diskussion über
Integrationspolitik führen kann, dann wäre schon viel erreicht. Es ist
eigentlich so ähnlich wie jetzt in der Wirtschaftspolitik. Es ist eine der
größten Herausforderungen - nicht nur Wiens, sondern ganz Europas -, wie wir damit
umgehen, also verdient es mehr, als immer nur sich zu bepinkeln, sich zu
beschimpfen, Menschen auszugrenzen.
Denn eines haben wir alle, alle hundert hier: die
Verantwortung vor den Menschen, die in dieser Stadt leben! Aber leider ist die
Politik in den letzten Jahren, vor allem von der Freiheitlichen Partei, so
gewesen, dass es eher darum gegangen ist, dass wir nicht gemeinsam friedlich in
dieser Stadt leben wollten, sondern dass eine Gruppe gegen eine andere
ausgespielt wird. Wenn wir begriffen haben, dass das nicht mehr geht, dann wäre
viel erreicht.
Wir sollten uns auch bewusst sein, in einer Stadt in
einem Land zu leben, in dem ein Landeshauptmann - und das, kurz bevor wir 60
Jahre Menschenrechte feiern - die Genfer Konvention in Frage stellt. Das sollte
auch in diesem Haus einmal ganz laut gesagt werden: In Wien sehen wir das
anders, die Menschenrechtskonvention gilt hier, die Genfer Konvention gilt
hier! Das halte ich für ganz wichtig, dass das auch hier in Richtung eines
anderen Bundeslandes gesagt wird.
Aber kommen wir zu konkreten Maßnahmen. Kommen wir zu
dem, was notwendig ist, um integrationspolitische Maßnahmen zu ergreifen. Wir
sind ja in der Budgetdebatte, und solche Maßnahmen - deswegen passen sie auch
hierher - kosten natürlich Geld.
Reden wir über Sprache. Sie von
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