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Gemeinderat, 39. Sitzung vom 25.11.2008, Wörtliches Protokoll  -  Seite 78 von 106

 

Ronacher ist allen Oppositionsparteien ständig ein Dorn im Auge. Es ist irgendwie fast eine Provokation, wenn man ein Theater, das vor 10 Jahren saniert wurde, dann sozusagen auf super sanieren muss, eine so genannte Funktionssanierung durchführt mit neuer Bühnentechnik, zweigeschoßigem Dachausbau, mit aufklappbarem Dach, also bei Schönwetter unter freiem Himmel. Sicher alles faszinierend, Kellerausbau, Unterbühne. Man kann aber nicht alle 10 Jahre umbauen. Zuerst waren 34 Millionen EUR geplant, jetzt sind es an die 47 Millionen EUR für die Sanierung.

 

Ich habe heute schon in der Gesundheit gesagt, man soll insgesamt im Budget Prioritäten setzen. Sicher, am liebsten wäre es jedem, wenn alles geht, am schönsten wäre es, wenn alles geht. Aber so lange es Gangbetten gibt, so lange es nicht genügend Zimmer für Patienten gibt, so lang Frischoperierte am Gang bei Tageslicht liegen müssen, kann ich mir solche Renovierungen nicht leisten, wenn ich ernsthaft Politik betreibe.

 

Beim Ronacher gibt es auch jetzt das Neueste, wo ich dem Herrn Kollegen Wolf nur zustimmen kann. Das hat man jetzt großartig renoviert und das Musical „The Producers“ herausgebracht. Dieser Broadway Hit ist ein Flop gewesen. Und wenn ich der Presseaussendung und dem, was man so hört, glaube, macht das Ronacher jetzt wöchentlich 20 000 EUR Verlust. Der Zuschauerraum ist teilweise gesperrt, um die Zahlen zu schönen.

 

Wien ist wirklich faszinierend. Es ist die einzige Weltstadt, wo man ein Musical nicht gewinnträchtig aufführen kann.

 

„Wake Up“ kann ich nur sagen, wake up, MA 7. Es gibt auch kein Konzept, was man jetzt mit dem Haus macht, wenn dieses Broadwaymusical ein Flop war. Kollege Woller hat zwar gesagt, das sei gar kein Flop gewesen, es waren ohnedies 70 anstatt 90 Prozent Auslastung und fragwürdige Freikarten, und es wird jetzt erfolgreich in Berlin aufgeführt. Das werden wir sicher dann alles hören.

 

Alles schön und gut, trotzdem bleibt die Frage, warum wir zwei Musical-Bühnen haben und jedes Musical unterstützen müssen. Warum ist das so ein Fass ohne Boden, meine Damen und Herren?

 

Ein anderes Thema, das immer wieder unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, ist die Theaterreform, die ursprünglich gemacht wurde, um die freien Gruppen effizienter zu gestalten, die sich aber mittlerweile unserer Meinung nach zu einem Bumerang für kleinere und mittlere Bühnen entwickelt haben. Die müssen ein Konzept einreichen, das wird von einer angeblich unabhängigen Jury bewertet. Viele kleine Theater, deren Konzepte hier nicht empfohlen werden, stehen vor dem Ruin. Die können dann noch eine Einzelprojektförderung bekommen, mit der können sie aber auch nur schwer überleben.

 

Ein Thema, dessen wir uns auch in Zukunft mehr annehmen werden, sind die Musikschulen. Wien gilt als Musikkulturhauptstadt, Musikhauptstadt auch, und es wird ja vielleicht im Hochmusikbereich viel getan, aber für die Basisbildung unserer Kinder unserer Meinung nach viel zu wenig. Wenn man hier nur vergleicht: In Oberösterreich mit 1,4 Millionen Einwohnern gibt es 67 Musikschulen und 55 000 Schüler die sie besuchen dürfen. In Wien gibt es 1,8 Millionen, 17 Musikschulen und 5 000 Schüler, und an die 1 000, die gerne einen Platz hätten, aber keinen kriegen können. Das heißt, die Forderung nach einem Musikschulgesetz wird sicher auch in Zukunft eine Forderung der FPÖ sein. Wir werden uns vielleicht morgen darüber genauer unterhalten.

 

Die Wiener Festwochen: Die Wiener Festwochen sind auch ein Lieblingsthema. Ich glaube, 11 Millionen EUR bekommen sie heute, bei 30-prozentiger Auslastung. Die Nachtrags- und Zusatzsubventionen, die so im Laufe des Jahres eintreffen, werden dann ohne Begründung in Millionenhöhe vergeben. Es wird immer mehr zum Minderheitenprogramm, immer mehr internationale Produktionen, immer weniger Wien-Bezug. Es ist ja an sich auch ein sehr konservatives Budget. Da hat man einmal einen Revolutionär, den Luc Bondy, und den hat man dann gleich die nächsten 10 Jahre, der wird sozusagen von der Stadt Wien beamtet. Da hat man einmal einen Regisseur, nämlich Peter Sellars, den hat man gleich die nächsten 10 Jahre, wie als Beamter, wie als Fixangestellter.

 

Luc Bondy haben wir bis 2013, krisensichere Jobs werden hier geschaffen. Und dann, im letzten Kontrollamtsbericht über die letzte Periode ist ja sogar drinnen gestanden, dass bei manchen Vorstellungen bis zu 1 200 EUR pro Besucher subventioniert wird. Das sind ja unvorstellbare Summen, wenn man das zum Beispiel mit den Budgets bei den Bezirksfestwochen vergleicht.

 

Und wenn jetzt schon eine Sozialistische Partei in der Bundesregierung sitzt und in Wien an der Macht ist, dann ist es mir schon auch ein Anliegen zu sagen, wir sind eine Kulturstadt, und es liegt doch bei so vielen Dingen im Argen.

 

Die Musikschulen hab ich schon erwähnt.

 

Gehen wir einmal die Museen durch, zum Beispiel das Kunsthistorische Museum. Jetzt haben wir eine neue Direktorin, die Frau Mag Haag. (GRin Marianne Klicka: Das gehört nicht der Stadt Wien!) Das weiß ich schon, dass das nicht der Stadt gehört. Aber das sind ja immer diese Argumente, das ist auch beim jüdischen Friedhof das Argument, die sind zuständig, nicht wir. Das ist doch das so genannte Florianiprinzip-Argument, wenn wir ... (GR Ernst Woller: Das ist ein Bundesgesetz!) Das weiß ich schon. Wie Sie sich aufregen können.

 

Das ist mir ja alles klar, aber es muss euch doch auch ein Anliegen sein, dass die Kulturpolitik in Wien generell gut dasteht, und da ist das einfach eine Schande. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Wurscht, wer dafür jetzt verantwortlich ist, ich sage ja nicht, dass Herr StR Mailath-Pokorny dafür verantwortlich ist, aber er kann trotzdem - er ist ja kein unbedeutender Mann -, mit dem größten Kulturbudget Österreichs auch auf die Bundesregierung einwirken. Ich verstehe nicht, warum die Kunstkammer mit einer der bedeutendsten Sammlungen solcher Objekte der Welt, bis 2012, also sechs, sieben Jahre, geschlossen sein muss, warum man Spenden sammeln muss, wenn man die

 

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