Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 96
dieser neuen Form der Bezirksfestwochen. Dennoch ist uns bereits zu Ohren gekommen, dass es Terminprobleme gibt. Sie haben selbst gesagt, dass 300 Mitgliedvereine beteiligt sind. Gewiss bietet die zeitlich kompaktere Form einerseits eine gewisse Übersichtlichkeit, andererseits kommt es jedoch zu Terminproblemen, denn Künstler haben eben ihre Termine, außerdem ist nicht jeder Wochentag für eine kulturelle Veranstaltung gleich gut geeignet, das weiß man auch. In Anbetracht dessen wird es nicht ganz einfach sein, hier organisatorisch tätig zu sein. Planen Sie, diese neue Form der Bezirksfestwochen zu evaluieren, um zu überprüfen, ob alles auch wirklich wunschgemäß läuft, und wenn ja, in welcher Form?
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Es ist unbestritten, dass man bei jedem Neubeginn einen gehörigen Turbo
braucht, damit man die Menschen überzeugt, gewinnt und an Bord holt. Wir haben
uns da ein ziemlich großes Unterfangen gemeinsam vorgenommen: Nichts ist
risikolos im Leben, schon gar nicht in der Kunst. Die Kunst ist besonders
risikobehaftet, und es wäre vermessen, heute hier zu sagen, dass das ein
riesiger Erfolg wird. Ich glaube aber, dass die Grundbedingungen gut sind. Es
ist eine gute Grundidee da, und ich glaube, viele sind bereits sehr überzeugt
von diesem Neubeginn. Auch das mediale Echo und die mediale Berichterstattung
waren entsprechend.
Ich glaube, dass wir alle wichtigen Vorbereitungen für eine sehr
erfolgreiche, neue Form der Bezirkskultur getroffen haben. Und man sollte auch
sagen, dass es nicht zuletzt auch zusätzliches Geld dafür gibt. Die Idee, die
dahinter steckt, ist, dass man noch mehr Menschen anspricht und für noch mehr
Menschen ein tolles Kulturangebot macht. Es wird einerseits etwas verdichtet
und konzentriert, gleichzeitig sollen die Bezirksfestwochen aber auch weit über
die eigenen Bezirksgrenzen hinaus konsumierbar und nachvollziehbar sein.
Schauen wir jetzt einmal, wie das funktioniert, und nach einem oder
zwei Jahren werden wir sicherlich gemeinsam eine erste Zwischenbilanz ziehen.
Das ist bereits eine Antwort auf Ihre Frage. Selbstverständlich werden wir
laufend evaluieren, und unter Umständen werden wir, wenn es notwendig ist, auch
unterdessen die eine oder andere Schraube nachziehen müssen. Ich glaube aber,
das Ganze ist, wie es jetzt als Vorschlag da liegt, eine sehr interessante und
gute Reform der Bezirkskultur für Wien insgesamt.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Danke. Die 2. Zusatzfrage wird von Frau Mag Ringler gestellt. – Bitte.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Wir begrüßen sehr, dass die Bezirksfestwochen verändert werden. Das ist
ganz in unserem Sinne.
Es gibt allerdings einen Punkt, den ich gerne ansprechen möchte, der uns
seit vielen Jahren ein Dorn im Auge ist, nämlich, dass sowohl die Bezirkskultur
im Allgemeinen als auch die Bezirksfestwochen im Speziellen sehr stark geprägt
sind durch parteinahe Vereine und weniger durch unabhängige kleinere
Kulturinitiativen, von denen es tatsächlich sehr viele in dieser Stadt gibt.
Wie werden Sie auch Kraft Ihrer politischen Verantwortung
sicherstellen, dass gerade diese unabhängigen kleinen Vereine im Zuge der
Neuordnung der Bezirksfestwochen mehr Möglichkeiten bekommen werden und die
Parteivereine eventuell etwas zurücktreten müssen, um der Unabhängigkeit mehr
Platz zu geben?
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Es war schon bisher so, dass wir hinsichtlich der Förderungen der Stadt
Wien in keiner Sekunde davon ausgegangen sind und nachgefragt haben, ob es sich
um einen Parteiverein handelt oder nicht. Vielmehr zählt für mich persönlich
und auch für mein Haus die Qualität der Kunst und die Qualität der
Einreichungen. Das versuchen wir auf vielfältige Art und Weise nicht nur über
die Bezirksfestwochen und das Volksbildungswerk zu gewährleisten. Das
Volksbildungswerk ist eine überparteiliche Einrichtung. Und ich kann und werde
auch den Bezirken nicht vorschreiben, wie sie ihre eigene Bezirkskultur
organisieren. Das würde auch dem Wesen der Dezentralisierung widersprechen.
Dass im Rahmen der Bezirkskultur vieles über das Volksbildungswerk
abgewickelt und organisiert wird, ist ein Zeichen für das entsprechende
Serviceangebot. Das haben auch schon meine Vorgänger erkannt, wenn sie bemüht
waren, die Bezirkskultur zu organisieren. Noch einmal: Das Volksbildungswerk
ist keine Parteiorganisation, sondern es sind meines Wissens nach alle Parteien
in dieser Einrichtung vertreten.
Umgekehrt muss man auch sagen, dass es kein Grund sein darf, eine
Organisation, die künstlerisch etwas Interessantes zu bieten hat, nicht zu
fördern, nur weil sie einer Partei nahe steht. Ich meine, dass es nur einen
Maßstab für Fördermaßnahmen geben soll, nämlich Qualität.
Vorsitzender GR Godwin Schuster:
Ich danke. Die 3. Zusatzfrage wird von GR Ing Mag Dworak gestellt. – Bitte schön.
GR Ing Mag Bernhard Dworak (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Guten Morgen, Herr Stadtrat.
Ich möchte ein
bisschen auf das Budget eingehen. Ich habe aus Medienberichten vernommen, dass
es in etwa 700 000 EUR für die Bezirksfestwochen geben wird.
Ursprünglich waren es 575 000 EUR. Die gesamte um rund
120 000 EUR erhöhte Summe, die das Volksbildungswerk bekommen hat,
wird in die Bezirksfestwochen gehen. Das finde ich durchaus löblich!
Aber es ist ja nicht getan mit
den Festwochen vom 1. Juni bis zum 23. Juni, sondern es wird am 31. Mai
auch ein großes Eröffnungsfest geben. Ich verstehe schon, dass Herr Prof
Kopietz gerne Feste feiert. Es scheint mir jedoch etwas viel zu sein, dass die
Bezirke von den
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