Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 96
Herr Bürgermeister, für die Beantwortung der
4. Anfrage.
Die 5. Anfrage
(FSP – 00583-2009/0001 – KGR/GM)
wurde von Herrn GR Dipl-Ing Martin Margulies gestellt und ist an die Frau
amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und
Wiener Stadtwerke gerichtet. [Sehr
geehrte Frau Stadträtin! In einer Anfrage an Sie betreffend Cross Border
Leasing habe ich vor nicht ganz einem Monat am 29. Jänner 2009 gefragt:
„Wurden seitens der Investoren Gespräche über die vorzeitige Auflösung der von
der Stadt Wien und den Wiener Linien (Wiener Stadtwerke) abgeschlossenen Cross
Border Leasing Verträge aufgenommen bzw zu einem Abschluss gebracht?“ Ihre
Antwort lautete damals: „... Für uns ist jedenfalls relevant – und das ist
keine Spekulation, sondern Tatsache –, dass an uns keiner der Investoren
herangetreten ist, um eine vorzeitige Vertragsauflösung zu entrieren.“
(Stadträtin Brauner, wörtliches Protokoll). Wie nun den Medien zu entnehmen
(Standard, APA v 16.2.2009) und auch im Finanzausschuss bestätigt, wurde nach
Kontaktaufnahme durch Investoren eine Cross Border Leasing Transaktion der
Wiener Linien in den letzten Wochen vorzeitig beendet. Wie erklären Sie sich
die Diskrepanz zwischen Ihrer Beantwortung meiner Anfrage vom 29. Jänner 2009
und der Faktenlage (auf Wunsch des Investors wurde in den letzten Tagen ein CBL-Geschäft
der Wiener Linien vorzeitig beendet)?]
Bitte, Frau Vizebürgermeisterin.
VBgmin
Mag Renate Brauner: Herzlichen Dank! – Sehr geehrter Herr
Gemeinderat!
Es gibt keine
Diskrepanz zwischen dem, was ich in der letzten Gemeinderatssitzung zum Thema Cross
Border Leasing gesagt habe, und dem, was es bisher an Gesprächen mit Vertretern
und Vertreterinnen der Stadt Wien gegeben hat.
Wenn Sie sich
erinnern, habe ich ausgeführt, dass uns keine bestätigten Informationen mit
Sicherheit belegen, welche der Investoren dem Vergleichsangebot der
US-Steuerbehörde IRS nachgekommen sind, und ich habe in Beantwortung Ihrer
Anfrage festgehalten, dass jedenfalls vor diesem Hintergrund kein Investor an
uns herangetreten ist, um bis 31.12.2008 eine Transaktion vorzeitig aufzulösen.
Zugleich habe
ich betont – und ich erlaube mir jetzt, mich selber zu zitieren; das ist ein
bisschen komisch, aber in dem Fall ist es notwendig –, „dass unsere Experten
und Expertinnen im Zuge des laufenden Vertragsmanagements sowohl die Entwicklungen
auf dem Finanzmarkt permanent beobachten als sich auch immer alle vertraglichen
Handlungsoptionen offenhalten, unter denen bei gegebenen Umständen auch eine
vorzeitige Vertragsauflösung wirtschaftlich sinnvoll erscheinen kann." –
Zitat Ende.
Ich möchte die
Gelegenheit jetzt noch einmal nutzen, um explizit eines zu betonen. Bei Cross
Border Leasing handelt es sich um Finanzgeschäfte, die von unseren Experten und
Expertinnen natürlich weiterhin permanent beobachtet werden. Das heißt, es
handelt sich nach der grundsätzlichen Genehmigung durch Gemeinderatsausschuss
und Gemeinderat – im Übrigen auch mit Zustimmung einiger Kollegen und
Kolleginnen aus der Grünen Fraktion – um operative Tätigkeiten der Experten und
Expertinnen der Finanzverwaltung.
Weder habe ich
bisher noch – und das sage ich schon auch recht deutlich – habe ich in Zukunft
vor, durch Weisungen oder ähnliche Aktivitäten mich in dieses operative
Geschäft einzumischen. Das ist wirklich eine Angelegenheit der Experten und
Expertinnen.
Das Ziel ist
klar: Das Ziel ist immer, eine bestmögliche Lösung für Wien und damit für die
Wiener Steuerzahler und Steuerzahlerinnen – denn um die geht es ja – zu
erreichen.
Selbstverständlich
sind auch die Experten und Expertinnen der Wiener Stadtwerke permanent dabei,
deren Transaktionen zu beobachten und daraus auch die richtigen Schlüsse im
Interesse der Wiener und Wienerinnen zu ziehen, und ich darf den Herrn
Generaldirektor-Stellvertreter Dr Krajcsir aus dem „Standard" vom
16. Februar zitieren. Zitatbeginn: „Wir haben einen erheblichen Teil des
Gewinnes behalten und einen kleineren Teil an den Investor zurückgegeben."
Zitatende.
Wie Sie also
hier lesen beziehungsweise jetzt von mir hören, sind auch die bisher beendeten
Transaktionen mit einem Gewinn für die Wiener Stadtwerke und damit – ich
wiederhole mich –, für die Wiener und Wienerinnen abgeschlossen worden.
Zurück zu dem,
was Aufgabengebiet der Gemeinde ist: die Cross-Border-Leasing-Transaktionen der
Stadt Wien. Um weitere Missinterpretationen meiner Anfragebeantwortung vom
29.1.2009 zu vermeiden, erlaube ich mir dazu anzumerken, dass mittlerweile
intensivere Gespräche zur Veränderung einer Transaktion geführt werden. Konkret
hat in der Zwischenzeit einer unser Cross-Border-Leasing-Investoren Interesse
an einer Auflösung bekundet. Hinsichtlich des Investors oder diesbezüglicher
vertraglicher Regelungen – und warum diese Informationen so heikel sind, haben
wir ja wiederholt und auch detailreich im Gemeinderatsausschuss diskutiert –,
also hinsichtlich Details der vertraglichen Regelung und der Gespräche kann ich
derzeit noch keine Auskunft geben.
Ich möchte
aber noch einmal in aller Deutlichkeit unterstreichen: Es gibt für uns
überhaupt keinen Anlass, um jeden Preis alle Cross-Border-Leasing-Transaktionen
vorzeitig aufzulösen – das ist nicht unsere Strategie –, aber zugleich – und
das sei zumindest mit genauso großer Deutlichkeit formuliert – nehmen wir
selbstverständlich unsere Aufgabe des Vertragsmanagements sehr ernst. Die
Experten und Expertinnen monitoren unsere Portfolios, beobachten Entwicklungen
auf den Finanzmärkten beziehungsweise – soweit uns möglich und soweit die
Informationen vorliegen – bei den Investoren. Wir kommen unseren vertraglichen
Verpflichtungen nach und können dann aus einer soliden vertraglichen Position
heraus alle Handlungsoptionen prüfen, allenfalls umsetzen, so in manchen Fällen
unter Umständen auch eine vorzeitige Auflösung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich
danke. –
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