Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 96
Die 1. Zusatzfrage
wird von Herrn GR Dipl-Ing Margulies gestellt. – Bitte schön.
GR Dipl-Ing
Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte
Frau Stadträtin!
Ich halte es
für unangebracht, in der jetzigen Situation meine Frage vom 29. Jänner
umzuinterpretieren. Ich habe Sie ganz klar gefragt, ob es Gespräche mit
Investoren betreffend Wiener Linien oder Stadt Wien gibt. Sie haben gesagt,
Nein, und dann stellt sich heraus, das war einfach falsch. Jetzt gibt es
verschiedene Ursachen diesbezüglich. Entweder Sie haben, obwohl Sie die Frage
vier Tage vorher gehabt haben, bewusst die Unwahrheit gesagt, oder Sie haben
Ihren Laden als amtsführende Stadträtin nicht im Griff und wurden insbesondere
von den Wiener Stadtwerken im Stich gelassen und falsch informiert. Beides ist
meines Erachtens nicht in Ordnung.
Auf einen
anderen Punkt möchte ich Sie aber dennoch hinweisen, weil Sie meines Erachtens
gerade in Ihrer Anfragebeantwortung jetzt den Investoren einen hervorragenden
Grund geliefert haben, die noch bestehenden Geschäfte von
Cross-Border-Leasing-Transaktionen möglicherweise vorzeitig zu terminieren,
denn Sie haben jetzt wortwörtlich gesagt, es handelt sich um
Finanztransaktionen, und Sie wissen, das ist das zentrale große Problem,
nämlich die Frage: Ist das eine Finanztransaktion oder ist es in den USA tatsächlich
darum gegangen, dass die Eigentümerschaft errungen wird? Wenn es eine reine
Finanztransaktion ist, wie Sie dargestellt haben, dann hat jetzt der Investor
in diesem Augenblick jedenfalls sämtliche Ansprüche auf einen vorzeitigen
Steuerabzug verloren. In diese Richtung geht auch die Judikatur momentan in den
USA.
Und gerade
deshalb halte ich es für bedauerlich, dass Sie es nicht der Mühe wert gefunden
haben, sich für die unwahre Beantwortung meiner Anfrage zu entschuldigen,
sondern, ganz im Gegenteil, versucht haben, meine Anfrage zu verdrehen. Aber
ich versuche es im Sinne einer neuen Offenheit tatsächlich jetzt mit einer
daran anknüpfenden Frage.
Das Geschäft,
das soeben vorzeitig beendet wurde, brachte der Stadt Wien im Großen und Ganzen
einen Barwertvorteil in der Größenordnung von 20 Millionen Dollar,
spezifisch für dieses Geschäft. Wie viel Kosten wurden aufgewendet an
Anwaltskosten, Transaktionskosten, möglicherweise wechselnde Depotkosten und
Auflösungskosten? Mich würde tatsächlich bezüglich dieses einen Geschäftes,
welches jetzt abgeschlossen ist, interessieren: Wie viel Geld ist der Stadt
Wien übriggeblieben?
Vorsitzender
GR Godwin Schuster:
Bitte, Frau Vizebürgermeister.
VBgmin Mag
Renate Brauner: Lieber Herr
Kollege!
Sie haben das
letzte Mal schon versucht, aus operativen Tätigkeiten der Stadt und aus ganz
normalen Tätigkeiten unserer Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern einen Riesenwirbel zu konstruieren. Ich kann mich sogar noch
erinnern, dass wir mittlerweile dann dabei gelandet sind, ob Sie jetzt den
Nobelpreis für Ökonomie verdienen oder nicht. Ich glaube doch eher nicht,
nachdem was wir jetzt wieder gehört haben, und es bringt auch nicht viel, wenn
man sich jetzt zu Lügen und sonstigen Wahnsinnigkeiten versteigt. Ich werde
versuchen, so wie ich es das letzte Mal gesagt habe, mich da nicht provozieren
zu lassen, sondern die sachliche Ebene beizubehalten.
Es ist völlig unsachlich, zu behaupten, dass hier die Unwahrheit gesagt
wurde. Es sind die Gespräche, über die ich Ihnen soeben berichtet habe, erst
danach geführt worden, nach unserer Sitzung. Es ist auch das Closing der Wiener Stadtwerke erst
danach gewesen. Also was Sie hier alles behaupten, ist einfach nicht richtig.
Ich verstehe auch nicht ganz, warum Sie mit so viel Gewalt hier
versuchen, etwas zu konstruieren, was der Stadt Wien schaden kann, indem Sie
jetzt, wenn ich das Wort Finanzierung in den Mund nehme, interpretieren, dass
damit irgendwelche unglaublichen rechtlichen Benachteiligungen für die Stadt
verbunden wären. Ich weiß nicht, wieso Sie das Ziel Ihres Lebens darin
erkennen, möglichst der Stadt Wien und damit den Wiener Steuerzahlern zu
schaden. Ich kann das Ziel nicht erkennen, ich verstehe es nicht, und es ist
glücklicherweise nicht richtig.
Etwas anderes ist auch nicht richtig. Sie fragen mich nach den
Finanzierungen und Kosten der Beendigung einer der Transaktionen der Stadt
Wien. Auch das ist falsch. Ich habe Ihnen gerade berichtet, es ist kein
Geschäft der Stadt Wien bisher beendet worden, sondern – offensichtlich muss
ich mich immer selber zitieren, damit das auch richtig verstanden wird – ich
habe Ihnen sehr deutlich gesagt, dass es in der Zwischenzeit mit einem unserer
– ich zitiere jetzt wirklich wortwörtlich, denn anscheinend ist das notwendig –
Cross-Border-Leasing-Investoren konkretere Gespräche gibt, weil er Interesse an
einer Auflösung bekundet hat. Das habe ich Ihnen wortwörtlich gesagt. Hier ist
noch kein Ergebnis, es gibt noch keine Auflösung.
Was aufgelöst wurde, war eine der Transaktionen der Wiener Stadtwerke. (GR
Dipl-Ing Martin Margulies: Das ist ja dasselbe!) Da müssen wir aber schon
unterscheiden, ob wir von den Stadtwerken oder der Stadt Wien reden, das sind
zwei verschiedene Paar Schuhe. (GR Dipl-Ing Martin Margulies: Das ist ja
unglaublich!) Entschuldigen Sie, bei den Wiener Stadtwerken gibt es eine
andere rechtliche Konstruktion. Es gibt einen Aufsichtsrat, der seine Verantwortung
wahrnimmt, und zwar autonom wahrnimmt, weil wir nämlich sonst in anderen
Bereichen in einer rechtlich gefährlichen Situation wären. Das ist ein
Aufsichtsrat, der dort autonom entscheidet, der auch entsprechend seine
Verantwortung wahrnehmen muss und der mich nicht vorher fragt und dem ich ganz
sicher keine Weisung geben werde, der mir auch nicht vorher seine Tagesordnung
vorlegt, sondern mir bei gegebener Notwendigkeit im Nachhinein berichtet.
Selbstverständlich ist das so. Glauben Sie, ich mische mich ein und sage, das
dürft ihr machen und das dürft ihr nicht machen, da müsst ihr einen Kredit
aufnehmen und da nicht? – So, lieber Herr Kollege, funktioniert das wirklich
nicht.
Was richtig ist – und da möchte
ich bei so einem
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