Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 96
Druck nicht
auszusetzen. (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist auch nicht
das Erkenntnis der Untersuchungskommission, dass es zu wenig Personal gäbe,
denn die so genannte „Studie“ des Herrn Dr Zeyringer, das wissen Sie,
wurde von einem Gutachten der Wirtschaftsuniversität überprüft und hat sich
auch als falsch herausgestellt. Von Anfang an war es das Ziel der ÖVP und der
GRÜNEN, in der Untersuchungskommission das Wiener Gesundheitswesen und hier
insbesondere das Fach der Psychiatrie zu skandalisieren.
Es hat Sie ja
nicht einmal die Antwort der Zeugen, die Sie befragt haben, interessiert, denn
sonst wäre es nicht möglich gewesen, dass Sie die Presseaussendungen schon vor
den Antworten versandt haben. Sie wären sogar so weit gegangen, psychisch
erkrankte Personen hier politisch zu missbrauchen, indem Sie sie vor eine öffentliche
Kommission zerren, öffentlich bloß stellen und der Lächerlichkeit preisgeben!
Das haben wir aus Gründen der Humanität nicht zugelassen. (Beifall bei der
SPÖ.)
Und die Frau
Korosec von der ÖVP hat wieder einmal der Frau Pilz assistiert, besonders im Bereich
des Otto-Wagner-Spitals. Es ist ja fast eine Chuzpe, dass Sie das
Otto-Wagner-Spital als Beispiel dafür bringen, dass hier eine Sanierung
notwendig wäre, denn Sie wissen sehr genau, dass in den letzten zehn Jahren
mehr als 100 Millionen EUR im Otto-Wagner-Spital investiert wurden.
Sie beide, die GRÜNEN und die ÖVP, haben aber im Dezember 2006 einen Anlauf
unternommen, einen Flächenwidmungsplan, der die Voraussetzung dafür war, dass
eine bessere räumliche Ausnutzung geschaffen und Investitionen im Bereich des
Otto-Wagner-Spitals getätigt werden können, zu Fall zu bringen. Das ist eine
von vielen Widersprüchlichkeiten der GRÜNEN und der ÖVP!
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Selbstverständlich – und das haben wir in der
Untersuchungskommission auch immer wieder betont – können überall dort, wo
Menschen tätig sind, natürlich auch Fehler passieren. Das Entscheidende ist
aber, dass es eine positive Fehlerkultur und ein Beschwerdemanagement gibt.
Davon konnten wir uns auch überzeugen.
Daher sind wir
der Auffassung, dass alle Fragen gestellt sind, nichts offen blieb und es nun
darum geht, weitere Verbesserungen im Interesse der Patientinnen und Patienten
zu erreichen. - Vielen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau GRin Matiasek. Ich
erteile es ihr.
GRin Veronika Matiasek
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau
Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Der Herr
Kollege Wagner hat mir jetzt mit dem Wort Vielfalt ein Hölzl geworfen, wie man
so schön sagt: Ja, man kann es positiv auslegen, so wie er. Man kann aber aus
dem Wort Vielfalt auch eines herauslesen: Es gibt Unterschiede. Und auch ohne
Untersuchungskommission ist vielen, sei es als Patienten oder auch als Besucher,
schon ein Unterschied bei der Versorgung psychiatrischer Patienten in Wien klar
geworden. Ich lege jetzt den Schwerpunkt – fünf Minuten sind ja nicht sehr lang
– auf die Psychiatrie im Otto-Wagner-Spital.
Sehr geehrte Damen
und Herren, Sie können nicht so tun, als gäbe es hier, besonders bei den
baulichen Maßnahmen, überhaupt keine Versäumnisse. Herr Kollege Deutsch, Sie
haben gesagt, es ist in den letzten zehn Jahren ein großes Investitionsvolumen
getätigt worden. Also wer noch vor fünf Jahren als Besucher oder als Patient in
einem der Pavillons untergebracht sein musste oder dorthin kam, hat sich vom
Gegenteil überzeugen müssen. Es ist gerade so, und das wird ja von Fachleuten
auch immer wieder bestätigt und auch im Rahmen der Kommission haben uns das
Experten ja gezeigt, dass gerade beim stationären Aufenthalt von psychisch
Kranken das Umfeld eine ganz gewaltige Rolle spielt.
Es wäre
natürlich im Prinzip das Areal des Otto-Wagner-Spitals mit seinem Grünraum, mit
seiner kleinteiligeren Bebauung ein idealer Aufenthaltsort auch für Patienten,
die Ruhe suchen, die ab und zu die Einsamkeit brauchen - nur der Zustand der
Pavillons, der Krankenzimmer, der Behandlungsräume, der Aufenthaltsräume und
ganz besonders der Sanitärräume ist einfach in vielen Bereichen unzumutbar. Ja,
es ist kürzlich oder in der letzten Zeit einiges geschehen und ich stehe auch
hier nicht an zu sagen, dass da gerade unter der letzten Stadträtin in diesem
Ressort, was die Sanierung betrifft, Gas gegeben worden ist, aber man kann als
SPÖ-Stadtregierung, die hier seit Jahrzehnten alleine dafür zuständig ist,
dieses Versäumnis nicht auf die Seite schieben! Vor 30 Jahren war derselbe
Zustand wie vor 20 Jahren - ich beziehe mich jetzt speziell auf die Psychiatrie
- und auch in den letzten Jahren war es für viele Patienten eine schreckhafte
Vorstellung, im Otto-Wagner-Spital stationär untergebracht zu sein. Da kann man
schon von einer Zwei-Klassen-Medizin oder von einer Ungleichbehandlung von
Patienten sprechen, wenn ich es mir nicht aussuchen kann, ob ich in ein
modernes, freundliches Spital komme, wo die Sanitäreinrichtungen auch
entsprechend sind. Das muss man schon auch sagen, auch wenn man sagt, es wurde
wechselweise abgesperrt: Bitte es ist gerade in einem Bereich, wo es sich um
besonders sensible Patienten handelt, die nicht nach einem kleinen
medizinischen Eingriff nach drei oder fünf Tagen wieder nach Hause gehen und
sich auf ihr eigenes Badezimmer freuen können, unzumutbar, dass Männer und
Frauen gemeinsam einen Sanitärbereich benützen müssen! Ich glaube, das ist
etwas, wo man nicht nachlassen darf, hier die entsprechenden Verbesserungen
durchzuführen, auch wenn man weiß, dass ein großer Teil der Stationen ja im
Zuge der Dezentralisierung abgesiedelt wird.
Ich habe erst kürzlich ein Gespräch mit einer Dame gehabt, deren Tochter nach einer misslungenen Hormonbehandlung zu einer Psychiatriepatientin wurde und die hat mir erzählt: „Ich habe alles unternommen, um mein Kind dort rauszukriegen, für meine Tochter selbst, aber auch für mich als Besucherin. Ich habe mich von
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular