Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 96
diesem
Anstaltsmilieu erdrückt gefühlt, das dort die eben doch seelisch
beeinträchtigten Menschen umgibt.“
Ich glaube,
hier hat man geschlampt, hier hat man mit Sicherheit in den letzten Jahrzehnten
große Versäumnisse getätigt und wir können im Sinne der Patienten nur hoffen,
dass die letzten Missstände dort möglichst rasch beseitigt werden! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist Frau Mag Antonov.
GRin Mag
Waltraut Antonov (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte
Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Es ist schon
spannend, dass man 155 Stunden im selben Raum sitzen und völlig
unterschiedliche Dinge daraus mitnehmen kann.
Was Sie,
Kollege Deutsch, hier gemacht haben, das war eigentlich symptomatisch für diese
gesamten 155 Stunden. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Die Wahrheit gesagt!)
Anstatt auch nur einmal etwas Konkretes auf den Tisch zu legen, sind Sie immer
dazu übergegangen, persönliche Angriffe zu reiten. Sie haben immer gesagt: Die
GRÜNEN diffamieren, die ÖVP ist ganz schlimm, alles ist ganz furchtbar, es gibt
keine Missstände. Was ist überhaupt ein Missstand? Ja, was ist ein Missstand?
Das kann ich Ihnen sagen, was ein Missstand ist! (Aufregung bei GR Christian
Deutsch.) Ein Missstand ist, dass es viel zu wenig Personal gibt! Und
super, wir haben ExpertInnen gehört, die haben uns Statistiken vorgelesen und
die Psychiatrie-Personalverordnung aus Deutschland angeführt. Im Vergleich zur
Psychiatrie-Verordnung sind wir in einem guten Vergleich und alle ExpertInnen,
die gesagt haben: Liebe Leute, ihr müsst aber schon hinter die Statistik
schauen, ihr müsst auch sehen, was machen die Menschen, die dort sind, es
reicht nicht, wenn man fünf Menschen dort hat, man muss schauen, welche
Aufgaben diese fünf Menschen haben - das war Ihnen schon wieder zu mühsam!
Nicht nur die statistische Qualität zählt, sondern es zählt auch, was dort vor
Ort ist.
Und die
Kolleginnen haben sie schon angesprochen und Sie auch, die Studie vom Arzt Dr
Zeyringer, der dort vor Ort ist. Das ist ein Mensch, der vor Ort ist und das, was
er in dieser, in seiner Untersuchung gebracht hat, war ein Hilfeschrei! Sie,
die sagen, wir setzen uns für das Personal ein, sind nicht auf den Hilfeschrei
eingegangen. Nein, es war Ihnen nicht zu blöd, ein Gegengutachten erstellen zu
lassen und dem sozusagen die wissenschaftliche Basis zu entziehen. Das ist eine
derartige Menschenverachtung von Ihrer Seite! Das ist unerträglich!
Unerträglich! (Beifall bei den GRÜNEN. –
Aufregung bei der SPÖ.)
Sie haben während
dieser ganzen 155 Stunden nichts gemacht außer nichts hören, nichts sehen und
nichts sagen. Sie sind von Ihrem Blockadeross einfach nicht heruntergekommen:
Wien ist super, die Psychiatrie ist super, die SPÖ ist super und alles andere
interessiert uns nicht. Diese Haltung hat sich durchgezogen von der ersten bis
zur letzten Sitzung. Sie haben ... (GR Christian Oxonitsch: Also wenn
man nichts auf den Tisch legen kann, so ist das alles schon schwer zu
begreifen. Das verstehe ich schon!) Sie haben (Amtsf StRin Mag Sonja
Wehsely: Was habt ihr vorgelegt?) die Taktik Schönreden verfolgt, zum
Beispiel, weil Sie sagen, Frau Stadträtin: „Was habt ihr vorgelegt?“ Das ist -
danke für diesen Einwurf - mein Lieblingssatz vom Kollegen Deutsch. Der Kollege
Deutsch hat immer wieder gesagt: „Beweist uns endlich die Missstände!“ (Aufregung
bei den GRen Christian Deutsch, Christian Oxonitsch und Kurt Wagner. - Amtsf
StRin Mag Sonja Wehsely: Unglaubliche Vorwürfe haben Sie in den Raum gestellt!)
„Beweist uns die Vorwürfe!“
Wir haben
Dokumente angefordert und Beweismittel. Und überall dort, wo es kritisch
geworden wäre, haben Sie abgelehnt. (GRin Mag Sonja Ramskogler: Ein
Beispiel!) Das lässt sich nachvollziehen und das lässt sich beweisen. (GRin
Mag Sonja Ramskogler: Ein Beispiel bitte!) Was Sie nicht sehen und hören
wollten, das haben Sie einfach ignoriert. Und dass ... (GRin Mag Sonja
Ramskogler: Ein Beispiel!) Ein Beispiel für Zahlen. (GRin Mag Sonja
Ramskogler: Ja!) Bitte. Wie Sie mit Zahlen umgehen, das kann ich belegen.
Da geht es zum Beispiel um die Anzahl der Beschränkungen. Da hat sich
herausgestellt, dass in Wien 2007 doppelt so häufig Beschränkungen angewandt
wurden als in anderen Bundesländern. Was machen Sie? Was machen Sie, wie wir
aus der Aussage der PatientInnenanwältin gehört haben? (GR Godwin Schuster:
Stellen Sie aber die Betroffenen in Relation!) Sie reagieren nicht darauf,
dass es so viele Beschränkungen gibt, sondern Sie gehen dazu über, einfach
nicht mehr alle Beschränkungen zu melden! (GRin Mag Sonja Ramskogler: Das
stimmt nicht!) Das ist eine geniale Taktik! Natürlich verbessert das die
Statistik! (GRin Mag Sonja Ramskogler: Das stimmt ja nicht!) Aber
leider, leider vergessen wir dabei, dass es da aber um PatientInnen geht, die
ein Recht darauf haben, dass sie auch von der SPÖ wie Menschen behandelt
werden! (GRin Mag Sonja Ramskogler: Das
stimmt alles nicht! – Aufregung bei der SPÖ. - Beifall bei den GRÜNEN.)
Alles, was Sie
in diesen 155 Stunden gemacht haben, war keine Diskussion, sondern Sie haben immer
nur gesagt: „Beweist es uns endlich“ - und haben es gleichzeitig verhindert!
Das ist Zynismus pur! (Große Aufregung bei Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely.)
Steigen Sie
endlich vom Blockadeross herunter! Wir bieten Ihnen am Nachmittag noch einmal
die Gelegenheit. Vielleicht haben Sie ja bis zum Nachmittag noch eine
Erkenntnis. Missstände gibt es, auch wenn Sie das Wort immer als etwas anderes,
als Fehler bei den einzelnen Menschen sehen. Das ist nämlich genau das: Nicht
Sie sind verantwortlich, sondern die einzelnen Menschen! Sie putzen sich am
Personal ab. Steigen Sie endlich vom Blockadeross herunter! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Als Nächste
am Wort ist Frau GRin Praniess-Kastner. Bitte.
GRin
Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular