Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 96
Bildungssystems
in Wien insgesamt sind sinnbildlich eben Containerklassen, wie bei einer
Baustelle Container für die Schulklassen, für die Schüler, die in den
Pflichtschulen lernen wollen, aber nicht die geeigneten Voraussetzungen
vorfinden. Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist eine der vielen
Verfehlungen in Ihrer Bildungspolitik! Das wird Ihnen nächstes Jahr mit
Sicherheit auf den Kopf fallen! Wir werden genau dieses Thema bis zur Wahl
immer intensiver ansprechen! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Dr Wolfgang Ulm: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Jerusalem. Ich
erteile es ihr. - Bitte schön.
GRin Susanne Jerusalem
(Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin!
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Ich begrüße
auch jene, die im Internet zusehen, zuhören und diese Diskussion verfolgen.
Es geht in dem
Geschäftsstück darum, dass erneut 20 Container bei Schulen aufgestellt
werden, und zwar in vier Bezirken. Es handelt sich um die Bezirke 10, 11, 14
und 23. Das sind jene, die ohnehin schon sehr viele Container bei ihren Schulen
stehen haben, wo ich mich frage, was eigentlich diese vier roten
Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher dazu sagen, dass sie mit diesen
Containern immer wieder beglückt werden. Wehren sich die nicht? Wollen die
keine normalen festen Schulen, keine Zubauten, keine Erweiterungen? Sind die
tatsächlich zufrieden mit den Containern?
Wenn wir uns
die Lage Wien-weit anschauen, ist das natürlich in solch einer Diskussion auch
interessant, denn man will schließlich feststellen, ob es sich um Ausnahmen und
Notlösungen handelt oder das Containerwesen - oder Containerunwesen -
mittlerweile zum Normalen geworden ist und man es tatsächlich anstelle von fest
gebauten, neu errichteten Schulen verwendet. Diese Frage gilt es in dieser
Diskussion auch zu klären.
Wir haben in
Wien 172 Container aufgestellt, und das seit Jahrzehnten. Bei vielen
Schulen stehen sie tatsächlich jahrzehntelang. Wir können also davon ausgehen,
dass sich rund 4 000 bis 4 300 Schülerinnen und Schüler in derartigen
Containern wiederfinden. Sieben Schulen in Wien - ich glaube, es sind sieben,
sollte es eine mehr oder weniger sein, korrigieren Sie mich bitte - bestehen
zur Gänze aus Containern. Das heißt, man hat, anstelle Schulen zu errichten,
tatsächlich Container hingestellt und bezeichnet das jetzt als „Schule der
Stadt Wien". Das steht auch so drauf.
Ich möchte in
meiner Rede begründen, warum die GRÜNEN gegen Container als Dauerlösung sind.
Ich füge hinzu, selbstverständlich kann es passieren, dass man da oder dort als
Notlösung, als Übergangslösung vielleicht einige Container aufstellen muss, das
ist unbestritten und das kann immer passieren. Aber wogegen wir uns wenden, ist
das systematische, jahrzehntelange Stehenlassen von Containern, wo es
nachweislich keine Übergangslösung, keine Notlösung, sondern eine Dauerlösung
ist, mit der sich die Eltern, die LehrerInnen und die Schülerinnen und Schüler
zufriedengeben sollen.
Der erste
Grund, der massivst gegen Container spricht, ist, dass sie kleiner sind als
eine normale Klasse. Sie halten sich natürlich nicht an die Raumvorgaben und
die Raumplanung, die die Stadt Wien selbst in ihren Richtlinien vorgibt, weder
was die Größe anlangt noch was diese Zwischenklassen angeht, die als
Bewegungsräume immer für zwei Klassen zur Verfügung stehen. Für die Kinder hat
das zur Folge, dass sie noch beengter sind, als das in einer normalen
Schulklasse bereits der Fall ist.
Der zweite
Punkt bezieht sich auf die Pädagogik. Da möchte ich Ihnen jetzt einen Satz
zitieren. Jene, die sich im Schulbau etwas besser auskennen oder auch
nachgelesen haben oder schon länger im Haus sind, werden diesen Satz vielleicht
erkennen, aber Sie können raten: „Künftige Schülergenerationen sollen in
Schulen unterrichtet werden, in denen die architektonische Gestaltung im
Einklang mit zukunftsorientierten schulpädagogischen Anforderungen steht."
- Dieser Satz ist eine Leitlinie der Stadt Wien. Man sollte es nicht für
möglich halten, aber es ist tatsächlich eine Leitlinie der Stadt Wien! Und zwar
ist es der Leitsatz des Schulbauprogramms 2000. Dort steht das so drinnen. Es
geht jetzt darum, die Frage zu stellen, und Ihrerseits dann auch zu
beantworten: Ist es möglich, dass in Containern eine Pädagogik stattfindet, die
sich tatsächlich im Einklang mit zukunftsorientierten schulpädagogischen
Anforderungen befindet? - Meiner Meinung nach ist die Antwort sehr einfach:
Nein! Auf so beengten Verhältnissen in Containerräumen kann sicher keine
zukunftsorientierte Pädagogik stattfinden!
Wir haben,
auch von der SPÖ immer wieder völlig unbestritten, bei Podiumsdiskussionen
wiederholt darauf hingewiesen, dass der Schulraum heutzutage nicht mehr nur ein
Lehrraum, sondern ein Lebensraum für die Kinder ist. Lebensraum Container - ist
das Ihr Ernst? Das soll der Lebensraum der Kinder sein, die in die Schule
gehen? Der soll in einem Container stattfinden? Hier sollen sich die Kinder mit
ihrem Schulraum, mit einem Container identifizieren? Das kann doch wohl nicht
Ihr Ernst sein!
Ich wundere
mich immer, dass StRin Laska die Container nicht nur als Notlösung verteidigt, wofür
ich Verständnis hätte, sondern betont, dass das eine gute Lösung ist, dass Sie
zu den Containern steht und dass es richtig ist, mit Containern im Schulbau zu
arbeiten. Ich kann mich noch sehr gut an die vehemente öffentliche
Auseinandersetzung zwischen StR Hannes Swoboda, der immer die Architekturschule
in den Vordergrund gestellt hat und für diese Architekturschule eingetreten
ist, und auf der anderen Seite StRin Laska erinnern, die immer auf der Seite
einer Einheitsschule, einiger Prototypen, die man da und dort hinstellen kann,
zu finden war. Wenn man jetzt die Lage bei den Containerschulen betrachtet,
kann man sagen, Laska hat gewonnen. Es gibt jetzt diese Einheitsschule auf
unterstem Niveau in Form einer Containerschule. Die GRÜNEN bedauern das sehr.
Wenn wir in der modernen
Pädagogik vom Schulraum als drittem Erzieher, auch wiederholt auf Podien
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