«  1  »

 

Gemeinderat, 44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 41 von 96

 

Sie aber diese Wahlmöglichkeit den Eltern nehmen und der Hort eine gute Einrichtung ist, Sie aber jetzt alternativ eine Einrichtung schaffen wollen, die qualitativ schlechter ist, ist einfach nicht einzusehen. Klar ist, Frau Vizebürgermeisterin, und das haben Sie uns heute klargemacht, dass die Ausgebildeten auf den pädagogischen Hochschulen, die so genannten Hortpädagoginnen und -pädagogen offensichtlich nicht die Qualität haben, die Sie beanspruchen. Sie haben sie heute hier schlechtgeredet, haben gemeint, mit 14, 15 kann man sich nicht wirklich für einen solchen Beruf entscheiden.

 

Ich frage mich überhaupt, ob dann das Bildungssystem bei uns in Österreich offensichtlich ganz allgemein schlecht sein muss, weil die meisten Berufsausbildungen mit diesem Alter beginnen. Ich glaube schon, dass man Jugendlichen nicht absprechen sollte, dass sie in diesem Alter entscheiden sollen und können, welchen zukünftigen Berufsweg sie einschlagen, wiewohl dann die pädagogischen Hochschulen eine weitere Ausbildungskomponente anbieten. Derzeit tun sie es noch nicht und schon gar nicht haben wir Absolventen daraus. Das ist sicherlich eine gute Ergänzung oder vielleicht auch ein Ersatz, aber bisher haben wir nur jene aus der Berufsbildenden Höheren Schule, und das sind nun einmal jene, die am besten ausgebildet sind. Wenn man hier den Vergleich zu den Pädagogen oder Hilfskräften - mehr wird man dazu nicht sagen können - anstellt, die eine viermonatige Ausbildung in diesem besagten Verein erhalten und die dann dieselbe Qualität sicherstellen wollen, so glaube ich, sieht man, dass man zwischen fünf Jahren und vier Monaten beim besten Willen aller Beteiligten rein quantitativ nicht in der Lage sein kann, dieselbe Qualität sicherzustellen.

 

Mir ist schon klar, die Nachfrage an diesen Hortplätzen übersteigt das Angebot. Das hat natürlich zur Folge, dass man versucht, im Rahmen der quantitativen Expansion ein bisschen auf die Qualität zu vergessen und den Eltern - das ist heute sehr geschickt zu Tage gekommen - einmal mehr das Wort im Mund umzudrehen. Da wird dann von einigen Privilegierten gesprochen, die heute den Hort in Anspruch nehmen können, und anderen, die das eben nicht tun können. Aber Sie haben es verabsäumt, in der Vergangenheit notwendige Ressourcen bereitzustellen! Wir wissen, dass die Angebote nachgefragt werden, wir wissen es schon sehr lange. Wir wissen aber auch, dass Räume en masse zur Verfügung stehen. Auch bei den besagten Schulen gibt es im 100-Meter-Umkreis sehr viele leerstehende Räumlichkeiten, die Wiener Wohnen gehören und die man nutzen kann.

 

Beim Personal gibt es sicherlich einen Nachholbedarf, nicht zuletzt auch deshalb, weil wir wissen, dass PädagogInnen aus dem Hortbereich auch im Bereich des Kindergartens eingesetzt werden. Wenn das verpflichtende Kindergartenjahr dann kommen wird, werden wir natürlich große Sorgen haben. Deshalb wird sich Ihre Lücke, die Sie sich schon in der Vergangenheit durch Nichthandeln geschaffen haben, weiter fortsetzen. Dieser Schnellsiedekurs wird nun einmal nicht die Lösung bringen und die Qualitätssicherung ist heute noch ungeklärt. Ich frage mich, wie die Frau Vizebürgermeisterin das Monitoring und die Qualitätssicherung in diesem Verein aufrechterhalten möchte.

 

Ein besonderes Anliegen, und das betrifft vor allem die Bendagasse, ist das Thema der Integrationsschulen und der Integrationsgruppen. Da muss ich sagen, hört sich der Spaß schon auf, wenn man das so einfach wegwischt, dass man Menschen, die sich ganz bewusst dort anmelden, weil die Schule durch die Möglichkeit der Integration von Menschen, die sich nicht immer selbst helfen können, wo dann oft auch die Eltern entsprechende Unterstützung benötigen, eine Vorbildwirkung in Wien erzielt hat, einfach sagt, dann werden wir schon irgendwann einmal eine oder zwei Helferinnen oder Helfer zur Verfügung stellen oder beistellen! Meine Damen und Herren, gerade jene Jugendlichen, die diese Behinderungen haben, bedürfen einer besonderen Betreuung, auch einer besonders qualifizierten! Da geht es nicht ums Helfen, sondern da geht es darum, dass man diesen Kindern eine besondere Förderung zukommen lässt, damit sie die Chance haben, ihr Leben in Zukunft möglichst selbstständig zu meistern! Ich denke, das ist besonders die soziale Kompetenz - oder letztendlich Inkompetenz -, die man hier zeigt, dass man gerade im Bereich der Integrationsklassen drüberfährt und einmal mehr versucht, offenbar parteipolitisches Interesse durchzusetzen.

 

Ich möchte deshalb gemeinsam mit der Fraktion der GRÜNEN einen Antrag einbringen, der darauf abzielt, dass Sie, Frau Vizebürgermeisterin, ersucht werden, die Horte, und zwar namentlich Bendagasse, Erlaaer Schleife und Draschestraße, Volksschule Atzgersdorf/Kirchenplatz und Pülslgasse in Wien-Liesing, entsprechend zu erhalten und nicht abzudrehen, wie Sie es heute leider angekündigt haben. Sie können gerne die Offene Schule dazumachen, überhaupt kein Problem. Dann haben die Eltern hier die Wahlmöglichkeit. Dann wird sich ein Wettbewerb des besseren Systems ergeben. Auch in dem Sinne wollen wir die Erhaltung des Hortes und bringen diesen Antrag, mit einer sofortigen Abstimmung, ein, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Es ist eigentlich schade, dass Sie die Einführung des Gratis-Kindergarten-Jahres - meine Kollegin Anger-Koch wird dazu noch etwas sagen - auch ablehnen. Sie werden jetzt durch Bundesebene sicherlich dazu gezwungen werden, aber es zeigt einmal mehr, wie wenig Sie sich diesem Thema proaktiv widmen. Ich verweise darauf, wie gut eigentlich inzwischen die Kooperation auf bundespolitischer Ebene erfolgt, wo Minister Hahn und Vizekanzler Pröll gemeinsam mit dem Herrn Bundeskanzler Faymann und Frau Schmied den bildungspolitischen Konsens gefunden haben, der in die Zukunft weist. Das fehlt leider in Wien, sehr geehrte Damen und Herren!

 

Als Beispiel - Sie haben es heute auch angesprochen - möchte ich das vom Bundesminister Hahn präsentierte Campusmodell zur Sprache bringen, das einen bildungspolitischen Meilenstein darstellt und das vor allem der Bildungspolitik in Wien einen inhaltlichen Schub

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular