Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 46 von 96
Geld fehlt
beziehungsweise ob der Wirtschaftskrise auch fehlen wird, für eine
Geistergarage an einer Geisterstation. Und Geisterstation ist nicht der
Ausdruck der GRÜNEN, Geisterstation ist der Ausdruck der Medien für die
U-Bahn-Station Aderklaa, wo die Wiener Linien eine Zeitlang sogar überlegt
haben, ob sie diese U-Bahn-Station nicht schließen sollen, weil so wenige
Menschen diese U-Bahn-Station benutzen. Da denkt sich der normalsterbliche
Mensch eigentlich: Warum tut das die Wiener SPÖ? Ich hoffe, zumindest der eine
oder die andere von Ihnen denkt sich jetzt auch: Warum soll ich für diese
22 Millionen EUR zustimmen, wo auf absehbare Zeit vollkommen klar
ist, dass diese Garage nicht ausgelastet sein wird, auch ob der
Verkehrsstromentwicklung S1/S2, die von der Wagramer Straße abgeleitet werden
soll und die hinkünftig möglicherweise nicht einmal so stark befahren sein wird
wie in der gegenwärtigen Situation? Das wird man sehen. Aber wenn es vor allem
darum geht, Pendler und Pendlerinnen zu einem Umstieg auf öffentliche
Verkehrsmittel zu bewegen, dann wäre es erheblich sinnvoller, und ich bin davon
überzeugt, das wird in den kommenden Jahren auch passieren, weil davor kann
sich die Sozialdemokratie nicht verschließen, in den Umlandgemeinden einen
verstärkten Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel zu forcieren, sowohl was die
Intervalle und die Betriebsdauer betrifft, als auch, von den GRÜNEN gefordert,
eine Ausweitung der Kernzone.
Aber jetzt
kommen wir zurück zur Garage und schauen einmal, vielleicht gibt es einen ganz
anderen Grund, warum gerade in Aderklaa, jenseits sämtlicher
verkehrspolitischer Überlegungen, eine Garage gebaut werden muss. Der erste
Blick, den man diesbezüglich erwähnt, ist, man schaut einmal, wer denn der
künftige Betreiber ist. Künftiger Betreiber dieser Park-and-ride-Anlage ist die
Firma SET Projektentwicklung Park & Ride Aderklaa GmbH. Ein Blick
ins Firmenbuch genügt, Firmeninhaber ist ein gewisser Herr Hager. Er war schon
beteiligt an der Projektentwicklung Rothneusiedl, gemeinsam mit einem Herrn
Stronach. Und plötzlich überlegt man sich, ob der Deal mit der Wiener Austria,
der Deal in Aderklaa möglicherweise etwas damit zu tun haben, dass sich Herr
Hager in Rothneusiedl verspekuliert hat und dass es jetzt notwendig ist,
nachdem in Wien, und das wissen wir leider, mit Bedauern, die Projektentwicklung
schon längst privatisiert ist, dass man einem Projektentwickler jetzt halt
etwas zukommen lassen muss. Wer weiß? Aber sonst gibt es keinen vernünftigen
Grund!
Früher einmal
hat dieses Grundstück der Brachmühle gehört. Der jetzige Betreiber hat dieses Grundstück
um sage und schreibe 13 Millionen EUR erworben. Er hat darauf
gehofft, ein Einkaufszentrum à la Donauzentrum hinstellen zu können. Wenn Sie
einmal einen Blick in den Kaufvertrag werfen, erkennen Sie, dass schon damals
eine Garage mit vielen Stellplätzen vorgesehen war, die die Gemeinde Wien de
facto nichts kostet, weil es eine Einkaufszentrumsgarage mit dreistündig freier
Parkplatzwahl war und erst dann kommt es adäquat dem Donauzentrum zu einer
Tarifierung. Aus dem Projekt, dem nächsten Block, ist nichts geworden.
Wie hält man
solche Investoren bei Laune? Man nimmt in einen möglichen Vertrag über eine
Park-and-ride-Anlage einen sehr hohen Grundkostenanteil hinein, finanziert
diese Garage mit 85 Prozent und finanziert damit dem Betreiber eigentlich
seinen Grundstücksankauf, der sonst ein Flop geworden wäre, in dem Wissen, dass
es sich nicht um eine rentable Garage handelt, in dem Wissen, dass es sich auch
nicht um ein Darlehen handelt.
Damit komme
ich zum letzten Punkt: Die Park-and-ride-Garagen, die in Wien gegenwärtig noch
gefördert werden, werden nach dem Prinzip gefördert, 15 Prozent zahlt der
Investor und die restlichen 85 Prozent vergibt die Stadt Wien als
Darlehen, welches zinsenfrei ist und ab einer bestimmten Umsatzstufe zurückbezahlt
werden muss, die monetär festgemacht ist, also nicht auf Grund des
Auslastungsgrades festgemacht ist, sondern monetär ausgemacht ist. Wir wissen
mittlerweile auf Grund der Park-and-ride-Anlage Leopoldau, dass von dem
geflossenen Darlehen noch nicht einmal eine einzige zinsenlose Kreditrate
zurückgezahlt wurde, was nichts anderes bedeutet, als dass dieses Darlehen
mittlerweile schon eine Subvention von knapp 15 Prozent darstellt. Ein
paar Jahre noch und es ist nicht damit zu rechnen, dass ein Geld zurückfließt,
aber selbst dann fließen im Höchstfall ein paar Netsch zurück und nicht mehr
ein relevanter Anteil der ursprünglichen Summe.
Ich habe es
mir angetan durchzurechnen, welchen Auslastungsgrad denn die
Park-and-ride-Anlage Aderklaa erreichen müsste, damit der Betreiber überhaupt
einmal eine erste Rate zurückzahlt. Jetzt wird es Sie überraschen, wenn der
Fall eintritt, den sich die Stadt Wien wünscht, volle Auslastung von Menschen,
die Monatskarten von den Wiener Linien haben, dann geht es sich nicht aus. Mit
einer 100-prozentigen Auslastung von Monatskarten beziehungsweise Jahreskarten,
von Menschen, die auch Zeitkarten der Wiener Linien haben, geht es sich für die
Park-and-ride-Anlage nicht aus, auch nur einen einzigen Euro vom Darlehen
zurückzuzahlen. Wir sind meilenweit davon entfernt! Wie gesagt, in der
Leopoldau haben wir knappe 15 Prozent.
Dann ist es
aber gescheiter, auch gegenüber eigenen Berechnungsmethoden, den
Berechnungsmethoden der Europäischen Union so etwas als das auszuweisen, was es
ist, als eine klassische Subvention. Wenn man das zusammenrechnet, sind die
Subventionen für Parkgaragen viel höher als die gesamte sonstige
Wirtschaftsförderung. Das muss man sich in Zeiten der Wirtschaftskrise einmal
vorstellen! Das, meine sehr geehrten Damen und Herren, hoffe ich, bringt sie
zum Nachdenken!
Es bringt Sie
tatsächlich zum Nachdenken, denn summa summarum bleibt übrig: Das ist ein Deal
aus Freunderlwirtschaft, das hat nichts mit Verkehrspolitik zu tun. Das hat
nicht einmal etwas mit Parkraumbewirtschaftung zu tun, das hat mit Kompensation
zu tun. Dass Sie sich dafür hergeben, ist wirklich ärgerlich! - Danke sehr. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
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