Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 96
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR
Gerstl. (Widerspruch bei der ÖVP.) - Da ist in der Aufzeichnung etwas
passiert.
Als Nächster
zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag Maresch. - Bitte.
GR Mag Rüdiger
Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Ich habe damit
gerechnet, dass die ÖVP ihren Antrag einbringt. Aber werden wir sehen, wer den
ÖVP-Antrag einbringt, also nichtsdestoweniger:
Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Kollege
Margulies hat sich sehr lange und ausführlich mit den Finanzen zu dieser
Park-and-ride-Anlage da draußen beschäftigt. Aber das ist ja nur das Erste,
wenn wir uns mit so einer Park-and-ride-Anlage beschäftigen. Wir hatten hier
schon die in der Leopoldau, wir hatten die am Seestern. Es ist immer derselbe
Vertrag und immer die geringe Auslastung, die zu erwarten ist.
Es kostet
jetzt 22 Millionen EUR, und wir haben das zum Anlass genommen, eine
Frage an die Stadtregierung zu wiederholen, die wir 2006 gestellt haben: Was
kostet die Ausdehnung der Kernzone in die erste Außenzone? - StR Schicker hat
durchaus wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass das eine gute Idee wäre, und
wir wollten also 2006 wissen, was das kostet. Der damalige Finanzstadtrat hat
uns mitgeteilt: Es kostet zwischen 7 und 8 Millionen EUR jährlich.
Wir haben
diese Frage vom Jänner 2006 als Antrag, als schriftlichen Antrag im Jahr 2009
wieder gestellt, und siehe da: Es kostet zwischen 9 und
15 Millionen EUR. Das ist ein bisschen eine ungenaue Auskunft, würde
ich einmal sagen. Zwischen 9 und 15 Millionen EUR, das ist immerhin,
sage ich einmal, mindestens eineinhalb Mal so viel, und innerhalb dieser
zweieinhalb Jahre ist damit, kann man sagen, die ganze Geschichte von 7 auf
maximal 15 Millionen EUR gestiegen. Das ist mehr als eine
Verdoppelung. Ich glaube, es sind zwar die Tickets teurer geworden und es fahren
mehr Leute mit den Öffis, aber doppelt so viele fahren sicher nicht. Daher
würde ich sagen, das ist erstens einmal eine ungenaue Auskunft.
Aber was an
der Auskunft besonders interessant ist, ist, dass wir eigentlich im Grunde genommen
mit den Kosten für die Park-and-ride-Anlage in der Aderklaaer Straße und ihrer
wahrscheinlichen Auslastung von 10 bis 15 Prozent uns zumindest schon
einmal zwei Jahre diese Ausdehnung in die erste Außenzone leisten könnten. -
Erstens.
Zweitens ist
es so, dass jedes Jahr mindestens 70 Millionen EUR über die
Parkraumbewirtschaftung oder das Parkraummanagementsystem hereinkommen. Was
liegt näher, als zu sagen: Machen wir doch den öffentlichen Verkehr auch
preislich interessanter für die Menschen, für die Pendler!? Das heißt, wir
könnten uns ganz locker, und zwar jedes Jahr, von den hereinkommenden
70 Millionen EUR aus der Parkraumbewirtschaftung immer diese 9 bis
15 Millionen EUR leisten, und das ganz, ganz locker jedes Jahr!
Auskunft: Geht
nicht, weil davon die Niederösterreicher profitieren. Dass aber gleichzeitig
hunderttausend Autos jeden Tag aus Niederösterreich nach Wien kommen, hier in
Wirklichkeit herumfahren, Parkplätze verstellen, die Luft verpesten, das ist
wurscht, weil das wieder eine andere Geschichte ist. Da denke ich mir, es weiß
die Parkraumbewirtschaftung nicht, was die Finanz tut.
Das kann man
sagen, denn vernünftig wäre es auf jeden Fall: Die Pendler hätten eine
finanzielle Alternative und hätten keine Ausrede, dass alles so teuer ist. Wir
könnten das für die Pendler tun, 70 Prozent kommen ja aus dem so genannten
Speckgürtel, das heißt, in Wirklichkeit ist das die erste Außenzone. Das ist
der Bezirk Mödling, das sind die Kennzeichen Schwechat, Wien-Umgebung,
teilweise Korneuburg, teilweise Mistelbach. Das wäre eine Möglichkeit, das
wirklich günstiger zu machen. Aber nein, das spielt es nicht, das geht nicht,
weil es justament so ist!
Da denke ich mir, so kann man Verkehrspolitik nicht machen. Da kann man verhandeln, da kann man schauen, dass man miteinander auf einen grünen Zweig oder von mir aus auch auf einen rot-schwarzen Zweig kommt. Aber das wird nicht passieren, weil es nicht sein darf. Also bauen wir eine Park-and-ride-Anlage nach der anderen, eine Tiefgarage nach der anderen, und es ist ganz egal, ob da jemand drinsteht, sondern es geht nur um den Auftrag.
Im Moment habe
ich das Gefühl, der Garagenkoordinator ist derzeit eigentlich ein Stellplatz-
oder Parkgaragensuchkoordinator geworden. Denn wenn ich mir allein überlege, dass
man zum Beispiel in der Wiener Garagenaktion, wenn man einen Stellplatz
errichtet, bei Tiefgaragen eine Pauschale von mindestens 4 600 EUR je
Stellplatz bekommt, ist das ja nicht nichts! Denn man bekommt bei Errichtung
von mehr als, glaube ich, insgesamt bis zu 25 PKW-Stellplätzen und dergleichen
für 10 PKW-Stellplätze - das ist so dabei, da muss man dann in Wirklichkeit
einreichen, ansuchen, wunderbar! - über 4 000 EUR für die Errichtung
dieses Stellplatzes. Das ist einmal das eine.
Dann gibt es
die Superförderung für die so genannten Volksgaragen, die jetzt
AnrainerInnensammelgaragen heißen, und dann gibt es die Park-and-ride-Anlagen.
Das Geld wird in Wirklichkeit einfach ohne irgendeinen Nutzen eingegraben. Man
muss sich das vorstellen: Die Auslastung in der Leopoldau war 22 Prozent,
als es gratis war; nicht 100 Prozent oder vielleicht 80 Prozent,
nein, 22 Prozent - ein Armutszeugnis für die Verkehrsplanung in Wien! Das
muss man sich einmal vorstellen: Da stellt man eine Hütte hin, und dann fährt
dort keiner hinein.
So, jetzt das
Gleiche noch einmal. Beim Seestern hat das die Mehrheit genauso beschlossen:
Wenn die U2 kommt, wird am Seestern wieder so ein Häuserl hingebaut. Wieder
wird keiner hineinfahren, wieder ist das Geld weg, wieder braucht es niemand
zurückzuzahlen, weil 82 Jahre lang Zinsengarantie besteht.
600 000 EUR an Umsatz im Jahr erreichen die niemals! Fertig, immer
das Gleiche.
Herr Breiteneder reibt sich auch
die Hände über die
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