Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 96
überreißen,
dass Sie die Verlängerung dadurch verhindert haben. Ich zitiere jetzt, weil ich
mich nicht trauen würde, in so einer Form einen Abschlusssatz zu setzen. Ich
sage es noch einmal, ich zitiere:
„Ich kann
Ihnen als trotz aller Widrigkeiten in dieser Stadt immer noch Wiener aus
Leidenschaft nur ganz persönlich meine Verachtung ausdrücken und Sie nach Ihrem
offensichtlichen Versagen auffordern, Ihren Posten jemandem zu überlassen, der
dafür das nötige Verantwortungsbewusststein mitbringt, auch wenn es in Ihrer
Partei vermutlich nicht leicht sein dürfte, so jemanden zu finden. Herr Troch
möge sich bitte mit einem Kübel Wasser und einem Ausreibfetzen in die Remise
Simmering begeben, um die dort abgestellten Straßenbahngarnituren zu reinigen,
damit er ausnahmsweise auch einmal etwas Nützliches für Simmering macht, wenn
sein geistiger Horizont schon an den Bezirksgrenzen endet."
So ein
verärgerter Bürger, und dieses Mail, das ist kein Geheimnis, ist auch an Frau
StRin Brauner gegangen. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Für eine tatsächliche Berichtigung hat sich Herr
Dr Troch gemeldet. Ich erteile ihm das Wort und weise auf die
Redezeitbegrenzung hin.
GR Dr Harald Troch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrte Damen und Herren!
Es gibt einen
zeitgenössischen italienischen Spielfilm, der „Le fate ignoranti" heißt.
Frau Puller, Sie könnten in dem Film eine Rolle spielen; es ist sogar eine
Titelrolle. Auf Deutsch übersetzt hat der Film den wenig charmanten Titel „Die
Ahnungslosen".
Wenn Sie hier vom 71er und
vom Ringlinienkonzept reden, dann geht es uns nicht nur um Simmering, nicht nur
um Traditionalismus und um Nostalgikertum, wie Sie es in Ihrem Antrag
formulieren. In Simmering schmeckt uns ganz einfach die Formel der Wiener
Linien, nämlich: in Zukunft einmal zusätzlich umsteigen und zweimal länger
warten, nicht! Denn der 71er soll in Zukunft nur mehr bis Zentralfriedhof
fahren - absolut, schauen Sie sich die Pläne genau an; darum meine ich ja „Die
Ahnungslosen", schauen Sie sich das an! -, und in Zukunft wird die überlange
Linie 6 bis ins Stadtentwicklungsgebiet Kaiserebersdorf fahren. Sonst
fährt der Kaiserebersdorfer in Zukunft zum Beispiel nach einem Arbeitsunfall
ins BBRZ zur beruflichen Rehabilitation bis Zentralfriedhof mit dem 6er und
muss dann umsteigen.
Simmering war historisch ein
Straßendorf, da ist eine Linie durchgefahren, der 6er seit 1996, und jetzt soll
man im Bezirk selbst einmal umsteigen. Die Intervalle der Linie 6 sollten
ausgedünnt werden, denn mit den jetzigen Intervallen kann sich der 71er nicht in
den Ring einordnen. Dort steht eine Straßenbahn nach der anderen, die
Intervalle wären zu lang. (GR Mag Wolfgang Jung: Was
ist das für eine Berichtigung?)
Das sind die Gründe, diese
Verschlechterungen sind die Gründe, warum wir in Simmering kritisch zu diesem
Konzept stehen. Das lassen wir uns einfach so nicht gefallen, die Vorstadt
erhebt ihre Stimme. In der Vorstadt wohnen Menschen, die mitunter sowieso schon
30 oder 40 Minuten zu ihren Arbeitsstätten im Zentrum fahren, und wir lassen
uns die Situation ganz einfach nicht verschlechtern! (GR Mag Wolfgang Jung: Herr Vorsitzender! Geschäftsordnung!)
Schauen Sie sich dieses
Konzept an. Simmering als Bezirk ist jetzt im Gespräch mit den Wiener Linien.
Wir glauben auch nicht, dass hier parteipolitisch mit derartigen Anträgen
eingegriffen werden sollte. Ich bin zuversichtlich, dass wir diesbezüglich zu
einer guten Lösung mit den Wiener Linien kommen werden, dass es in Simmering
selbst zu keiner Verschlechterung kommt.
Wir werden uns anschauen,
wie weit es sinnvoll ist, den 71er tatsächlich ins Zentrum hinein zu
verlängern. Aber diese Geschichte hat für uns sekundären Status. Primär geht es
darum, die Situation der öffentlichen Verkehrsmittel in Simmering zumindest am
Status quo zu halten ...
Vorsitzender
GR Godwin Schuster (unterbrechend): Sie haben noch eine
Sekunde.
GR Harald Troch
(fortsetzend): ... nicht zu verschlechtern, im Gegenteil, zu
verbessern. Das ist der Grund, warum wir für den 71er und gute Intervalle und
Anschlüsse kämpfen. - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Zu einer tatsächlichen Berichtigung zum Wort
gemeldet hat sich Frau GRin Puller. (GR Mag Wolfgang Jung: Zu einer
wirklichen?) Ich erteile es ihr und sage auch hier: maximal drei Minuten. (StRin Dr Monika Vana: Darf sie nicht so
lang sein wie der Kollege?) Kollege Dr Troch hat um zehn Sekunden
überzogen. (StR David Ellensohn: Ach
so! - Weitere Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
GRin Ingrid Puller
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte
ebenfalls Herrn Kollegen Troch aufmerksam machen: Er braucht nur zu sagen, er
möchte sich zu Wort melden, dann hat er länger Redezeit, und dann braucht er
nicht zu überziehen. (Demonstrativer
Beifall bei der FPÖ. - Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Godwin Schuster (unterbrechend): Jetzt kommen wir zur
tatsächlichen Berichtigung, bitte. (GR Mag Rüdiger Maresch: Oh! - Weitere
Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
GRin Ingrid Puller
(fortsetzend): Zweitens hat er ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis. Denn ich
habe nicht den Antrag gestellt, dass er bis Börse oder bis Schottenring oder
Schottentor verlängert wird, sondern nur wenigstens bis zum Knoten Karlsplatz,
Herr Troch. Mit einer Station hat das überhaupt keine Beeinträchtigung in der
Fahrzeit zur Folge; vielleicht Börse, wie das die Wiener Linien ziemlich
sinnlos vorgeschlagen haben. Es ist eben nur gerade das Schleiferl dabei.
Dass der 71er
nicht nach Kaiserebersdorf fahren soll, ist ein ziemliches Märchen, das Sie auf
die Nase gebunden bekommen haben - wahrscheinlich, dass Sie die Leute aufhetzen
können, dass dann vielleicht einmal eine U3-Verlängerung kommt. Also bitte,
lassen Sie sich nichts auftischen, Herr Troch! - Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular