Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 96
man eine Weile da herinnen gesessen ist und mehr verdient hat, kann man sich dieses Leben leichter vorstellen. Ich gebe auch zu, ich weiß nicht, wie all die Leute das herbringen. Man sieht ja auch, dass es kaum geht - mit Überschuldung, mit der SchuldnerInnenberatung, die explodiert, und, und, und.
Der Antrag
selbst ist einfach, der Antrag lautet lediglich: Begrenzung der
Managergehälter/Managerinnengehälter bei der Höhe des Bürgermeistergehalts oder
des Gehalts einer allfälligen Bürgermeisterin. Der Antrag ist leicht zu
verstehen, da steht sonst nichts anderes drin, das wird abgestimmt.
Eine
Diskussion über Höchst- und Mindestgehälter würde ich mir wünschen, eine
Diskussion, die sogar im aktuellen „trend" anfängt: Sind unsere Manager
ihr Geld wert? Das ist ziemlich einfach: Nein, sind sie nicht! Wenn man sich
das durchliest, wird einem ja schwindlig. Aber da geht es nicht in erster Linie
um die Gemeinde Wien, und da muss man auch zugeben, dass natürlich im
öffentlichen Bereich diese absurden Summen nicht bezahlt werden, wenn Leute wie
Herr Ötsch einen Bonus in Höhe von einer Million bekommen. Die fahren Betriebe
in den Boden, dort wird öffentliches Geld nachgeschossen - auch das müsste man
sich überlegen, wie viel öffentliches Geld überall nachgeht -, und der Bonus
bleibt bestehen!
Bei der Wiener
Städtischen haben dankenswerterweise sechs Vorstandsleute auf einen Bonus von
3,5 Millionen EUR verzichtet. Das ist zwar super, aber was ich mir
beim Lesen dann denke, ist: Die bekommen einen Bonus von
3,5 Millionen EUR? Alle zusammen, ja - aber neben dem super Gehalt
gibt es solche Boni? Das ist doch alles - das kannst du nur in Kindersprache
sagen - gaga! Das versteht niemand mehr, das ist jenseitig.
Sie wissen
alle, wie viel Sie selbst verdienen. Damit kommen wahrscheinlich alle sehr,
sehr gut aus und sparen sich noch einen Haufen Geld. Da bleibt sogar etwas
übrig. Zehn Mal so viel? Zwanzig Mal, dreißig Mal das, was da herinnen verdient
wird, geschweige von dem, was die Mindestlöhne da draußen ausmachen? Nicht mit
uns!
Die Diskussion
über Managergehälter, wenn sie darauf verkürzt ist, mutet ein bisschen an und
schaut aus - und so wird es leider auch bei manchen ankommen - wie eine
Neiddebatte. Aber man muss einfach oben und unten zusammenrechnen, und je mehr
du oben ausschüttest, desto weniger bleibt am anderen Ende übrig. Da hat es
schon alle möglichen Modelle mit Höchstbegrenzungen auf der Welt gegeben. In
den USA - und jetzt rede ich nicht vom aktuellen Präsidenten - hat Herr Roosevelt
damals einen progressiven Steuersatz bis 90 Prozent gehabt. Bis
90 Prozent ist er hinaufgegangen! Wenn jemand Millionen verdient hat,
waren eben 90 Prozent von der zweiten, dritten und vierten Million weg.
Das ist auch nicht so tragisch, denn außer, dass der Haufen größer wird,
passiert ohnehin nichts mehr mit dem Geld.
Wir fordern
hier die Sozialdemokratie auf, wenigstens den einen Schritt zu machen und damit
als Stadt Vorbild in dem Bereich zu sein. Natürlich wünsche ich mir, dass
nachgezogen wird und überall, wo öffentliches Geld hineingeht, solche
Begrenzungen kommen. Ich verstehe nicht, wie einzelne Banken Geld nehmen
können, und dann wird darüber diskutiert, wie viele Boni ausgeschüttet werden.
Das verstehe ich einfach nicht.
Ich weiß
nicht, warum die Erste Bank Dividenden ausschütten soll, falls sie dann
Milliarden in Anspruch nimmt. Ich hätte sogar gerne, dass sie es am Ende
zurückzahlt, falls sie jemals wieder in die schwarzen Zahlen kommt. Das wird
auch nicht diskutiert, was das langfristig heißt. Das Geld, das die öffentliche
Hand investiert, muss zurückkommen - das sollte irgendwo stehen, aber das steht
auch nirgends!
Keine Frage,
dass in Wien die Löhne auch im öffentlichen Bereich zum Teil erbärmlich sind.
Das diskutieren wir heute nicht, heute ist das ein einfacher Antrag, dem Sie
sicher - die meisten, hoffe ich - leicht zustimmen können. Es trifft ja keinen
von Ihnen.
Bei der
Nettoersatzrate sollte das hier eigentlich eine breite Mehrheit finden. Das ist
nämlich nicht der erste Landtag, der sich damit beschäftigt. Die
Nettoersatzrate in Österreich verantworten die Bundesregierungen der letzten
Jahrzehnte, damit kann jede Einzelne sich in diesem Punkt ein fettes Minus
eintragen lassen, egal, welche Couleur es gerade war. Eine lächerlich niedrige
Nettoersatzrate für Arbeitslose, im europäischen Vergleich eine Schande!
Niedriger als bei uns werden Arbeitslose in Prozent von dem, was sie vorher
hatten, so gut wie nirgends entlohnt, es ist hier der zweitschlechteste Satz.
Wir hätten
gerne, dass das auf internationales Niveau - da gibt es auch bessere Beispiele,
aber zumindest einmal in einem Schritt -, von 55 Prozent auf
70 Prozent gehoben wird. Das kostet Geld, aber das rettet eine ganze Menge
Leute vor der Armut. Wir haben im Moment Zahlen bei der Notstandshilfe unter
600 EUR im Durchschnitt, bei Frauen 500 EUR. Das geht sich alles
nicht aus ohne dritte Leistungen oder ohne Zweiteinkommen von jemand anders -
alles Leute, die hundertprozentig in der Armutsfalle gefangen sind. Wer
arbeitslos ist, ist in Österreich zu einem Drittel in der Armutsgefährdung
drin. Das ist eine der Gruppen, die am stärksten betroffen sind, das ist kein
Wunder.
Dieser Antrag wurde in der
Steiermark von der Sozialdemokratie, der KPÖ und den GRÜNEN eingebracht und hat
dort eine Mehrheit gefunden. Ich hoffe, dass der Antrag, der sich hier an die
Bundesregierung richtet, auch hier eine Mehrheit hat. Was ist der Sinn
dahinter? Die SPÖ erhebt allein in der Bundesregierung nichts gegen die Österreichische
Volkspartei. Wenn viele Bundesländer das mit unterstützen würden, kann Druck
entstehen und vor allem eine öffentliche Diskussion stattfinden. Wir müssen
diese Diskussion nicht nur hier herinnen oder nur im Steirischen Landtag
abführen, Sie könnten ja alle hinausgehen und sagen: Wir finden auch, dass die
Arbeitslose zu niedrig ist. Das wäre dann zu wenig, ja. Dieser Antrag müsste
also hier auch von der SPÖ beschlossen werden, es sei denn, es gibt auch in
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