Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 96
Personal des
Landtagsbüros. Mein Dank gilt vor allem aber auch all jenen Zeugen und
Zeuginnen, die durch ihren Mut bewiesen haben, dass sie sich durch die schiere
Walze der Mehrheitsfraktion nicht unterkriegen lassen. Und ich danke jenen
Patienten und Patientinnen, die aussagen wollten und bei der Opposition oft
unter Tränen ihre Anliegen deponiert haben, weil die Mehrheitsfraktion nach dem
Motto „Nichts sehen, nichts hören, nichts zugeben!" handeln wollte.
Weiters danke ich dem Personal, das Mut bewiesen hat und sich von dem Druck,
der ausgeübt wurde, nicht unterkriegen lassen hat.
Frau
Stadträtin! Handeln Sie, damit Sie Ihrer Aufgabe genügen! (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Ich bringe den
entsprechenden Beschlussantrag zur Umsetzung der Maßnahmen jetzt ein. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Frau GRin Korosec. Ich
erteile es ihr. – Bitte schön.
GRin Ingrid Korosec
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrter Herr Vorsitzender Dr Baumgartner! Sehr geehrte Frau
Vorsitzender-Stellvertreterin Dr Rech! Frau Stadträtin! Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Deutsch!
Sie haben mit
dem Mehrheitsbericht der SPÖ den Persilschein für die SPÖ verlesen. Er war
nicht spannend. Mit diesem Urteil bin ich sicherlich nicht allein. Im Hinblick
darauf frage ich Sie, Herr Kollege Deutsch: Ist Ihnen das nicht peinlich? (Beifall
bei der ÖVP.)
Diese
unglaubliche Schönfärberei und Verharmlosung, die da betrieben wird, ist
wirklich provokant! Ihr Motto in Bezug auf die Untersuchungskommission war, wie
sich auch in diesem relativ kurzen und wirklich inhaltsleeren Bericht
widerspiegelt: Mauern, verhindern und leugnen und in Bezug auf Missstände
verharmlosen, verschweigen, ignorieren und unterstellen. Genau so schaut der
Bericht aus!
Die
Unterstellung beginnt wirklich bereits mit dem Deckblatt. (Zwischenruf von
GR Dr Kurt Stürzenbecher.) Ich werde Ihnen gleich eine Unterstellung
nennen. (Zwischenruf von GR Kurt Wagner.) Herr Kollege Wagner! Regen Sie
sich doch nicht so auf! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ich nenne
Ihnen gleich ein Beispiel. Es beginnt bereits mit dem Deckblatt, auf dem von
„behaupteten“ gravierenden Missständen die Rede ist. Ich nehme an, Herr Kollege
Wagner, Sie sind des Lesens kundig! (Zwischenruf von GR Kurt Wagner. –
Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Herr Kollege!
Wir sollten uns einmal darüber unterhalten, dass Sie mehr als 50 Prozent
der Sachbeweisanträge abgelehnt haben, weil Sie mit Ihrer Mehrheit und Ihrer
Arroganz der Macht verhindern wollen, dass wir Missstände aufzeigen! (Beifall bei ÖVP und GRÜNEN.)
Aber ich nehme
an, Sie sind des Lesens kundig. (GR Kurt Wagner: Sie haben Herrn Prof Mayer
bei seinen Ausführungen wahrscheinlich nicht zugehört!) Darauf komme ich
dann noch zu sprechen!
Meine Damen
und Herren! Ich nehme an, Sie von der Mehrheitsfraktion sind des Lesens kundig.
Im Antragtext heißt es korrekt „betreffend gravierende Missstände“. Von
„behaupteten“ gravierenden Missständen ist nicht die Rede! Das sind Ihre
Unterstellungen! (Beifall bei der
ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Meine Damen
und Herren! Die Entwicklung der Psychiatrie wird einzig und allein aus der
Sicht von Dr Rudas gesehen, als gäbe es keine Kontrollamtsberichte und
keinen ÖBIG-Bericht aus dem Jahr 2002, der durchaus kritisch ist. Nein!
Ausschlaggebend ist das, was Dr Rudas sagt. Das nehmen Sie in Ihren
Bericht hinein. Formulierungen wie „die Kommission hat festgestellt“ oder „in
der Kommission war zu erkennen“ unterstellen Einstimmigkeit bei der Gewinnung
von Erkenntnissen, was absolut nicht der Fall war. (Zwischenruf von
GR Kurt Wagner.)
Herr Kollege
Wagner! Es gibt im gesamten Bericht, Herr Kollege Wagner, keine belegten
wörtlichen Zitate! (Lebhafte Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Herr
Vorsitzender! Ich würde bitten, für Ordnung zu sorgen.
Meine Damen
und Herren! Es finden sich keine belegten Zitate in Ihrem gesamten Bericht.
Auch das ist sehr ungewöhnlich und zeigt, dass Sie einfach Ihre teilweise den
Inhalt verdrehenden Behauptungen zusammenfassen. (Zwischenruf von
GR Kurt Wagner.)
Vorsitzender
GR Dr Wolfgang Ulm (unterbrechend): Herr GR Wagner! Ich ersuche Sie,
die Rednerin ausreden zu lassen! Sie haben ja die Gelegenheit, sich zu Wort zu
melden!
GRin Ingrid Korosec
(fortsetzend): Kritische
Stellungnahmen wie von Dr Leth, Dr Zeyringer, Dr Meisermann,
Dr Gabriel, Dr Popow, Prof Friedrich, Dr Humer,
Dr Gössler wurden komplett ausgeblendet. Deren Aussagen kommen nicht vor,
denn alles, was kritisch ist, darf natürlich nicht erwähnt werden. Das ist Ihre
Objektivität, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und von Gemeinderäten
und Gemeinderätinnen der GRÜNEN.)
Die seit
30 Jahren verschleppte Dezentralisierung wird völlig negiert
beziehungsweise sogar ins Gegenteil verkehrt. Vor 30 Jahren wurde im
Gemeinderat beschlossen, dass die Dezentralisierung kommen muss. Damals wurde
nicht beschlossen, dass sie kommen kann, sondern dass sie kommen muss. 30 Jahre
später sind 20 Prozent verwirklicht, und jetzt wird angekündigt, dass das
bis 2015 oder 2020 angeblich abgeschlossen sein wird. Bei Ihren Ankündigungen
bin ich grundsätzlich skeptisch, aber wenn es so vor sich gehen sollte, dann
heißt das, dass das 40 Jahre nach dem Beschluss endlich realisiert wird.
Frau Kollegin Pilz hat schon
darauf hingewiesen, dass Sie in Ihrem Bericht sagen, dass ein wesentliches
Moment der Entstigmatisierung die zügige, fortschreitende Dezentralisierung
darstellt. Dass trifft natürlich zu, und das ist ganz wichtig. Das kann man gar
nicht oft genug sagen, das muss man sich auf der Zunge zergehen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular