Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 96
gesagt, dass
es ein behaupteter tätlicher Angriff eines Pflegers auf eine Turnusärztin war,
denn in dieser Form hat er nicht stattgefunden, wie Sie behauptet haben.
Dem haben in
einem Brief sechs Primarärzte widersprochen. Ich persönlich war nicht vor Ort. (Zwischenrufe
bei den GRÜNEN.) Es gibt aber entsprechende Recherchen und Aufzeichnungen,
dass die Kollegin sehr wohl gebeten wurde, eine Anzeige zu machen. Sie haben
jedoch das Gegenteil behauptet. (Zwischenruf von GRin Dr Sigrid Pilz.) Es
war ein tätlicher Angriff, aber nicht in der Form, wie Sie es dargestellt
haben. (GRin Dr Sigrid Pilz: Es hat jedenfalls ein tätlicher Angriff
stattgefunden.) Die Staatsanwaltschaft wird entscheiden! Sie haben
diese teilweise unwahren Behauptungen auch noch unter Verletzung des Datenschutzes
und möglicherweise – wie Sie gerade selber gesagt haben – während
eines offenen Verfahrens öffentlich gemacht, und das entspricht nicht dem
Transparenzabkommen.
Die
Untergriffe der grünen Gesundheitssprecherin und Gemeinderätin Dr Pilz
zeugen sehr deutlich von Verzweiflung, weil sich jene Skandale, die Sie
herbeigeredet haben, in der Untersuchungskommission nicht bewiesen haben. Für
mich ist es nur verwunderlich, dass sich auch die ÖVP-Fraktion in diesem Punkt
mit hineinziehen ließ!
Der SPÖ sind
die Entstigmatisierung von psychiatrischen Krankheiten und auch der Schutz
jener Menschen, die an solchen Krankheiten leiden, besonders wichtig. In einer
Stadt wie Wien sollen alle Menschen, sowohl psychisch als auch somatisch
erkrankte, ohne Angst und Schaden die Hilfe und Unterstützung in Anspruch
nehmen können, die sie benötigen. Deshalb haben die SPÖ-Mitglieder der
Untersuchungskommission auch die Zeugenladungen von PatientInnen und
Angehörigen abgelehnt, weil wir diese nicht vorführen lassen wollen. Ein öffentliches
Bloßstellen von Erkrankten und betroffenen Menschen kommt für uns keinesfalls
in Frage! (Beifall bei der SPÖ.)
Sehr deutlich
hat sich das auch während der ersten Sitzung gezeigt. Bei dieser waren nämlich
PatientInnen und Angehörige im Auditorium als Besucher anwesend, und wie sehr
diese PatientInnen und Angehörigen von den Diskussionen betroffen waren, haben
ihre sehr emotionalen und aufgebrachten Zwischenrufe immer wieder gezeigt. (Zwischenruf
von GRin Ingrid Korosec.) Für uns steht der Schutz der betroffenen
Angehörigen im Vordergrund.
Frau Kollegin
Korosec! Sie haben Herrn Dr Pritz nur teilweise zitiert. Er hat nämlich
unter anderem auch gesagt, dass diese Betroffenen in einem geschützten Bereich
sehr wohl zu hören sind. Die Untersuchungskommission in all ihrer
Öffentlichkeit ist jedoch sicherlich kein geschützter Bereich und daher auch
nicht der richtige Ort. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Wie seriös
eine solche Untersuchung geführt wird, hängt in erster Linie davon ab, wie man
mit den betroffenen Menschen umgeht. Uns war der Schutz der Betroffenen
vordergründig am wichtigsten. Die Grünen
und die ÖVP versuchten ohne Rücksicht auf Verluste, die bereits sogar schon von
der Staatsanwaltschaft zurückgelegten Vorfälle zu skandalisieren, und hätten
daher auch in Kauf genommen, dass Menschen weiterhin traumatisiert,
verunsichert und verängstigt werden. (GRin Praniess-Kastner: Das ist eine
Unterstellung!) Das ist meine Darstellung, so wie ich das in der
Untersuchungskommission erlebt habe. Das werden Sie mir wohl zubilligen können!
Letztlich kam
es sogar dazu, dass Beschwerdeführer mit Tonaufzeichnungsgeräten zum
Patientenanwalt kamen, und das ist mehr als symbolisch für den Missbrauch von
Betroffenen und die Art, wie man politisches Kleingeld aus einem Krankheitsbild
herausholen wollte!
Grüne und ÖVP wollten sich
auch mit den klaren rechtlichen Grundlagen, die sie auch auf ihrem ersten
Papier so deutlich aufgelistet haben, über die Stadtverfassung hinwegsetzen und
willkürlich eigene Spielregeln einführen, so wie es ihnen eben gerade passt.
Und es kann natürlich nur ein Verfassungsrechtler und nicht ein Psychologe wie
Dr Pritz feststellen, welche Wirkungsbereiche in die Zuständigkeit der
Gemeinde und damit in die Zuständigkeit der Untersuchungskommission fallen.
ÖVP und Grüne haben die Kommission immer wieder
als Show-Bühne missbraucht und sind dabei auch nicht vor entsprechenden
Behauptungen und Vorwürfen zurückgeschreckt, auch nicht davor, global über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
drüberzufahren und sie ins schlechte Licht zu rücken. Auf der einen Seite haben
sie sich als Beschützer und Befürworter der Mitarbeiter hingestellt, auf der
anderen Seite haben sie ihnen aber auch unterstellt, dass sie fehlerhaft
arbeiten und sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht um die
Patienten und Patientinnen kümmern. Die handelnden Personen vor Ort sind jedoch
die, die am meisten mit den Patienten zu tun haben. Und all jene – und das
ist ein großer Teil –, die in ihrem beruflichen Alltag mit großem Engagement
arbeiten, haben es sich nicht verdient, dass sie durch diese öffentlichen
Anpatzereien so sehr in Misskredit geraten sind!
Wir waren in
der Untersuchungskommission immer daran interessiert, dass die behauptenden
Missstände auf den Tisch kommen. Sie konnten jedoch die Beweise für diese
Missstände nicht vorlegen.
Die intensive
Beschäftigung mit diesem Thema hat für alle natürlich auch etwas Gutes. Ich bin
ganz sicher, dass wir alle in dieser Untersuchungskommission von den
zahlreichen Experten gelernt haben und dass wir auch von den Aussagen der
Mitarbeiter gelernt haben. Es waren dies sehr intensive Gespräche, die uns auch
zu unseren nächsten Verhandlungen führen werden.
Ich freue
mich, dass wir, ohne eine fachmedizinische Bewertung vorzunehmen, viele
Maßnahmen in dieser Stadt im Bereich der Psychiatrie gesetzt haben, setzen und
auch in Zukunft noch setzen werden. Einen Teil davon habe ich heute in der Früh
schon in der Aktuellen Stunde bekannt gegeben. Ich bin zuversichtlich, dass die
Psychiatrie in Wien auch weiterhin einen Topplatz innerhalb der internationalen
Anerkennung haben wird. (Beifall bei der
SPÖ.)
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