Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 96
wurde nicht
erst im Zuge der Untersuchungskommission bekannt, sondern das ist schon seit
Jahren bekannt. Man weiß es, und hier hätte längst gehandelt werden sollen.
Wir werden
heute auch einen entsprechenden Antrag einbringen. Es müssen rasch die
entsprechenden Grundlagen und Rahmenbedingungen geschaffen und Maßnahmen
gesetzt werden, dass diese Kinder und Jugendlichen untergebracht werden können.
Gerade bei
Kindern und Jugendlichen sind die Früherkennung, die Betreuung und die Therapie
ausschlaggebend dafür, wie diese Menschen ihr späteres Leben führen können. Ich
glaube, darüber gibt es überhaupt keine Diskussion, und die Experten stimmen
darin überein, dass, je früher das Problem und das Krankheitsbild erkannt und
ein Kind oder Jugendlicher einer Therapie zugeführt wird, desto größer die
Chance ist, dass diese Menschen auch einmal ein selbstbestimmtes und –
unter Anführungszeichen – normales – Leben führen können.
Es geht nicht
nur, wie wir oft gehört haben, um die Betroffenen selbst. Gerade im Bereich der
Psychiatrie sind auch die Angehörigen ganz besonders gefordert. Ein solcher
Krankheitsfall ist eine große Belastung für die Familie selbst, für die
Angehörigen und für alle Lehrer und Betreuungspersonen, die mit den Kindern und
Jugendlichen zu tun haben. Es muss daher das Ziel sein, diesen Kindern und
Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, dass sie so weit betreut und therapiert
werden, dass sie ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen können und als
erwachsener Mensch nicht eine derartige Versorgungseinrichtung in Anspruch
nehmen müssen.
Diese Chance
gibt es, wenn man sie ergreift und die Möglichkeiten der Früherkennung
entsprechend ausbaut. Wir mussten aber feststellen, dass auch im Bereich der
Früherkennung vom Erstgespräch bis zu einer gestellten Diagnose und zum
Therapiebeginn oft Monate vergehen, weil die Einrichtungen nicht entsprechend
ausgebaut sind, und zum Teil muss psychotherapeutische Betreuung von den
Menschen selbst bezahlt werden.
Wichtig ist
vor allem auch, dass wir der Stigmatisierung entgegen wirken. Es ist auch
Stigmatisierung, wenn man mit psychosomatischen Krankheitsformen anders umgeht
als mit rein somatischen Erkrankungen. Normalerweise wird die Therapie im
Bereich vieler somatischer Erkrankungen von der Kassa übernommen, darüber gibt
es keine Diskussion, im Bereich der Psychotherapie ist das hingegen nicht der
Fall. Viele Eltern von Kindern können oder wollen sich, auch wenn sie einen
Teil wieder refundiert bekommen, eine solche Therapie nicht leisten
beziehungsweise ist das zumindest ein Hemmschuh dafür, dass ein Kind in diese
Therapie gebracht wird. Und die kostenlosen Einrichtungen sind überfüllt.
Es gibt auch
bei der Unterstützung der Subjektförderung durchaus Probleme beziehungsweise
Zeitverzögerungen. Hier ist sicherlich einiges zu tun. Vor allem müssen die Zeitabläufe
zwischen Erstgespräch, Diagnose und dem Beginn der Therapie drastisch
verringert werden. Ich glaube, das ist im Bereich der Kinder- und
Jugendpsychiatrie wichtig, die eine große Vielfalt an Maßnahmen erfordert.
Ich möchte
jetzt unsere drei Anträge kurz besprechen.
In unserem
ersten Antrag fordern wir mit allem Nachdruck erneut eine Spezialeinrichtung im
Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie für die Nachsorge beziehungsweise als
Ersatz für einen Klinikaufenthalt, die auch von Fachleuten immer wieder
gefordert wird. Die beiden zuständigen StRinnen Wehsely und Laska mögen
ehebaldig entsprechende Rahmenbedingungen schaffen und Maßnahmen setzen, damit
eine optimale Betreuung dieser Kinder und Jugendlichen gewährleistet werden
kann. – An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass ich es sehr
bedaure, dass Frau StRin Laska nicht vor der Untersuchungskommission ausgesagt
hat oder aussagen konnte, da viele Dinge auch ihr Ressort betreffen.
Weiters
stellen wir einen Antrag, in dem wir fordern, dass die Voraussetzungen dafür
geschaffen werden, dass es zu einer Vereinheitlichung der Dokumentation bei den
Einrichtungen im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie, also einerseits den
magistratsinternen und andererseits den kooperierenden Stellen, kommt. Das
Kontrollamt hat festgestellt, dass die Art der Dokumentation sehr uneinheitlich
und zum Teil auch lückenhaft ist. Daher fordern wir, dass dieses
Dokumentationssystem vereinheitlicht wird, damit der Therapieverlauf möglichst
lückenlos angezeigt wird. Es soll aber auch Aufschluss über Fälle geben, bei
denen es einen Aufnahmestopp und eine Weiterleitung an eine andere Institution
gegeben hat. Wir meinen, dass ein gutes Dokumentationssystem sicherlich auch
eine Basis für die Verbesserung der Betreuung ist.
Der dritte
Antrag beschäftigt sich damit, dass die Unterstützungsgenehmigungen durch den
Fonds Soziales Wien schneller abgewickelt werden, denn es kann nicht sein, dass
es wie etwa im Bereich des Österreichischen Hilfswerks für Taubblinde, wo es ja
nicht so viele Fälle gibt, Wartefristen zwischen drei und fünf Monaten gibt.
Das soll ein Ende haben!
Es gibt also
durchaus Problemzonen, und wir wünschen uns sehr, dass diese verkleinert werden
und wir dann wirklich keinen dieser Missstände mehr vorfinden. (Beifall bei
der FPÖ.)
Abschließend
möchte ich auch unseren Dank an die beiden Vorsitzenden richten, die diese
Kommission mit großer Umsicht und großem Einsatz geleitet haben. Weiters danke
ich allen Mitarbeitern, die sehr viele Stunden an Arbeitszeit investiert und
wirklich dafür gesorgt haben, dass alles sehr gut ablaufen konnte.
Meinen
persönlichen Wunsch möchte ich hinten anfügen: Ich würde mir wünschen, dass
sich alles so gestaltet, dass wir in diesem Bereich nie mehr eine
Untersuchungskommission einsetzen müssen! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Dr Wolfgang Ulm: Das
Wort hat Frau GRin Mag Antonov.
GRin Mag Waltraut Antonov (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte
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