Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 96
Doppelhonoraren,
statutenwidrige Verlegung des Vereinssitzes nach Niederösterreich und so
weiter.
Gestatten Sie
nur ein Zitat aus diesem Kontrollamtsbericht. Das Kontrollamt stellt wörtlich
fest, dass „der zuvor schon aufgezeigte eher achtlose Umgang mit statutarischen
und vereinsrechtlichen Vorgaben sich auch beim Abschluss von In-sich-Geschäften
fortsetzte. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Obmann und
die Kassierin familiär eng verbunden sind. Die Thematik des korrekten
Abschlusses von In-sich-Geschäften zeigte sich insbesondere bei der Abgeltung
von künstlerischen Leistungen des Obmanns und der Kassierin. Diese beiden
Protagonisten des Vereines, die zugleich auch Angestellte des Vereines sind,
stellten dem Verein im Prüfungszeitraum Pauschalhonorare in der Höhe von
insgesamt rund 180 000 EUR in Rechnung. Damit wurden dem Obmann seine
Leistungen unter anderem für Regietätigkeiten, die Endredaktion der
Jahrestätigkeitsdarstellung auf der Vereins-Website und die Erstellung von
dramaturgischen Projektkonzepten abgegolten. Die Kassierin legte ihrerseits
Honorarnoten unter anderem für die Neugestaltung der Bühne und die Gestaltung
der Bühnenbilder. Festzustellen war, dass über diese Leistungen keine
schriftlichen Verträge zwischen dem Verein Netzzeit und dem betreffenden
KünstlerInnenehepaar, welches die genannten Funktionen im Verein innehat,
vorlagen, auf denen die erforderliche Zustimmung eines anderen vom
Interessenskonflikt nicht betroffenen Vereinsorgan ersichtlich wäre.“ Ende des
Zitats.
In jedem anderen
Fall würde, wenn der Verein nicht überhaupt neu konstruiert und aufgelöst wird,
zumindest die Vereinsleitung zurücktreten und ein Neubeginn gemacht werden.
Wien ist auch in diesem Fall anders und daher gibt es jetzt Subventionen in der
Höhe von 1,8 Millionen in einem 4-Jahresvertrag, heuer noch
200 000 EUR und jährlich 400 000 EUR bis zum
Jahr 2013. Es geht nicht, um etwaige Argumente vorweg zu nehmen, darum, ob
dieser Verein gute, sehr gute Arbeit leistet oder noch viel bessere Arbeit
leistet und Weltklassearbeit leistet, wie ich mir vorstellen könnte, dass
demnächst so argumentiert wird, sondern es geht ausschließlich darum, dass hier
gravierende Mängel bei der Verwendung öffentlicher Gelder festgestellt wurden.
Das ist nicht akzeptabel. (Beifall bei
der ÖVP.)
Wir haben daher bei Vorliegen des Subventionsansuchens den Stadtrat
gefragt, ob aus dem Kontrollamtsbericht Konsequenzen gezogen wurden und der
Stadtrat hat gesagt: Ja, es wurden Konsequenzen gezogen. Und über unsere Bitte,
dafür sei ihm gedankt, hat er uns auch ein entsprechendes Papier zur Verfügung
gestellt, in dem der Verein sagt, was an Konsequenz des Kontrollamtsberichts
alles geschehen ist und was noch nicht geschehen ist.
Wir schreiben das Jahr 2009 und die Untersuchung war im Jahr 2008
und nun einige Punkte, auch wieder im Originalzitat, was noch nicht geschehen
ist: „Angaben zu Fremdleistungen werden ab 2009 dokumentiert und in den
Kalkulationsgrundlagen aufgenommen. Die Fixkosten des Vereins werden ab 2009
auf die einzelnen Stücke aufgeteilt.
Die Kostenanteile bei Koproduktionspartnern werden nach Möglichkeit besser
ersichtlich gemacht. Ab der nächsten Generalversammlung werden die statutarisch
vorgesehenen Zeitvorgaben eingehalten. Beginnend mit der nächsten
Vorstandssitzung werden auch Vorstandssitzungsprotokolle geführt. Die
Rechnungsprüfer werden in Hinkunft darauf achten, ob Geschäftsfälle auftreten,
die als In-sich-Geschäfte zu interpretieren wären. Bei der nächsten
Generalversammlung werden die Jahresabschlüsse 2006 und 2007 besprochen und
über die Entlastung des Vorstandes befunden. Bei zukünftigen Statistiken wird
bei deren Abfassung mehr Sorgfalt angewandt und die Dienstverträge von
Michael S und Mag Nora S“ - ich kürze jetzt aus Datenschutzgründen
ab, hier stehen die vollen Namen – „werden nach den Empfehlungen des
Kontrollamts genau überarbeitet.“
Ich frage Sie:
Für wie naiv halten Sie uns, dass Sie uns derartige Auskünfte erteilen? Es ist
im vergangenen Jahr wenig geschehen. Es ist nur ein Teil geschehen und
wesentliche Dinge, nämlich Protokolle, Dienstvertragsüberarbeitungen sind trotz
dieses desaströsen Kontrollamtsberichts bis heute nicht geregelt. Wir werden
daher dieser Subvention nicht zustimmen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR
Woller. Ich erteile es ihm.
GR Ernst Woller
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates):
Sehr geehrte Damen und Herren!
Es wäre gut
für eine Partei wie die ÖVP, wenn sich der Herr Kultursprecher manchmal auch
mit Kunst und künstlerischen Aufführungen auseinandersetzen würde und nicht nur
mit Kontrollamtsberichten. (Heiterkeit bei den GRen Dr Franz Ferdinand Wolf
und Dr Matthias Tschirf.) Es ist halt leider eine inhaltliche Diskussion
mit der ÖVP seit dem Abgang von Peter Marboe und Andreas Salcher einfach nicht
mehr möglich, weil hier der blanke Zynismus, die blanke Ahnungslosigkeit und
das blanke Buchhaltertum regieren. Es ist einfach schwierig, mit Ihnen zu
reden. (Beifall bei der SPÖ – GR
Günter Kenesei: Haben Sie den Kontrollamtsbericht?)
Es hat einen
Kontrollamtsbericht gegeben, der Ende des Jahres 2008 diskutiert und zur
Kenntnis genommen wurde. Es sind inzwischen einige wenige Monate vergangen, in
denen das Künstlerehepaar, das für Netzzeit verantwortlich ist, primär damit
beschäftigt war, die Oper zu produzieren, die am kommenden Donnerstag im
Jugendstiltheater ihre österreichische Erstaufführung haben wird, und das daher
fast nur im Ausland war.
Es hat trotz allem seitens der
betroffenen Künstlerinnen und Künstler der Gruppe und der MA 7 alle
Versuche gegeben, auf die Kritik, auf die teilweise berechtigte Kritik des
Kontrollamts einzugehen, und es wurde dem Akt ein langer Bericht beigelegt,
zwei Seiten, wo alle Punkte ganz genau dargestellt worden sind, wo es bereits
eine Veränderung gegeben hat und wo es derzeit
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