Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 96
ein
Librettowettbewerb (Aufregung bei der ÖVP.) ausgeschrieben und da sind
127 Libretti eingegangen. Weltweit. Und es gab eine internationale Jury, der
unter anderem so Größen wie Franz Kogelmann angehört haben, die eines
ausgewählt haben, nämlich das Libretto des (GR Günter Kenesei: Das gibt’s ja
nicht, das ist ja nicht normal!) israelischen Künstlers Yohanan Kaldi. Das
wird am kommenden Donnerstag als neue zeitgenössische Oper in Wien
erstaufgeführt.
Und dann
stellen Sie sich hier her und sagen, die verdienen zu viel, die cashen ab, das
ist alles nicht zu glauben! (Fortwährende Aufregung bei der ÖVP.) Es ist
großartige Arbeit, die die Gruppe Netzzeit macht. Daher ist es auch absolut
gerechtfertigt, dass sie eine 4-Jahresförderung bekommt, denn wenn man
jahrelang an Produktionen arbeitet und sie entwickelt, dann braucht man auch
eine langfristige Absicherung. Und Oper macht man nicht von heute auf morgen.
Von heute auf morgen kann man eine Falschmeldung in einer Zeitung lancieren,
aber von heute auf morgen kann man nicht einfach Opern produzieren. Noch dazu,
wenn es Auftragskompositionen sind und neue Opernkunst ist, die hier geschaffen
wird.
Daher brauchen
sie eine 4-Jahresförderung und die werden wir heute auch beschließen und zwar
nicht deshalb, weil sich das die SPÖ überlegt hat, sondern weil die unabhängige
Theaterjury aus 131 Projekten eben diese Gruppe Netzzeit zur Förderung
vorgeschlagen hat. Es klingt jetzt so viel: 1,8 Millionen. Das ist für
viereinhalb Jahre. Die bekommen im Jahr 400 000 EUR. Wenn man weiß,
was eine normale Opernproduktion kostet, an der zweieinhalb Jahre gearbeitet
wird, dann kann man sich vorstellen, dass das verdammt wenig Geld ist. Das ist
deshalb möglich, weil sie internationale Kooperationen eingehen wie
beispielsweise mit dem Luzerner Theater, das 80 Prozent der gesamten
Produktionskosten getragen hat und in Wien tragen wir nur 20 Prozent der
Produktionskosten und die Aufführungskosten der drei Aufführungen im
Jugendstiltheater. Und da stellen Sie sich hin und sagen: Das ist alles so
teuer, da wird Geld verschoben und da wird Geld schlecht verwendet! Ich sage
Ihnen: Jeder Euro, den wir hier beschließen, kommt dreifach zurück von den
internationalen Koproduktionspartnern und durch das internationale Image, das
die Stadt Wien in Kunst und Musik weltweit hat.
Daher ist es
absolut gerechtfertigt, das zu beschließen und ich kann nur sagen: Hören Sie
endlich auf, aus Oppositionsgehabe Künstlerinnen und Künstler in dieser Stadt,
die anerkannt sind und die große Leistungen für Wien erbracht haben, zu
beschädigen. Ich ersuche Sie um Ihre Zustimmung. (Beifall bei der SPÖ – GR Mag Wolfgang Jung: Sie haben mich jetzt
überzeugt, dagegen zu sein, Herr Woller!)
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Als Nächster
am Wort ist Herr GR Kenesei.
GR Günter Kenesei (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lieber Kollege Woller!
Ich weiß
nicht, welcher Teufel Sie geritten hat, aber offensichtlich sind Sie von den
beiden Herrschaften ordentlich aufmagaziniert worden. Nur ganz kurz und in
aller Ruhe:
Das, was ich
verstehe oder nicht verstehe, lassen Sie meine Sorge sein. Ich kümmere mich
auch nicht um Ihren Dreck, ja, ganz einfach. Sie haben hier heraußen vom
Rednerpult keinen einzigen Gemeinderat zu diskreditieren, zu sagen „na weil Sie
es nicht verstehen“ oder „Sie werden es nicht verstehen“. Ich erkläre Ihnen
auch bei sehr vielen Sachen nicht, was Sie alles nicht verstehen, und da können
wir lange diskutieren, was Sie verstehen und was ich verstehe. Ich glaube, wir
werden einen gemeinsamen Nenner finden, dass wir beide nicht allwissend sind,
weder Sie noch ich noch irgendjemand da herinnen. Benehmen Sie sich ganz
normal. Reden Sie Ihre Rede. Sie können das verteidigen, wie die SPÖ es macht,
aber benehmen Sie sich und tun Sie nicht Leute diskreditieren, von denen Sie
keine Ahnung haben, aber wirklich keine Ahnung haben! (Aufregung bei GR Mag
Jürgen Wutzlhofer. - Beifall bei der
ÖVP.) Es ist in Wirklichkeit eine Frechheit, was Sie hier tun (Aufregung
bei der SPÖ.), nämlich sowohl das Kontrollamt inklusive den
Kontrollamtsdirektor als auch alle Mitglieder des Kontrollausschusses für blöd
zu verkaufen und so zu tun, als ob das alles, was der Kollege Wolf gesagt hat,
nicht in einem Kontrollamtsbericht gestanden wäre, dass das alles, was in den
Medien nachzulesen gewesen ist, im Kontrollamtsbericht gestanden ist und wortwörtlich
abgedruckt wurde, was dort genommen wurde, was dort alles nicht gepasst hat,
was dort alles nicht in Ordnung gewesen ist, dass sich keiner mehr ausgekannt
hat, was mit dem Geld geschieht und wer in welche Lade greift. Und tun Sie
nicht so, als ob der SPÖ Wien gehören würde! Wien gehört noch immer den
Wienerinnen und Wienern und nicht der SPÖ! (Beifall
bei der ÖVP – GR Ing Christian
Meidlinger: Sie vertrauen uns!) Bitte? (GRin Nurten
Yilmaz: Sie vertrauen uns eben!) Die
vertrauen euch. Was vertrauen die euch? (GR Franz Ekkamp: Sie vertrauen
uns!) Was soll das? Die Herrschaften, die Sie jetzt da unterstützen,
greifen dank der Wiener SPÖ ins Volle, haben dann einen Woller, der sich da als
Kultur-weiß-ich-nicht-was-Gnom, hätte ich jetzt bald gesagt, aber als
Leider-nicht-Stadtrat (Große Aufregung bei der SPÖ.), als
Leider-nicht-Stadtrat hier heraußen hinstellt und eine Verteidigungsrede für
etwas hält, was nicht zu verteidigen ist. Offensichtlich gilt das Programm „Out
of Control“ auch für die Finanzen von diesem Verein. Die sollen das in Ordnung
bringen, die sollen das machen, was das Kontrollamt auf Punkt und Beistrich
aufgezeichnet und aufgelistet hat und dann können Sie sich da heraußen
hinstellen, eine Verteidigungsrede halten, Geld mit Ihrer Noch-Mehrheit hier
beschließen und wir werden das zur Kenntnis nehmen!
Machen Sie sich keine Sorgen um mein Kulturverständnis und das
Kulturverständnis der ÖVP oder einer anderen Fraktion und kümmern Sie sich um
Ihr eigenes! (Beifall bei der ÖVP. – Weitere große Aufregung bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Ich hoffe, es wird sich
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