Gemeinderat,
44. Sitzung vom 23.02.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 95 von 96
alles wieder
beruhigen. Der Kollege Kenesei hat gerade gesagt, man soll nicht gegenseitig
verunglimpfen und „Kultur-Gnom“ ist wirklich kein Wort der Wertschätzung
gegenüber einem anderen Kollegen. (Aufregung bei der ÖVP.) Ich würde Sie
bitten, das in Zukunft nicht mehr zu sagen. (StR Johann Herzog: Und der
Woller? Was sagen Sie zum Woller? Kein Wort? – Große Aufregung bei FPÖ und
ÖVP.)
Zum Wort ist niemand mehr
gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet
auf das Schlusswort. Wir kommen zur Abstimmung.
Wer der Post 23 die
Zustimmung geben kann, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle
die Zustimmung der GRÜNEN und der SPÖ fest, somit mehrstimmig so beschlossen.
Ich schlage
vor, die Berichterstattung und die Verhandlungen über die
Geschäftsstücke 33 und 34 der Tagesordnung, sie betreffen eine
Akonto-Subvention für die Wiener Land- und Forstwirtschaft sowie eine
Subvention an die Landwirtschaftskammer Wien, zusammenzuziehen, die Abstimmung
jedoch getrennt durchzuführen.
Wird dagegen
ein Einwand erhoben?
Das ist nicht
der Fall. Dann bitte ich die Berichterstatterin, Frau GRin Kato die Verhandlung
einzuleiten.
Berichterstatterin
GRin Mag Sonja Kato: Ja,
ich bitte um Zustimmung zu den vorliegenden Akten.
Vorsitzende
GRin Inge Zankl: Ich eröffne
die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Lachkovics.
GRin Mag Eva Lachkovics (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte
hier die Gelegenheit ergreifen und ein brandaktuelles und wichtiges Problem in
der Landwirtschaft thematisieren. Heute wird es ein komplexes Thema. Ich werde
aber trotzdem versuchen, es so kurz wie möglich zu machen.
Es geht darum,
dass derzeit die EU-Kommission darauf drängt, dass Österreich die Anbauverbote
für zwei genmanipulierte Maissorten aufhebt. Und zwar geht es da um einen Mais
mit dem Namen MON-810 und einen mit dem Namen T-25 von Bayer. Das ist eine
Thematik, die ganz Österreich betrifft und natürlich auch Wien als genfreie
Zone.
Eigentlich ist das nicht
unbedenklich, auch wenn die Europäische Agentur für Ernährungssicherung meinte,
dass es zu wenig wissenschaftliche Hinweise gäbe, dass dies schädlich sein
könnte. Dabei hat diese Einrichtung aber doch einige österreichische Studien
auch ignoriert. Im Gegensatz zur Meinung der FTA gibt es nämlich schon
deutliche Hinweise darauf, dass diese beiden Maissorten nicht unbedenklich
sind.
Erst im
November 2008 sind die Ergebnisse einer Langzeitstudie mit der Maissorte
MON-810 bekannt geworden und es hat sich herausgestellt, dass sie bei Mäusen
Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit und des Immunsystems hervorgerufen hat.
Das heißt, das ist ein deutlicher Hinweis, dass diese Sorte auch der Gesundheit
des Menschen schaden könnte. (Lautes Plenum.) Außerdem wirkt er sich
negativ auf die Bodengesundheit aus und führt zu Resistenzen bei Insekten. Das
wäre Grund genug, das Vorsorgeprinzip und die EU-Schutzklausel für
genmanipulierte Pflanzen in Anspruch zu nehmen, wie das Frankreich auch getan
hat. Außerdem ist die Zulassung für diese Maissorte am 18.4.2007 abgelaufen und
das Verfahren für die erneute Zulassung ist noch immer nicht abgeschlossen. All
das wird im Antrag der EU-Kommission an den Ministerrat, das Anbot aufzuheben,
ignoriert.
Auch die
Maissorte T-25 ist nicht unbedenklich, sie besitzt eine Herbizidresistenz. Es
ist allgemein bekannt, dass herbizidresistente Pflanzen dazu führen, dass
vermehrt entsprechende Unkrautvernichter und auch andere, die zum Teil
schädlicher sind, verwendet werden. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass
sich Giftrückstände auf Lebensmitteln noch befinden, ist relativ groß. Auch
gibt es Beanstandungen der EU, dass es leider nicht genügend Informationen über
den Einfluss auf nützliche Insekten und Vögel und auf die Bodenbakterien
gegeben hat. Auch das wird von der EU-Kommission ignoriert.
Der
Umweltministerrat selbst hat schon Kritik am Zulassungsverfahren der EU geübt
und zwar am 4. Dezember 2008 und hat gemeint, dass die Risikobewertung
verbessert werden muss. Ebenso müssen die Langzeitfolgen und Auswirkungen auf
so genannte nicht Zielorientierte untersucht werden. Sie hat daher eine
grundlegende Überprüfung der Europäischen FTA gefordert.
Außerdem hat
der Umweltminister dazu gemeint, dass saisonale und lokale Ökosysteme und
sozioökonomische Auswirkungen berücksichtigt werden müssen. Das heißt für
Österreich, dass eine Studie, die sich mit biologischem und konventionellem
Anbau und genmanipuliertem Saatgut beschäftigt, berücksichtigt werden muss.
Laut dieser Studie von 2002 würde die Einführung von genmanipulierten Pflanzen
in Österreich für viele Bauern und Bäuerinnen in unserem Land ökonomische
Einbußen bedeuten.
Zudem gibt es
einen brandneuen Studienbericht vom Februar 2009, der Gentechnik in der
Landwirtschaft ein vernichtendes Zeugnis ausstellt. Die beanstanden, dass die
Anwendung von Umweltgiften steigt, weil 82 Prozent der weltweit angebauten
genmanipulierten Pflanzen Herbizidresistenz haben und es auch keine
nachweisbaren Ertragssteigerungen für Gentechnik in der Landwirtschaft gibt,
denn es gibt dafür bisher kein Saatgut auf dem Markt. Im Gegenteil, oft gibt es
Ertragseinbußen zu verzeichnen und es wurde festgestellt, dass es beim
Sojaanbau bis zu 6 Prozent Ertragsreduktionen gibt.
Der Antrag der
EU-Kommission, dass das Anbauverbot für die beiden Maissorten in Österreich
aufgehoben werden sollte, kommt im Umweltministerrat am 2. März zur
Abstimmung. Um diesen Antrag der EU-Kommission abzulehnen, würde Österreich
eine qualifizierte Mehrheit von 72 Prozent der Stimmen gegen diesen Antrag
brauchen, sonst wird die EU-Kommission im Alleingang das Verbot in Österreich
zu Fall bringen. Österreich braucht Verbündete unter den EU-Umweltministern und
-ministerinnen. Bei einer Probeabstimmung hat …
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