Gemeinderat,
46. Sitzung vom 29.04.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 113
schlimm war.
Ich stimme Ihnen zu: Wenn
jemand den Krankenstand zu seinem eigenen Vorteil nützt, ohne wirklich krank zu
sein, habe ich dafür null Verständnis, und auch die Kollegenschaft wird sicher
kein Verständnis haben. Wenn es nicht so ist und derjenige wirklich krank war,
gibt es andere Möglichkeiten. Sie haben ja gesagt, die Prävention wäre sicher
eine der wichtigen Geschichten.
Im Bereich Mobbing ist es
gut, dass dort etwas passiert. Schade ist, dass immer zuerst etwas passieren
muss, bevor etwas passiert; Mobbing ist nicht etwas, das erst in den letzten
Wochen und Monaten ausgebrochen ist. Mobbing ist sicher auch eine Sache, die in
allen Bereichen der öffentlichen Verwaltung und auch in Betrieben stattfindet.
Vielleicht ist man zu spät dran, aber dass jetzt etwas passiert, ist auf alle
Fälle einmal positiv zu sehen.
Eines, wovon man jetzt
wieder ein bisschen hört, möchte ich nicht als Mobbing bezeichnen, aber über
die längeren Wartezeiten, die derzeit bei der U-Bahn passieren und auf Grund
von Arbeitszeitregelungen dazukommen, hört man von Mitarbeitern der Wiener
Linien, dass sie von ihren Chefs, ich sage es einmal sehr freundlich, gebeten
werden, doch Dienste zu machen, die sie auf Grund gesetzlicher Regelungen
vielleicht nicht mehr machen dürften.
Wie sehen Sie die
Möglichkeit, dass gegen diese Verspätungen, die vor allem am Wochenende und,
wenn ich nur an die U6 denke, dort sehr exzessiv auffallen, etwas durchgeführt
wird, ohne dass Druck auf die derzeit bestehenden Mitarbeiter ausgeübt wird?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Vizebürgermeister.
VBgmin Mag Renate Brauner: Noch eine Bemerkung
zu der Frage, ob Aktivitäten gegen Mobbing zu spät gekommen sind: Ich stimme
Ihnen zu, man kann immer sagen, es hätte alles noch früher und noch früher
getan werden können, aber ich möchte nicht im Raum stehen lassen, dass bisher
nichts passiert ist. Es gibt zum einen eine zentrale Stelle im ÖGB, die sich
mit dieser Frage befasst.
Ich weiß aus meiner Zeit als Personalstadträtin, dass
es viele Diskussionen darüber gegeben hat, ob es nicht grundsätzlich klüger
wäre, eine Mobbingstelle außerhalb des Unternehmens zu haben. Mobbing ist ja
ein Thema, das erst seit einiger Zeit entsprechend in der öffentlichen
Diskussion ist, und da hat es viele Fragen gegeben: Ist es überhaupt gescheit,
wenn es im Unternehmen ist? Ist es gut, wenn Leute, die sich gemobbt fühlen, zu
einer Institution des eigenen Unternehmens gehen müssen, oder ist es nicht
überhaupt gescheiter, dass es ganz außerhalb des Unternehmens ist? - Eben in
der Gewerkschaft, wo die Kollegen und Kolleginnen hundertprozentig sicher sein
können, dass das Leute sind, die auf ihrer Seite sind.
Es ist also nicht so, dass es da nicht viele, auch
inhaltliche Diskussionen gegeben hat. Es gibt in der Stadt schon viele
Initiativen, und auch bei den Wiener Stadtwerken hat es natürlich vorher
Maßnahmen gegeben. Aber Sie haben recht, dieses konkrete Projekt wird jetzt
umgesetzt. Da kann man immer sagen, gescheiter noch wäre es vor einem Jahr, vor
zwei Jahren oder vor drei Jahren gewesen. Aber ich glaube, wir sind uns einig:
Es ist gut, dass es jetzt passiert, und es ist, glaube ich, ein sehr
wohldurchdachtes und sehr vernünftiges Projekt.
Zu Ihrer Frage - das ist ja
auch schon öffentlich diskutiert worden - des Personalstands, der
Arbeitnehmerschutzbestimmungen, der Arbeitszeitbestimmungen und ich glaube, Sie
haben im Zusammenhang mit angeblichen Verspätungen den Begriff exzessiv
verwendet: Ich werde mich sicher nicht in die operative Ebene des Unternehmens
einmischen. Denn dass Arbeitszeitbestimmungen eingehalten werden, dass die
Leute richtig eingeteilt werden und dass gleichzeitig das eingehalten wird, was
der Auftrag an die Wiener Linien ist, nämlich sicher und zur vollen
Zufriedenheit der Kunden und Kundinnen zu funktionieren, ist der Job der
Geschäftsführung! Den werde ich sicher nicht übernehmen. Ich erlaube mir nur,
ein bisschen die Begrifflichkeit zurechtzurücken.
Sie haben von exzessiv
gesprochen, und ich darf Ihnen sagen, ich habe mir natürlich, nachdem diese
Dinge bekannt geworden waren, bei den Wiener Linien entsprechend die Unterlagen
besorgt. Bei den Ausfällen, von denen wir sprechen handelt es sich um
2,7 Tausendstel der Gesamtleistung! Also der Begriff exzessiv auf der
einen Seite und der Begriff 2,7 Tausendstel der Gesamtleistung
widersprechen einander, um es höflich zu formulieren. Bei allem Verständnis
dafür, dass man als Opposition, wenn irgendwo etwas nicht hundertprozentig
funktioniert, dies aufzeigt und sich draufsetzt - das verstehe ich, Herr
Kollege, aber ich würde doch meinen, dass man bei der Begrifflichkeit ein
bisschen vorsichtig sein soll. Denn 2,7 Tausendstel sind keine exzessive
Verspätung!
Aber, noch einmal gesagt,
die Wiener Linien haben den Auftrag, sicher, pünktlich und zur vollen
Zufriedenheit der Wiener und Wienerinnen zu funktionieren. In hohem, äußerst
hohem Ausmaß tun sie das! Es wurde heute schon erwähnt, dass die EURO gut
funktioniert hat; davon können sich, glaube ich, auch die Wiener Linien einen
großen Teil abschneiden. Sie kennen alle die Befragungen der Wiener und
Wienerinnen, die mit den Wiener Linien sehr zufrieden sind. Aber das heißt
nicht, dass es nicht im Einzelfall Organisationsprobleme gibt, und da hat die
Geschäftsführung dafür Sorge zu tragen, dass das raschest in Ordnung gebracht
wird.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. - Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Puller gestellt. -
Bitte.
GRin Ingrid Puller (Grüner Klub im
Rathaus): Guten Morgen, Frau Stadträtin!
Vorerst kann ich es mir nicht verkneifen, dass ich
den Herrn Bürgermeister korrigiere - doch, es fällt in Ihr Ressort! - bezüglich
Touristenstraßenbahn. Es handelt sich nicht um ein Museumsfahrzeug, sondern um
eine ganz normale Hochflurgarnitur der Type E1, die auch im normalen Betrieb
noch unterwegs ist, und man kann durchaus auch Niederflurgarnituren einsetzen.
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