Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 88
eröffnet.
Wie hat sich das Theater an der Wien seither
entwickelt, im nationalen und internationalen Vergleich, und auch platziert?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Ich danke sehr für diese Frage, weil sie im Grunde auf etwas hinweist, was ja
in dieser Debatte einmal wohlweislich verschwiegen wird.
Das Theater an der Wien ist auch einer der
grundlegenden Gründe für die Strukturreform der Vereinigten Bühnen und hat sich
über Gebühr positiv entwickelt. Auch da - wenn ich mich erinnere - kann man bei
Gelegenheit aus den Protokollen einmal heraussuchen, was von der Opposition
nicht alles gewettert wurde: Das soll man nicht tun, das ist zu teuer, das wird
schlecht gehen, das brauchen wir nicht.
Aber es hat sich erwiesen, dass es eine sehr
erfolgreiche Geschichte ist, dass im Grunde - bis auf, glaube ich, eine oder
maximal zwei Ausnahmen - jede Produktion ein Riesenerfolg war, sowohl vom
Publikum als auch von der Kritik her, dass sich das Theater an der Wien in ganz
wenigen Jahren international als Opernhaus platziert hat, dass sich die
Abonnentenzahlen verdoppelt haben, dass die Zahlen noch weiter hinaufgehen,
dass die Auslastung hervorragend ist!
Es ist im Grunde eine ganz große Erfolgsgeschichte,
die wir auf Grund einer bewussten politischen Entscheidung getroffen haben,
nämlich zu sagen: Wir wollen in Wien in die Stärke dieser Stadt - und das ist
nun einmal auch das Musiktheater, auch das - unter Anführungszeichen - ernste
Musiktheater investieren. Ich glaube, dass damit der Standort gestärkt wurde,
ich glaube, dass sich damit das Theater an der Wien auch richtig und gut
zwischen den anderen beiden Opernhäusern positionieren konnte, der Staatsoper
als großem Repertoiretheater, der Volksoper auch als einem Repertoiretheater,
das sich aber eher der sozusagen leichteren ernsten Musik und auch der
deutschen Oper verschreibt. Im Theater an der Wien bekommen wir
Opernaufführungen exemplarischer Natur zu sehen und zu hören, die es sonst in
Wien nicht gibt.
Es ist also, glaube ich, eine sehr sensible, aber
richtige Einfügung und Erweiterung eines musikalischen Schemas, und insofern
hat das Theater an der Wien in nur ganz kurzer Zeit einen wichtigen Platz in
der internationalen Wahrnehmung erobert. Ich selbst habe das auch in mehreren
internationalen Diskussionen erleben können. Es wird die Wiener Opernlandschaft
und die Wiener Musiktheaterlandschaft jeweils geradezu als Vorbild gesehen, ob
das in Berlin, Paris oder London ist, wo ich verschiedentlich dazu befragt
wurde. Ich glaube, dass wir uns das mit durchaus großer Befriedigung zu Buche
schlagen lassen können.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
- Die 3. Zusatzfrage wird von GR Mag Kowarik gestellt.
GR Mag Dietbert Kowarik (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich möchte auch auf den Kontrollamtsbericht
zurückkommen und darauf Bezug nehmen. Da werden auch einige Ausführungen nicht
nur zur schon besprochenen Bausanierung, die unterblieben ist, getätigt,
sondern auch zur Funktionssanierung, die von Ihnen so hoch gelobt wurde. Es
wurden da konkret Defizite festgestellt.
Ich darf es Ihnen vorlesen: Doppelverrechnung bei der
Generalplanung, der begleitenden Kontrolle, die Nachrechnung der
Baumeisterleistungen ergab einen nicht unbeträchtlichen Reihungssturz, die
Fertigstellungsanzeige passt nicht mit den Befunden beziehungsweise mit den
Plänen überein. Es ist im Kontrollamtsbericht auch ausgewiesen, dass die
Vereinigten Bühnen Wien bekannt geben werden, dass eine Schlussrechnung über
die Baumeisterleistungen von einer unabhängigen Stelle geprüft werden soll.
Meine konkrete Frage an Sie: Ist das schon geschehen,
beziehungsweise wissen Sie irgendetwas über diese Ergebnisse einer unabhängigen
Prüfung?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Nein, Ergebnisse gibt es meines Wissens noch keine. Soviel ich weiß, ist das im
Laufen und wird auch von den Vereinigten Bühnen, von den zuständigen Organen
abgehandelt werden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
- Die 4. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag Ringler gestellt. -
Bitte.
GRin Mag Marie Ringler (Grüner Klub
im Rathaus): Die Tatsache, dass Sie nicht bei Aufsichtsratssitzungen waren
oder dass es auch - zumindest ist das dem Kontrollamtsbericht zu entnehmen -
recht wenige Sitzungen gemeinsam mit den Intendanten und der Intendanz der
Vereinigten Bühnen zum Thema gegeben hat, ist eigentlich auch mit einer der
Gründe, warum wir heute diesen Misstrauensantrag stellen. Es geht um die
Tatsache, dass wir sagen, wir kritisieren ganz explizit, dass Sie sich in
diesem Fall, bei der größten Subvention, die Sie im Kulturbudget vergeben, und
bei der größten Bausubvention, die die Stadt Wien im Kulturbereich in den
letzten Jahren vergeben hat, nicht ausreichend eingebracht haben.
Ich finde, es ist nicht gerechtfertigt, dass ein
Stadtrat sagt: Ich habe mir nicht angeschaut, wie das finanziert wird. - Ich
sage nicht, dass Sie sich künstlerisch einmischen sollen, aber ich sage sehr
wohl, dass Sie genauso Verantwortung für unser Steuergeld tragen, wie wir sie
hier als Kontrollierende auch haben.
Meine Frage an Sie: Werden Sie daraus Konsequenzen
ziehen, und können Sie sich vorstellen, in den nächsten Jahren die Vereinigten
Bühnen stärker zu kontrollieren und diese Ihre Kontrolle auch uns gegenüber im
Kulturausschuss klarer und transparenter zu machen, indem es
Vierteljahresberichte der Vereinigten Bühnen im Kulturausschuss geben wird?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr
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