Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 88
sie eingehalten werden kann. Dafür ist die Sprache
der Schlüssel.
Wenn wir uns Städtevergleiche anschauen, dann sehen
wir, dass andere große, prosperierende europäische Städte zum Beispiel
überhaupt einen barrierefreien Zugang haben, indem alle Sprachmaßnahmen
kostenlos sind. Das ist bei uns nicht so. Wir fordern auf der einen Seite in
der Integrationsvereinbarung, dass die Voraussetzung erfüllt werden muss und
die Zugewanderten Deutsch können müssen, aber auf der anderen Seite haben wir
einen ziemlich hohen Wert, was diese Maßnahmen kosten, sodass sie dann von den
Familien sehr oft gar nicht erbracht werden können.
Also geht es in erster Linie darum, einen gleichen
Zugang, eine gleiche Chance zu ermöglichen. Es ist ja nicht so, dass diese
Sprachmaßnahmen zum Beispiel gratis sind, sondern wir verlangen dafür auch
einen Elternbeitrag. Dieser Elternbeitrag setzt sich daraus zusammen, dass auf
der einen Seite eben die Sprachmaßnahme zu bezahlen ist, dass aber auch
gleichzeitig die Betreuung zu bezahlen ist.
Diese Kombination der Sprachvermittlung und der
Nachmittagsbetreuung ist ja deshalb wichtig, weil die Kinder am Nachmittag dann
ja nicht nur in der Freizeiteinrichtung sitzen und es dort lustig haben,
sondern der Nachmittag ist, wenn es darum geht, die Sprache zu erlernen,
pädagogisch mindestens genauso wichtig wie der Vormittag, denn dort wird dann
nämlich in der Praxis die Sprache noch einmal erprobt, sei das jetzt beim
Theaterspielen oder sei das beim miteinander Sport Ausüben. Und das ist, denke
ich mir, der wesentliche Faktor.
Also ich sage, ja, es ist zu verantworten und es soll
auch so sein, dass aus Steuermitteln solche Maßnahmen bezahlt werden. Außerdem
richten sie sich ja gleichermaßen an Kinder mit und auch an Kinder ohne
Migrationshintergrund. Also dieses Auseinanderdividieren halte ich in dieser
Frage eigentlich nicht für richtig und möchte es auch zurückweisen, weil es
eben Kinder von Eltern sowohl mit Migrationshintergrund als auch ohne
Migrationshintergrund sind, die da gemeinsam im Sommer an ihrem sozialen
Aufstieg arbeiten.
Und das muss uns etwas wert sein als Stadt, das muss
uns auch etwas wert sein als Bund, dass man hergeht und sagt, man investiert in
die Zukunft der Jugend, gibt ihnen eine Perspektive und eine tatsächliche
Chance für einen sozialen Aufstieg. Deswegen ist das sehr wohl zu verantworten.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke.
– Die 2. Zusatzfrage wird von Frau GRin Jerusalem gestellt. Bitte schön.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Frau Stadträtin!
Als Erstes möchte ich Ihnen eigentlich sagen, dass
ich dieses Projekt für ein sehr gutes Projekt halte, für eine gute Idee, eine
sehr gute Sache. Gratuliere! Ich denke, von derartigen Projekten würden wir
sicher auch mehr brauchen können.
Ich habe zwei Kritikpunkte anzubringen, über die ich
gerne mit Ihnen reden würde.
Das Erste ist diese Limitierung auf tausend, denn was
ist mit der tausendersten, der tausendzweiten, der tausenddritten Anmeldung?
Sagen wir dann tatsächlich, nein, es geht nicht?
Der zweite Kritikpunkt bezieht sich auf diesen
Kostenbeitrag, der doch für Eltern, die so wenig Geld haben, wie die
betroffenen Familien wahrscheinlich eben haben werden, sehr hoch ist. Halbtags
30 EUR, glaube ich, und ganztags 50 EUR für die zwei Wochen, das ist
für viele Familien schon eine sehr, sehr schwierige Angelegenheit. Da würde
mich wieder interessieren: Hat man auch überlegt, das vielleicht kostenlos
anzubieten, was ich persönlich für wesentlich gescheiter finden würde?
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie kurz auf das
eingehen könnten, was ich bis jetzt gesagt habe, und meine eigentliche Frage
lautet: Wie viele haben sich denn bis jetzt einmal angemeldet?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Zu der
ersten Frage, nämlich wie wir das mit den Plätzen ausgerichtet haben. Wir haben
2008 390 Kursplätze angeboten und haben mit diesen an und für sich das
Auslangen gefunden, weil wir es auch nicht sehr beworben haben. Jetzt ist es
so, dass wir mit den Schulen zusammenarbeiten und seit den Osterferien auch von
den LehrerInnen immer das Feedback bekommen, dass sie, wenn sie Kinder unter
dem Schuljahr kriegen, aktiv auf die Eltern und auch auf die Kinder zugehen und
ihnen sagen, dass es diese Maßnahmen gibt.
Wir versuchen es jetzt einmal mit tausend Plätzen,
haben auch eine sehr breite Evaluierung, sowohl quantitativ als auch
qualitativ, angeschlossen an diese neu eingesetzte Maßnahme. Sie wissen, wir
haben uns dazu bekannt, dass alle Integrationsmaßnahmen gemessen werden in
Zukunft. Das heißt, die Evaluierung an SOWIESO wird eine quantitative wie
qualitative sein, um auch zu schauen, was sind Störfaktoren, was hat uns
eigentlich tatsächlich weitergebracht in der Bildung der Sprache der Kinder in
dieser Zeit.
Ich sage einmal so: Wenn wir jetzt sehen, dass wir
mit den Plätzen nicht auskommen, dann werden wir die Plätze aufstocken
beziehungsweise für nächstes Jahr mehr Plätze vorsehen. Und wenn dann noch dazu
in der quantitativen und qualitativen Evaluierung herauskommt, dass das eine
gute Sprachmaßnahme ist, die den Kindern eine tatsächliche Unterstützung gibt
für den Wiedereinstieg im Herbst, dann, denke ich mir, spricht nichts dagegen,
denn da meine ich das eben so ernst, wie ich es gesagt habe: Man muss in die
Bildung der Kinder investieren.
Zu Ihrer Frage, wie es bis jetzt
läuft mit den Anmeldungen, kann ich sagen, es läuft derzeit ganz gut, wiewohl
wir noch lange nicht an der Tausendergrenze schrammen. Wir sind momentan so bei
300, 400 Anmeldungen maximal. Also derzeit sehe ich noch keine Bestätigung
dafür, dass es sich mit dem Angebot nicht ausgeht, aber wir kontrollieren das
und schauen uns das
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