Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 20 von 88
Die Sprache ist ein wichtiger Schlüssel, aber nicht
der einzige Schlüssel. Im Endeffekt geht es um eine Loyalität zum neuen Staat,
und die haben wir einzufordern. Es ist schade, dass hier seitens der SPÖ in den
letzten Jahren nichts gemacht wurde, den heraufdräuenden Nachbarschaftskonflikt
zu lösen. Es gibt bessere Standorte. Man könnte widmungsmäßig Vorsorge treffen,
dass es auch solche Zentren geben kann, aber nicht im Hinterhof in einem dicht
verbauten Gebiet. Dort ist das völlig ungeeignet.
Und wenn jetzt der Herr Bürgermeister von der
Hausordnung der Stadt spricht, dann gehören für mich zur Hausordnung schon auch
klare Ziele, klare Verpflichtungen auch für Neubürger und so weiter, denn die
ausgestreckten Hände unsererseits werden ja auch dokumentiert in einer Fülle
von Angeboten, die ganz wichtig und richtig sind. Also es geht nicht nur darum,
dass man Hände ausstreckt, es geht auch darum, dass man ganz klare
Verpflichtungen einführt. Dagegen haben Sie sich immer gewehrt. Aber
Integrationspolitik kann nicht so ausschauen, dass man jemanden beim Ohrwaschl
nimmt, wenn er grundlegende Werte unserer Gesellschaft missachtet. Da gehören andere
Sanktionen her. Ohrwaschlziehen ist in der Pädagogik Steinzeit, und
Ohrwaschlziehen ist auch in der Integrationspolitik fehl am Platz. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Am Wort
ist Herr GR Valentin.
GR Erich Valentin (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Im Vorfeld der heutigen Aktuellen Stunde sind
Begrifflichkeiten hier im Text, aber auch auf den Plakaten aufgetaucht –
EU-Verräter, Volksvertreter –, und in dem Zusammenhang habe ich in der
Vergangenheit den Vorwurf gemacht, dass Sie, meine Damen und Herren der FPÖ,
aus der Vergangenheit nichts gelernt hätten. Ich habe Ihnen den Vorwurf
gemacht, dass Sie aus einer Zeit, die wir gemeinsam hoffentlich als eine
betrachten, die nie wieder kommen soll, nichts gelernt haben.
Ich ziehe das zurück, meine Damen und Herren. Sie
haben etwas gelernt. Sie haben die Diktion „Der Stürmer", Sie haben die Diktion
von vor 1945, Sie haben eine Propaganda wieder ausgegraben, und mit dieser
Propaganda versuchen Sie, in der Brigittenau die Menschen zu verhetzen. Das ist
schamlos, meine Damen und Herren, das ist eine Schande, was da geschieht, und
es ist auch eine Zerreißprobe für die Demokratie. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Sie haben
in den letzten Tagen gezeigt, dass Sie faschistoide Grenzgänger sind. Nach
diesen Tagen, meine Damen und Herren, kann sich die interessierte
Öffentlichkeit, die Demokratie in Österreich ein Bild machen, auf welcher Seite
der Grenze Sie stehen. (GR Mag Wolfgang
Jung: Ja, das kann sie!)
Und wenn Sie heute das, was demokratisch,
rechtsstaatlich in der Brigittenau abgelaufen ist und auch derzeit abläuft, als
Farce bezeichnen, dann tun Sie das deshalb, weil Ihnen die Ergebnisse nicht
passen. Sie tun es deshalb, weil Sie es nicht sehen wollen und weil es in Ihr
Konzept nicht hineinpasst, dass die Kommunikation mit den Bürgerinnen und
Bürgern geschehen ist. Eine Mediation hat stattgefunden, wo viele Sorgen der
Bürgerinnen und Bürger entkräftet werden konnten. Es wurde ein Verkehrskonzept
gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeitet, es wurden lärmdämmende
Maßnahmen beim Neubau erarbeitet, es wurde erarbeitet, wie wir vorzugehen haben,
wenn es zu Beschwerden kommt. (StR Johann
Herzog: Wo? Was wurde erreicht? – GR Mag Wolfgang Jung: Die Mediation hat
nichts gebracht!)
Am Ende dieses Mediationsprozesses haben diejenigen,
die berechtigte Sorgen gehabt haben, gesagt: Okay, wir schauen uns das jetzt
an, wir schauen, wie das umgesetzt wird. Und die restliche Gruppe, die Sie
fördern, wo Sie die Budgets hineinstecken, ist übriggeblieben. Diese Gruppe
zeichnet sich dadurch aus, dass nach der Demonstration gesagt wurde, langsam
finde ich „Nazi" als Ehrentitel, meine Damen und Herren. Das muss man
einmal klar und deutlich sagen.
Wir stellen die Bürgerinnen und Bürger, die
berechtigte Sorgen haben, nicht ins rechte Eck. Sie instrumentalisieren
Bürgerinnen und Bürger, die Angst haben. Und das ist schändlich, meine Damen
und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – StR Johann Herzog: Was haben Sie denn gemacht?)
Und wenn Sie von Rechtsstaatlichkeit reden, dann muss
man schon sagen, es hat dort eine Bauverhandlung stattgefunden. Und so wie
jeder andere, der innerhalb eines Grundstückes ist und sich nach den Gesetzen
hält, dürfen auch die dort bauen. Außerdem wird keine Moschee gebaut, es wird
ein Wohnhaus gebaut. (GR Dr Herbert
Madejski: Das stimmt ja gar nicht!) Einmal mehr zeigt sich deutlich, dass
Sie durch eine Vermengung von Begrifflichkeiten versuchen, Menschen gegenseitig
aufzuhetzen. Sie versuchen, Angst zu streuen. In einer Zeit, wo es durchaus
friedlich zugehen könnte in der Dammstraße, versuchen Sie, Öl ins Feuer zu
gießen.
Meine Damen und Herren! Ein Unterschied zwischen
Ihnen und mir besteht auch darin, dass ich zehn Jahre in der Dammstraße 24
gewohnt habe – nachweislich; weder DDr Schock noch sonst jemand war dort –, und
zwar von 1994 bis 2004. Von 1994 bis 1996, als das islamische Zentrum dort
etabliert worden ist, bis hin in die jüngsten Tage hat es keine Beschwerden
gegeben. Es gab ein friedliches Miteinander, zumindest ein friedliches
Nebeneinander. Keine Beschwerde bei der Polizei, keine Beschwerde beim
Marktamt. Nirgendwo.
Und dann sind Sie gekommen, Sie, die Sie die Menschen
verhetzen, Sie, die Sie Geld hineinstecken in Homepages, Sie, die Sie
Beratungstätigkeit ausüben, wie man Menschen radikalisiert und verunsichert.
Ich sage Ihnen einmal mehr: Wir stehen zu dieser
Stadt des Miteinanders. Wir haben in der Brigittenau dieses Miteinander
jahrelang, jahrzehntelang gefördert. Mit gutem Erfolg. Die Menschen leben
friedlich nebeneinander.
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