Gemeinderat,
47. Sitzung vom 25.05.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 88
oder Essverhalten von Menschen gegeneinander
auszuspielen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Das Schweinefleisch mag vielleicht im
österreichischen Kulturkreis und auf dem Speiseplan das Wichtigste sein,
Schweinsbraten und, und, und. Wir kennen das alles, auch ich esse das gerne,
aber dass es das nicht mehr im Kindergarten gibt, ist falsch und ... (GR
Mag Wolfgang Jung: Nein, Sie haben nicht recht! Es gibt mehr als einen, der das
abgeschafft hat!)
Das stimmt nicht (GR Mag Wolfgang Jung: Das
stimmt! Das stimmt!), es gibt mehrere Menüs zum Auswählen. Und gehen Sie
doch einmal in einen Kindergarten und schauen Sie sich an, da hängen die Menüs:
Menü 1, 2, 3, einmal nur vegetarisch, einmal mit Schweinefleisch, einmal
mit was anderem oder Süßspeisen, Sie können auswählen. Offensichtlich schauen
Sie sich nur das eine an, wo es vegetarisch ... (GR Mag Wolfgang Jung:
Es gibt Kindergärten!) Das stimmt nicht, Herr Kollege Jung, und in Ihrem
Alter wundert es mich nicht! Gehen Sie in einen Kindergarten, setzen Sie sich
einmal damit auseinander und behaupten Sie nicht immer falsche Tatsachen! Es
stimmt nicht und das Schweinefleisch verschwindet nicht aus dem Kindergarten! (GR
Mag Wolfgang Jung: Lassen Sie sich von den Eltern den Speiseplan zeigen, Frau
Kollegin! – Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als Nächste am Wort ist
Frau GRin Riha. Kann vielleicht jemand die Kollegin Riha ablösen? (GRin Monika
Riha ist Schriftführerin und wird abgelöst.) Gut.
GRin Monika Riha (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen
und Herren! Und auch sehr geehrter Herr Bürgermeister, obwohl er wieder nicht
bei der Debatte anwesend ist, aber es ist mir immer auch wichtig, mich an ihn
zu richten, weil er den gebührenfreien Kindergarten verkündet hat und ich bin
sicher, es wird ihm ausgerichtet!
Wir sind wieder einmal Zeuge geworden, dass wirklich
alles von der FPÖ in eine Richtung, und ich traue mich sogar zu sagen,
missbraucht wird. Ich bin eigentlich der Meinung, Sie waren schon sehr lange
nicht in einem Kindergarten (GR Mag Wolfgang Jung: Doch!), Sie haben
wirklich keine Ahnung, wie es dort zugeht. Und ich würde mal sagen, bevor Sie
sich das nächste Mal irgendwie zu bestimmten Dingen, die inhaltlicher Natur
sind, zum Wort melden, schauen Sie doch einmal hin und schauen Sie es sich auch
vor Ort an, wie Kindergarten heute ausschaut, denn so wie Sie ihn darstellen,
so schaut er heute nämlich nicht mehr aus. (Beifall bei der ÖVP und von GR
Godwin Schuster.)
Ja, leider ist es nicht das erste Mal, dass wir so
extrem diskutieren müssen. Das finde ich schade und ich muss auch sagen, ich
hätte mir erwartet, dass es irgendwo eine Grenze gibt. Ich finde eigentlich,
Rassismus sollte zumindest vor Kindern halt machen. (GR Rudolf Stark: Das
ist Schwarz-Weiß-Malerei!) Da bin ich der Meinung, dass wenn man vor
Kindern nicht halt macht, es eigentlich eine Spur zu weit geht. (Beifall bei
den GRÜNEN und von GR Godwin Schuster.)
Aber abseits dieser Schwarz-Weiß-Malerei ist es doch
angebracht, sich einmal den Fakten zuzuwenden und auch durchaus einmal einen
kritisch-objektiven Blick auf den tatsächlichen Zustand zu werfen und da gibt
es ja genug zu diskutieren. In den letzten zwei Monaten gab es vorrangig zwei
Kernpunktthemen: Das eine war die Gebührenfreiheit und das andere war: „Soll
der Kindergarten zumindest im letzten Jahr verpflichtend werden oder nicht.“ Aber
man sieht schon, welch großes Anliegen uns die Kinder sind, wenn ich in die
Reihen schaue. Mir sind unsere Kinder in dieser Stadt ein sehr großes Anliegen.
Es gibt einfach weit mehr, das zu diskutieren ist.
Der Kindergarten, ich habe es an dieser Stelle schon
einige Male gesagt, ist die erste und meiner Meinung nach wichtigste
Bildungseinrichtung in der Bildungsgeographie eines Kindes. Wichtige
Weichenstellungen werden hier gemacht. Es geht um Förderung von Anlagen und
Begabungen. Es geht um das Thema Integration. Es geht um das Thema
Spracherwerb. Es geht um das Erfahren ganzheitlicher Bildung und auch da möchte
ich der FPÖ gerne eine kleine Nachhilfestunde geben: Wenn Sie die Frau
Leibovici-Mühlberger zitieren, dann hätten Sie vielleicht die Studie auch lesen
sollen, weil da nichts davon stand, dass es um Kinder unter drei geht, sondern
es ging nur um die Kinder bis zum ersten Lebensjahr. Das steht in dieser Studie
ganz genau drinnen. Und wenn Sie hier was zitieren, dann zitieren Sie es bitte
richtig, weil sich das die Frau Dr Mühlberger nicht verdient hat, dass sie hier
falsch zitiert wird.
Ich denke mir, unsere Kinder sollten uns wirklich zu
schade für ein politisches Hickhack sein und daher möchte ich gerne auf die
Qualitätsmerkmale eingehen. Qualität im Kindergarten ist etwas sehr Wichtiges.
Was gehört nun zur Qualität im Kindergarten? Zunächst und da ist ja jetzt eine
richtige Entscheidung getroffen worden, die wir auch begrüßen, wenn auch spät,
8 Jahre, nachdem wir es gefordert haben, nach 13 Anträgen meiner Fraktion,
spät aber doch wird es jetzt endlich umgesetzt. Aber durch die Abschaffung der
Gebühren ist der Idealzustand der frühkindlichen Pädagogik noch nicht erreicht.
Am 27. Februar haben Sie es, nachdem Sie drei Tage vorher unseren letzten Antrag
noch abgelehnt haben, verkündet. Es war aus medialer Sicht sicherlich ein
großer Aufmacher, aber ich bin mir nicht sicher und darum meine Frage an den
Herrn Bürgermeister: Waren Sie sich der Tragweite und der Auswirkungen wirklich
bewusst, denn es gilt jetzt, dieses ganze komplexe System der vorschulischen
Bildung auf neue Gegebenheiten einzustellen? Und das zeichnet sich in der
Realität ja sehr viel schwieriger ab nach dem Motto „Es ist einfach gesagt,
aber viel schwieriger umgesetzt.“
Die Schwierigkeiten liegen da
oftmals im Detail, so wie es meine Vorrednerin, Frau Kollegin Smolik, schon
angesprochen hat, zum Beispiel in dem Detail, dass eine Förderung für
Unter-Drei-Jährige einen anderen Bereich hat als eine Förderung für Drei- bis
Sechsjährige, aber
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